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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition)
Autoren: Annemarie Nikolaus
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zwei.“
    Dario
lachte lauthals.
    „Was
ist so komisch daran?“
    „Schwesterchen,
ich glaube, du bist eifersüchtig.“
    „Gar
nicht. – Wer wartet heute Nachmittag vergeblich auf dich? Ich
kann doch wenigstens Bescheid sagen.“
    Dario
lächelte über ihren Eifer. „Es wäre gewiss
höflicher, wenn ich mich entschuldigen ließe.“ Er
senkte den Kopf. Gab es da noch etwas zu überlegen? „Nein,
dich kann ich nicht schicken. Nicht dorthin. So gern ich es auch
täte.“
    „Du
vertraust mir nicht!“
    Er
beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Stirn. „Ich
sollte meiner eigenen Schwester nicht vertrauen? Wem sonst, wenn
nicht dir!“
    Enzo
trat ein, die Weinflasche in der Hand. „Du bist auch hier?“
Er ging zum Schreibpult und nahm seine Pfeife heraus. Während er
sie stopfte, musterte er beide. „Habe ich euch unterbrochen?“
    Mirella
zögerte; sie wartete auf Darios Entgegnung. Aber der drehte bloß
sein Glas zwischen den Fingern. „Ich möchte nach der
Andacht zu Stefania und auch die alte Giuseppina besuchen.“
Auch wenn Dario ihr nicht sagen mochte, was er vorhatte; vielleicht
konnte sie ihn aus dem Hausarrest befreien. „Es schickt sich
nicht, dass nur Fabrizio mich begleitet. Was sollen die Leute denken!
Es sähe aus, als ginge ich mit einem Kutscher spazieren. Oder
soll ich das letzte Wegstück ohne Begleitung zurücklegen?“
    „Sei
nicht kindisch.“ Enzos Stimme war ungewohnt scharf. „Wenn
es dir nicht passt, dann bleib zu Hause.“ Er ging zum
Bücherschrank und nahm mehrere in Leder gebundene Folianten
heraus. Schließlich reichte er Dario einen davon. „Lies
das. Vielleicht wirst du dann ein bisschen klüger.“
    Mirella
schielte auf den Buchrücken. „Dante?“
    „Ich
habe ihn mehr als einmal gelesen. Er sagt mir nichts.“
    „Dann
lies ihn noch einmal. Und denk nach dabei.“
    Dario
verzog das Gesicht, schlug aber folgsam das Buch an der von Enzo
angegebenen Stelle auf.
    „Lies
uns vor.“
    Dario
trank einen Schluck, stellte das Glas ab und gehorchte mit einem
Seufzer.
    „ O
töricht Sorgen Sterblicher, wie sind nur
    So
mangelhaft die Syllogismen alle,
    Die
deinen Flügelschlag nach unten richten! ...“
    Nach
einer halben Stunde stand Enzo auf. „Genug für heute.“
    Nachdem
er die Bibliothek verlassen hatte, sahen sich Dario und Mirella
verblüfft an.
    „Was
sollte das?“
    „Eine
Lektion.“ Dario stieß den Atem aus. „Ich habe
wirklich gedacht, anschließend lässt er mich gehen.“
Er trank sein Glas leer, stand auf und nahm die Flasche, die Enzo
stehen gelassen hatte. „Auf bessere Zeiten! Möchtest du
auch einen Schluck?“
    „Du
bist komisch heute! Was ist nun?“
    „Geh
zu deiner Andacht. Und zu Giuseppina!“ Bevor er die Bibliothek
verließ, drehte er sich noch einmal um zu ihr. „Sag
Fabrizio, er soll zu mir kommen, bevor ihr fahrt.“
    Enzo
ging am Fenster vorbei in den Rosengarten, eine Schere in der Hand.
Dort schnitt er welke Blüten aus; zuweilen bog er ein paar
Zweige auseinander und betrachtete die Blätter. Wahrscheinlich
hatten die Rosen wieder Läuse. Um seine Blumen machte er sich
mehr Gedanken als um seine Kinder. Obwohl ...
    Mirella
nahm den Folianten und las noch einmal, was Dario vorgelesen hatte.
Er schien verstanden zu haben, was Enzo ihm damit sagen wollte. Warum
war sie zu dumm dafür?
    Als
der Kies vor dem Fenster knirschte, sah Mirella auf. Enzo kam zurück.
Was würde er dazu sagen, dass sie nun doch mit Fabrizio fort
wollte?
    Sie
öffnete das Fenster, das Buch in der Hand. „Vater, warum
sollte Dario den Dante lesen?“
    Er
reichte ihr den Korb mit den Rosen. „Damit er sich nicht in
unnützen Dingen verliert.“
    „Aber
...“
    „Lass
die Rosen in die Vasen verteilen.“
    Mirella
steckte ihre Nase in den Korb. „Wie sie duften! Darf ich
Giuseppina welche mitbringen?“
    „So
hast du es dir anders überlegt?“
    „Jeder
weiß doch ...“ Dann gewann die Lust, ihn zu provozieren.
„Es ist Sein Name, dem ich schade, wenn ich mit unserem
Kutscher durch die Wälder des Vesuvs spaziere.“
    „Bring
ihr Blumen, so viele du magst.“ Er grinste sie an. „Du
brauchst sie nicht einmal selbst zu tragen.“ Ein Spottlied
pfeifend, ging Enzo weiter. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass er
es kannte.

    Fabrizio
stand neben den Pferden und steckte eben ein versiegeltes Papier in
seine Jackentasche, als Mirella später den Hof betrat.
    „Wie
lange wird Sie in der Kirche bleiben, Signorina?“
    „Das
weiß ich noch nicht.“ Mirella
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