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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition)
Autoren: Annemarie Nikolaus
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Locken, die gleichen grünen Augen.“ Sie drückte
ihre Nasenspitze nach oben. „Und die gleiche himmelwärts
strebende Nase.“
    Sie
lachten sich im Spiegel zu.
    Eine
der Spanierinnen öffnete das nächstgelegene Fenster und
beugte sich hinaus. Dann drehte sie sich um und fuchtelte mit den
Händen. „ Fuego ...“ Die folgenden Worte kamen
zu hastig, um verständlich zu sein. Mehrere Frauen eilten auf
sie zu und begannen sich zu ereifern.
    Mirella
fing einen feindlichen Seitenblick auf, der ihr einen Schauer über
den Rücken jagte. Sie wechselte ins Neapolitanische. „Die
Spanierinnen scheinen ihren Truppen wenig Vertrauen zu schenken. Sie
fürchten sich.“
    Erstaunlicherweise
fand Stefania das nicht amüsant. „Sie haben nicht genug
Soldaten. Falls Vater recht hat ...“
    Dario
trat zu ihnen; Stefania reichte ihm die Hand. „Wo hat Er den
ganzen Abend gesteckt?“
    „Ich
habe mit meiner schönen Schwester getanzt.“ Aber nicht den
ganzen Abend – warum mochte er Stefania nichts von dem Fremden
sagen? Mirella beobachtete ihn mit wachsamen Augen. Dario lächelte
sparsam. „Gibt Sie mir die Ehre?“
    Wie
gut er sich verstellte. Nicht einmal sie hatte etwas geahnt. Ob
Stefania sich von Dario küssen ließ, wenn sie unbeobachtet
waren? Sie würde Stefania fragen und ihr keine Ausflüchte
zugestehen. Unvermittelt kicherte sie: Erfahrung – hier bekäme
sie sie zumindest aus zweiter Hand.
    „Wenn
Er meine Tritte ertragen mag. Er weiß, dass ich nicht halb so
begabt bin wie Mirella.“ Stefania zwinkerte ihr zu; dann
reichte sie Dario den Arm.
    Er
neigte demütig den Kopf. „Ich werde tapfer sein.“
Seine Augen glänzten begehrlich.
    So
verriet er sich doch. Mirella lachte ihnen triumphierend hinterher.

Sonntag, 11. August 1647
    Aus
der Küche schlug Mirella penetrant der Geruch von Kohl entgegen.
Angewidert rümpfte sie die Nase, als sie das Haus betrat. Gab es
selbst am Sonntag nichts Anderes mehr?
    Gina
stand am Tisch in der Mitte der Küche und schöpfte aus
einem hohen Topf Weißkraut zum Abtropfen in ein Sieb. Sie
arbeitete konzentriert, als bereite sie ein aufwändiges Gericht
vor.
    Mit
einem klagenden Mauzen schlich der alte Kater an Mirella vorbei und
schlüpfte in den Hof, bevor sie die Tür wieder schloss.
Anscheinend hatte er die Hoffnung auf ein Hühnerbein aufgegeben
und würde sich jetzt einen lebenden Vogel suchen. Vielleicht
hatte er mit dem Essen mehr Glück als sie.
    Im
Flur kam ihr Dario entgegen; er flämte nach dem Kohlgeruch und
öffnete dann achselzuckend die Tür zum Esszimmer. „Fährst
du zur Andacht heute Nachmittag?“
    „Das
tue ich doch jeden Sonntag.“
    „Gut.“
Er legte den Kopf schräg. „Ich setze dich an der Kirche
ab.“
    „Wo
willst du hin?“
    Mit
einem wachsamen Blick zu den Eltern legte Dario einen Finger auf den
Mund. Als ob das weniger verfänglich wäre als ihr zu
antworten.
    Mirella
schmunzelte; er musste doch nicht alleine zu Stefania fahren. Sie
konnte den beiden die Anstandsdame ersetzen.
    Enzo
stand neben Rita und öffnete gerade eine Flasche Tarausi .
    Dario
blieb überrascht stehen. „Gibt es etwas zu feiern, Vater?“
    „Dass
Sonntag ist.“ Seine ernste Miene sprach aber nicht davon, dass
er etwas feiern wollte. „Hoffen wir, dass Filomarinos Predigt
die Gemüter beruhigt hat.“ Er schenkte ein Glas halb voll
und hielt es hoch. Als er es langsam schwenkte, zauberte das Licht
granatrote Reflexe in den Wein.
    Mirella
verfolgte irritiert seine übertriebene Hingabe. „Ich
begreife es nicht. Was wollen die Leute denn noch?“
    „Narrenfreiheit.“
Enzo verkostete den Wein und schnalzte genießerisch mit der
Zunge. „Die Briganten nutzen die Unruhen für ihre Zwecke.“
    „Und
welche sind das?“ Sollte sie bei Wasser bleiben? Kurz
entschlossen hielt auch Mirella ihm ihr Glas hin. „Darf ich?
Einen Schluck, um am Ende den Geschmack des Kohls zu vertreiben.“
    „Gina
hat sich Mühe gegeben: Sie hat Fisch kaufen können.“
Rita presste die Lippen zusammen.
    Dario
band sich seine Serviette um den Hals. „Seit Masaniellos Tod
gibt es niemanden mehr, der die Leute führen kann. Genoino ist
unglaubwürdig geworden.“
    „Er
hat unklug gehandelt; aber er hat wirklich nicht an sich gedacht.“
    „Doch“,
widersprach Dario heftig. „Dies alles ist die Rache eines alten
Mannes, der seine Stunde gekommen sah. Bevor er ins Grab sinkt,
musste er sich noch schnell einen Namen machen.“
    „Den
hat er nun, unbestreitbar. Man wird ihm ein Denkmal auf
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