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Kolonie der Genetics

Kolonie der Genetics

Titel: Kolonie der Genetics
Autoren: Alfred Bekker
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weiter eingehen. Das ist ein eigenes Kapitel, das von anderen erzählt werden sollte.
     
     
    Zurück nach Genet, wo meine genetische Matrix designed wurde. Meine Eltern hatten das berühmte »E.« zwischen Vor- und Zunamen. »E.« steht für »Engineer«, so wie »R.« für »Ruler« steht und die Angehörigen unserer Herrscherkaste bezeichnet.
    Meine Eltern waren gut in Mathematik und hatten ein besonderes, fast intuitives Verständnis für technische Prozesse. Das alles habe ich auch, nur etwas mehr davon. Und die neue Generation von »Engineers« hat so viel davon, dass meine Eltern dagegen wie primitive Homo Erectus-Menschen wirken, die es gerade geschafft haben, den technischen Sprung vom Faustkeil zur Steinaxt hinter sich zu bringen.
    Sie waren recht temperatur- und druckresistent und konnten im Notfall eine halbe Stunde ohne Sauerstoff auskommen.
    Das kann ich alles auch. Aber die Optimierung ist in meiner Generation von Engineers noch deutlich weiter gegangen. Ich habe zwei verschiedene Lungenflügel, von denen einer Sauerstoffatmung, der andere Methan-Atmung ermöglicht.
    Eine Reihe seltener Rohstoffe wurde damals auf Methan-Welten gefördert. Rohstoffe, die für die biochemische Industrie Genets eine gewisse Bedeutung hatten.
    Daher war es klar, dass Engineers, die den dortigen Lebensbedingungen gut angepasst wären, besondere Erwerbsmöglichkeiten hatten. Dass sich diese Präferenz schneller ändern würde, als meine Eltern gedacht hatten und sich meine genetische Ausstattung auch deswegen irgendwann als minderwertig und wenig kompatibel herausstellte, kann ich ihnen nicht zum Vorwurf machen.
    Das war nicht absehbar. Sie meinten es wirklich nur gut und auch Genetics können nicht in die Zukunft schauen. Noch nicht.
    Bis dahin werden sich wohl noch ein paar Millionen Eltern im Moment des genetischen Designs ihres Kindes irren – einem gewissermaßen geistigen Zeugungsakt, der in den Drei Systemen der eigentlichen Zeugung lange vorausgeht und den Beteiligten statt Lust eher graue Haare beschert, denn es gibt da einfach so viel zu bedenken – und damit verdammt viele Möglichkeiten, sich zu irren.
    Auf irgendeine der unzähligen Optionen muss man aber setzen und man kann sie leider nicht alle gleichzeitig wählen.
    Was richtig ist, kann erst die Zukunft zeigen. In meinem Fall wurde dieses Urteil längst gesprochen. Zu meinen Ungunsten. Pech gehabt. Aber da bin ich nicht allein. Du hast ja dasselbe Problem, nicht wahr?
     
     
    Eine Szene fliegt mir zu, drängt sich in meine Erinnerung, da ich diese Aufzeichnungen anlege.
    Eine Stimme spricht zu mir. Die Stimme eines Menschen, den ich – trotz seiner manchmal etwas besserwisserischen Art – sehr zu schätzen gelernt habe. Sie gehört einem Mann, der eigentlich William Beaufort heißt und sich Bruder William nennt. Ein Christophorer, der als Wissenschaftlicher Berater an Bord des Sondereinsatzkreuzers STERNENFAUST II dient – dem Schiff, dessen Besatzung ich als Leitender Ingenieur unter dem Kommando von Captain Dana Frost angehöre.
     
     
    »Sie sollten nicht jammern«, findet Bruder William, während wir in einem der Aufenthaltsräume sitzen, die es an Bord dieses Schiffes gibt.
    »Ach – meinen Sie?« Ich kann einen gewissen ironischen Unterton einfach nicht vermeiden.
    Er sieht mich an. Sieht in meine ausschließlich infrarotsichtigen Facettenaugen und denkt wahrscheinlich dasselbe, was auch ich denke, wenn ich mich selbst im Spiegel betrachte: Das ist ein Alien! Jemand, dem man nicht trauen kann, weil seine Augen alles Mögliche sind, nur keine Fenster zur Seele.
    »Wenn Sie als Bergbauingenieur für Extremwelten nicht ausgemustert worden wären, dann würden Sie jetzt nicht in dieser angenehmen Umgebung sitzen, sondern sich irgendwo auf einem Methan-Planeten befinden und eine Förderanlage überwachen.«
    »Sie haben gut reden!«
    »Sie haben ein langweiliges, eintöniges Leben gegen ein Interessanteres getauscht!«
    »Das ist Ihre Perspektive.«
    »Sie sollten sie sich zu Eigen machen, Lieutenant.«
    »Das Leben, für das ich geschaffen wurde, hat man mir weggenommen. Was halten Sie von dieser Sicht der Dinge? Sie hat gegenüber der Ihren den Vorteil, dass sie der Wahrheit entspricht.«
    » Ihrer Wahrheit …«
    »Das ist richtig. Aber das ist doch die einzige, die in diesem Zusammenhang zählt, oder?«
    »Es ist eine unproduktive, destruktive Sicht, Lieutenant. Solange Sie sich nicht von ihr gelöst haben, wird sie Ihnen fortwährend innere
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