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Kolonie der Genetics

Kolonie der Genetics

Titel: Kolonie der Genetics
Autoren: Alfred Bekker
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werden.«
    Ich grinse – damals im Jahr 2238.
    Heute tue ich das nicht mehr. Die Sache ist zu ernst.
    Ich sage: »Ich frage mich manchmal, ob wir schon jetzt noch Menschen sind.«
     
     
    Im See brodelt etwas.
    »Also gibt's hier heute doch Methan-Frösche!«, spricht Jelinda mit einem triumphierenden Unterton und es hört sich fast so an, als wollte sie damit sagen: Hab ich's doch gewusst!
    Dann beginnt der Regen. Dicke Tropfen aus Methan pladdern herab, als wir zur Station zurückgehen.
    Ich drehe mich um und ausgerechnet jetzt kommen die Methan-Frösche aus dem See. Überall blubbert es. Sie sondern Blasen von Kohlendioxid ab, die dann in die Atmosphäre entweichen. Außerdem scheiden sie Wasser aus, das aber nicht sofort gefriert, da die darin gelösten Zusätze das verhindern. Die Wasserlachen halten sich manchmal ziemlich lange in den oberen Schichten des Methan-Sees. Wassermoleküle sind Dipole und daher ein hervorragendes Lösungsmittel für alles Mögliche. Methan ist monopolar und das exakte Gegenteil eines guten Lösungsmittels. Deshalb vermischen sich beide Substanzen nicht. Wenn das Wasser lange genug an der Oberfläche bleibt, kommt es vor, dass es doch gefriert und die Eisstücke dann gut sichtbar über den See schwimmen.
    Man weiß dann immer, dass zumindest vor einiger Zeit relativ viele Methan-Frösche dort waren.
    Oder auch M-Frogs, wie die Biester im Slang von Galunda Prime heißen.
    Kleine biochemische Elektrizitätswerke sind das. Man kann sie als Energiequelle benutzen und ihre biochemisch gespeicherte Elektrizität anzapfen. Für den Betrieb eines Antigrav-Gleiters oder andere einfache technische Geräte reicht das Maß an Energie durchaus aus und Dad hat mir einiges an Geschichten darüber erzählt, was die ersten, genetisch noch unoptimierten Normalo-Prospektoren mit diesen Kreaturen so alles angestellt haben. Zwischenzeitlich hat irgendein Schlaumeier – ich glaube, es war ein wegen standeswidrigen Verhaltens suspendierter Arzt von Genet – etwas entwickelt, dass es wesentlich leichter machte, die Elektrizität der M-Frogs zu nutzen. Man setzte ihnen einfach eine Art Steckdose ein und verhinderte mit einem per Fernbedienung steuerbaren Implantat, dass sie aggressiv wurden.
    So ein M-Frog kann durch einen elektrischen Schlag sehr leicht einen Menschen töten. Und wenn sie kollektiv auftreten, dann können sie unter Umständen auch die technischen Anlagen einer Prospektoren-Siedlung lahm legen.
    Aber das war im Moment nicht zu erwarten.
     
     
    Als wir die Station erreichen, wächst sich der Methan-Regen zu einem richtigen Sturm aus. Ich drehe mich noch einmal um und sehe, wie kleine Blitze zwischen den an Land gekrochenen M-Frogs hin- und herwandern.
    »Komm jetzt!«, drängt Jelinda.
    »Meinst du, die kommunizieren auf diese Weise?«, frage ich.
    »Vielleicht gewinnst du einen Forschungspreis für Vorschulkinder, wenn du das herausfindest!«, macht sie sich über mich lustig.
    Ich verziehe das Gesicht. Über das, was sie sagt, kann ich nicht lachen, denn es steckt zuviel bittere Wahrheit darin. Und jetzt – vierzehn Jahre später – kann ich das erst recht nicht witzig finden. Tatsächlich hat jedes Genetic-Vorschulkind heutzutage bessere Chancen als ich und ist mir intellektuell überlegen. Je jünger – je besser. Jede Generation übertrifft ihre Eltern. Das mögen früher mal Allgemeinplätze gewesen sein, aber bei uns Genetics trifft das definitiv zu.
    Ich sehe durch den Schleier der Wolken hindurch ein Objekt, das auf die Station zuschwebt. Es passiert gerade beide Kartoffel-Monde, die derzeit tagsüber zu sehen sind. Auch ein Zeichen dafür, dass Frühling ist. Der Umriss des Objekts ähnelt einem Diskus. Allerdings gibt es einen zylinderförmigen Aufsatz, der vorne und hinten über den Diskus hinausragt.
    Die typische Form der TR-Tec-Raumer. Die Schiffe der lokalen Systemverteidigungseinheiten der Drei Systeme sehen zum Teil so aus und jeder, der die News im Datennetz auch nur gelegentlich mitverfolgt, weiß, dass so gut wie jedes Mitglieds System der Solaren Welten solche Streitkräfte hat. Aber in den Drei Systemen hat man sich besonders schwer damit getan, sie in die Befehlsstruktur des Star Corps zu integrieren. Wenn man es genau nimmt, dann kann man sogar sagen, dass das nie geschehen ist.
    Und wenn man es noch genauer nimmt, könnte man aus der Perspektive des Jahres 2252 sogar vermuten, dass die Konzernführung von TR-Tec das nie beabsichtigt hat. Man schien von vorne
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