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Kolonie der Genetics

Kolonie der Genetics

Titel: Kolonie der Genetics
Autoren: Alfred Bekker
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paar ganz gewöhnliche Elemente in Modifikationen vorliegen. Die Natur hat schon ein paar seltsame Scherze drauf. Aber diese Scherze eröffnen ganzen Industriezweigen Perspektiven und bringen hier und da etwas an technischem Fortschritt.
    Auf Galunda Prime existierte von 2210 an eine Kolonie des TR-Tec-Konzerns. Dass der Planet nicht für eine Besiedlung in Frage kam, wie Genet und die anderen Planeten der Drei Systeme , lag auf der Hand. Und wären da nicht ein paar sehr wertvolle Substanzen gewesen, die es lohnte, aus dem Permafrostboden dieser Welt herauszuholen, dann hätte es vermutlich nicht eine einzige Menschenseele hier hergezogen. Die Atmosphäre hatte einen Methan-Anteil, der stark schwankte – je nach Temperaturniveau. Es mag nur wenige Planeten geben, auf denen Methan in allen drei Aggregatzuständen vorkommt: als Methan-Eis, als Flüssigkeit und als Gas. Steigt die Temperatur, tauen die gefrorenen Methan-Seen auf. Steigt sie weiter, verdampft das Methan in die Atmosphäre. Es ist ein einzigartiger Anblick, obwohl das, was ich davon sehen kann, auch nur entfernt mit dem vergleichbar ist, was Lichtsehende erkennen würden …
     
     
    Du magst mir verzeihen, dass ich manchmal in der Vergangenheit und dann wieder in der Gegenwart schreibe. Es ist so, dass mir der eine oder andere Moment so gegenwärtig ist, als wäre er eben erst geschehen und es erscheint mir dann seltsam, ihn als etwas zu schildern, das sich vor langer Zeit ereignete.
    Beides, Vergangenheit und Gegenwart verschwimmen ohnehin.
    In diesem Augenblick schreiben wir das Jahr 2252. Ich sitze in meiner Kabine an Bord der STERNENFAUST II und vervollständige meine Aufzeichnungen. Aber in Gedanken bin ich im Jahr 2238, in diesem Methan-Frühling von Galunda Prime.
    Zeitreisen in die Vergangenheit sind zumindest mathematisch möglich.
    Dass sie geistig möglich sind, daran hat wohl sowieso nie irgendjemand gezweifelt.
     
     
    Ich gehe zum Seeufer, das an diesem Tag so weit an die Station herangekommen ist, wie seit langem nicht mehr. Ab Minus 182 Grad Celsius beginnt Methan zu schmelzen und ab Minus 162 Grad Celsius siedet es. Nur dazwischen bilden sich diese Seen. Der Dampf steigt auf und ich atme tief durch.
    Temperaturen bis Minus 200 Grad machen mir prinzipiell nichts aus. Ich friere nicht. Meine Gene sind so verändert, dass das ausgeschlossen ist. Auf der Erde gibt es sogar kaltblütige Organismen, die in eine Kältestarre verfallen, wenn der Gefrierpunkt wesentlich unterschritten wird. Substanzen, die chemisch wie Frostschutzmittel wirken, schützen ihre Zellen vor der Zerstörung. So etwas Ähnliches ist auch in meinem Blut. Siebzig Prozent des menschlichen Körpers bestehen aus Wasser, das macht ihn normalerweise ziemlich anfällig für Kälte. Aber nicht bei mir. Die biochemischen Einzelheiten will ich dir ersparen. Ich weiß, dass du dich dafür nicht interessierst.
    Explosionsartig stoße ich den letzten Rest an normaler Atemluft aus meinen Lungen, ähnlich wie Wale das tun, wenn sie blasen . Das gibt einen seltsamen Ton – auch in einer Methan-Atmosphäre. Eine Wolke kondensierender Atemluft bildet sich und meine Lunge kollabiert. Tatsächlich sind Gen-Abschnitte von Pottwal-DNA in meine Genom-Doppel-Helix gesetzt worden. Gut, dass es noch etwas Pottwal-DNA im genetischen Archiv des TR-Tec-Konzerns auf Genet gab, denn auf der Erde sind diese Giganten ja seit über hundert Jahren ausgestorben.
    Die Meeressäuger konnten 3000 Meter tief tauchen, ohne zerquetscht zu werden, weil durch ein absichtliches Kollabieren der Lunge letztere vollkommen entleert wurde und keine Luftblase zurückblieb.
    Ich musste im Prinzip dasselbe tun, denn Sauerstoff und Methan können explosionsartig reagieren, wie die berüchtigten Schlagwetter-Explosionen aus der Geschichte des primitiven Bergbaus der Prä-Weltraum-Ära belegen. Und da der Flammpunkt – die niedrigste Temperatur, bei der es noch zu einer Oxidation kommen kann – für Methan bei Minus 188 Grad Celsius liegt, tat ich gut daran, vorsichtig zu sein.
    Auf eine ganz persönliche Schlagwetter-Explosion in meiner Brust konnte ich nämlich gut und gerne verzichten. Und die Luft länger als zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten anzuhalten und einfach nicht zu atmen, ist mir zwar möglich – wäre aber äußerst anstrengend.
    Ich blicke auf.
    Die beiden wie riesenhafte Kartoffeln aussehende Monde Galunda Prime Alpha und Beta werden durch sich auftürmende Methan-Wolken halb verdeckt. Ich weiß aus
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