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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee
Autoren: Horst Eckert
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Karpow als Nachmieter empfohlen. Wladimir beabsichtigte, das Gebäude zu kaufen.
    Anna Investment GmbH stand auf den blank polierten Messingtafeln. Wladimirs Idee – er glaubte, es bringe Glück, die Firma nach seiner kleinen Tochter zu benennen.
    Als der Handwerker gegangen war, holte der Präsidentensohn den Wodka aus dem Kühlschrank, den Lohmar hinterlassen hatte, und goss zwei Gläser voll.
    Die Männer traten ans Fenster und blickten auf die Straße hinunter. Im Wassergraben spiegelte sich der silbrige Himmel, flankiert vom Grün der Platanen. Auf dieser Seite der Straße befanden sich die Banken, Büros und Hotels. Drüben die Läden, die den Luxus der ganzen Welt zum Kauf boten. Jewgeni fragte sich, wer hier eigentlich das Schutzgeld kassierte.
    »Königsallee«, sagte Wladimir.
    Seine Augen waren zu Schlitzen verengt. Wie immer, wenn er über etwas nachdachte. Jewgeni fürchtete, dass es ihn betraf.
    Sie stießen an und tranken.
    Schließlich erklärte Wladimir: »Nastja will dich heiraten.«
    »Bitte?«
    »Eigentlich finde ich, du bist zu alt für sie, Jewgeni. Aber meiner Schwester kann ich keinen Wunsch abschlagen.«
    »Das hat sie mir noch gar nicht gesagt.«
    »Der Boss wird eben zuerst konsultiert.« Wladimir schenkte nach. »Auf die Familie!«
    Sie kippten den Schnaps. Jewgeni konnte es nicht fassen, dass er demnächst zum innersten Zirkel gehören würde.
    Sein Chef sagte: »Ich habe mir übrigens berichten lassen, wie diese Straße zu ihrem Namen kam. Einst haben die Einwohner dieser Stadt hier ihren König mit Pferdescheiße beworfen. Zwei Jahre später tat es ihnen leid und sie haben die Allee nach ihm benannt, um ihn milde zu stimmen.«
    Jewgeni hörte nicht hin. Auf die Familie – der Trinkspruch hallte in seinem Kopf nach.
    »Ich glaube, die Leute haben daraus gelernt. Sie würden sich nicht wieder gegen denjenigen erheben, der ihnen Lohn und Arbeit gibt und ihnen schöne Fußballspiele schenkt. Oder was meinst du?«
    »Und derjenige bist du, Wladimir.«
    Der Chef lächelte. »Wir haben eine gute Wahl getroffen, oder?«
    »Sicher.«
    »Und ich bin froh, dass du endlich auf Nastja gehört hast und zum Arzt gegangen bist. Der Gips verleiht dir etwas Geheimnisvolles. Als würde sich mehr darunter verbergen als eine gebrochene Hand.«
    Jewgeni schüttelte die Rechte. Der Mechanismus, der mit eingegipst war, ließ eine lange, zweischneidige Klinge herausspringen.
    Wladimir lachte. »Ja, klar, Schwager. Auf dich ist Verlass.« Er griff nach der Flasche. Jewgeni ließ die Klinge wieder zurückfahren und hielt sein Glas hin.
    Der Boss hat tatsächlich Schwager gesagt, dachte er.

Danksagung
    Freunde und Helfer haben mich während der Arbeit an diesem Roman begleitet. Ohne die Verantwortung für Fehler auf ihre Schultern zu legen, möchte ich folgende Fachleute nennen, die ich um Rat bitten durfte: Karin und Rudolf Holzer aus Wien unterstützten mich in Sachen Transnistrien – durch sie bin ich überhaupt erst auf das ungewöhnliche Land gestoßen, das tatsächlich existiert.
    Klaus Dönecke und Jürgen Rautenstrauch aus dem Düsseldorfer Polizeipräsidium beantworteten geduldig meine Fragen bezüglich polizeilicher Organisation und Ermittlungsarbeit, speziell in Sachen organisierter Kriminalität.
    Hermann Gläser, langjähriger Soko-Leiter in Mainz, stand mir erneut mit seinem unerschöpflichen Erfahrungsschatz zur Seite.
    Mit Christoph Müller diskutierte ich über Familienstrukturen, Borderlinesyndrom sowie die ›feine‹ Düsseldorfer Gesellschaft und gewann dabei Klarheit über die eine oder andere Figur.
    Und schließlich konnte mir der Brandursachenermittler Guido Schweers, Phoenix Consult, wertvolle Tipps geben, wie man eine Holzhütte auf Gekko-Beach am besten niederfackelt.
    Für Kritik und Ansporn bedanke ich mich wie immer bei meiner Frau Kathie und meinem Bruder Klaus, die mir eine unschätzbare Stütze sind.
    Danke auch einigen Tippgebern aus Politik und Wirtschaft, die es vorziehen, nicht genannt zu werden. Ihnen verdanke ich die Einsicht, dass die Wirklichkeit der Autorenfantasie manchmal näher kommt, als man es glauben möchte.
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