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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee
Autoren: Horst Eckert
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richtige Verbrecher jagen, große Kaliber – dass er womöglich mit dem Streber Jan Reuter ein Team bilden würde, hätte er sich nie träumen lassen. Aber immerhin hatte der junge Kerl sein Leben riskiert, um ihn zu retten.
    »Schön«, antwortete Bettina.
    »Wie geht es Florian?«, fragte er.
    »Der Junge hat mit Tessa Schluss gemacht. Die Neue heißt Klara.«
    »Also hat er seinen Liebeskummer überwunden.«
    Bettina nickte.
    »Und du?«, fragte Scholz.
    »Wie meinst du das, Norbert?«
    »Flo hat mir erzählt, dass es da einen Apotheker gibt.«
    »Wirklich?« Bettina gab sich amüsiert. Ihre Hand fuhr durch ihr blondes Haar. Etwas nervös.
    »Geht ihr miteinander ins Bett?«
    »Geht dich das etwas an?«
    Sie hat recht, dachte Scholz. Die Ehe stand nur noch auf dem Papier. Seit Monaten gingen sie eigene Wege. Aber er hätte ihr gern so vieles erzählt. Dass er nur deshalb in Schwierigkeiten geraten war, weil er Florian hatte schützen wollen. Dass es nicht an ihr gelegen hatte, wenn er aggressiv und mürrisch gewesen war. Dass es damit vorbei war – so hoffte er zumindest.
    Sie sagte: »Florian hat mich übrigens dazu gebracht, die Fotos abzuhängen.«
    »Welche Fotos?«
    »Du weißt schon. Die Bilder von Stefanie.«
    Scholz nickte. Drei Jahre, fünf Monate und sechs Tage.
    Er beschloss, ab heute nicht mehr zu zählen. Er war noch nicht zu alt für eine Zukunft – wie auch immer sie aussehen würde.
    Bettina nahm seine Hand. »Da ist nichts mit diesem Apotheker. Ich habe nicht mit ihm geschlafen, Norbert. Aber …«
    »Ja?«
    »Manchmal denke ich in letzter Zeit daran, es mal wieder mit dir zu tun.«
    Scholz zog sie zu sich heran und küsste sie. Er hätte heulen können, so gut tat das. Mannomann.
84.
    Kroll kam aus seinem Büro gestürmt und baute sich vor Simone auf. »Es war Miehe, ich bin mir sicher!«
    »Was meinen Sie?«
    »Haben Sie die Zeitung noch nicht gelesen? Jemand will mich verleumden und ich wette, der Verräter sitzt im Rathaus!«
    »Wie kommen Sie auf den Beigeordneten Miehe?«
    »Ein Gefühl. Er gehört zu denen, die mich vor Karpow warnen wollten. Ich finde es heraus. Und wenn er es war, mache ich ihn fertig. Macht er nicht ehrenamtlich irgendetwas mit Kindern?«
    »Beim Verein Düsseldorfer in Not, glaube ich.«
    »Rufen Sie dort mal an, was er da genau macht. Vielleicht können wir lancieren, dass Miehe pädophil ist. Dagobert Kroll lässt sich nicht ungestraft in die Nähe der Mafia rücken!« Er verschwand wieder. Die Tür krachte hinter dem Stadtoberhaupt ins Schloss.
    Simone zog das Telefon zu sich heran. Ihr Chef hielt sie auch ansonsten auf Trab. Das Angebot eines leitenden Managerpostens in der Geschäftsführung des Hafen-Congress-Centrums war offenbar ernst gemeint. Sie hatte es nicht ausgeschlagen. Sie hatte aber auch noch nicht zugesagt.
    Im Herbst würden die Bauarbeiten beginnen. Der Turin-Clan hatte das Hotel an der Königsallee verlassen und sich auf diverse Villen in den Nobellagen des Stadtgebiets verteilt. Die ersten neu zugekauften Starkicker hatten ihren Dienst bei Fortuna Düsseldorf angetreten. Die Stadt war im Fußballtaumel – Simone verstand nichts davon.
    Jewgeni hatte sich nicht wieder blicken lassen. Vielleicht hatte ihn der Clan zurück nach Transnistrien geschickt. Dafür hatte Wladimir Turin begonnen, Simone den Hof zu machen – dezent und hinter dem Rücken seiner angetrauten Natascha.
    Dass Dagobert Kroll wegen der Zeitungsnotiz vor Wut schäumen würde, hatte sie erwartet. Jemand hatte der Presse geflüstert, was es mit der Turin-Bande auf sich hatte. Simone fragte sich, wie lange es dauern würde, bis der Oberbürgermeister die undichte Stelle ausfindig gemacht hatte.
    Sie hob den Hörer ab und wählte die Nummer auf dem Visitenkärtchen, das sie in ihrem Portemonnaie aufbewahrte.
    Ulrich Lohmar ging nach dem ersten Läuten ran.
    »Wann geht der Flieger?«, fragte Simone.
85.
    Die Angestellte winkte ihn durch. Reuter klopfte und trat ein. Als Erstes stellte er fest, dass die Jalousie noch immer nicht repariert worden war.
    Zu Reuters Überraschung war Engel nicht allein. Den hageren Mann mit dem asketisch wirkenden Gesicht hatte Reuter in der Nacht nach Henrikes Tod kennengelernt: Konrad Andermatt.
    Händeschütteln, Platznehmen am runden Besprechungstisch. Einen Espresso bot der Kripochef diesmal nicht an, auch keine seiner Salbeibonbons.
    Andermatt trug einen dunklen Anzug mit schräg gestreifter Krawatte, wie es sich für einen Politiker gehörte.
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