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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition)
Autoren: Annemarie Nikolaus
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den Trümmern
der Reggia errichten.“
    „Nun
ist es genug.“ Rita streckte die Hand nach Enzo aus. „Keine
Politik bei Tisch. Mir reicht, dass uns das Essen beständig an
die Zustände in der Stadt erinnert.“
    Gina
kam ins Esszimmer, die große silberne Platte aus Ritas
Familienerbe balancierend. Kohlgeruch breitete sich aus. Sie setzte
die Platte auf der Mitte des Tisches ab. Zwischen üppigen Mengen
von Wirsing und Weißkohl lagen vier kleine Makrelen auf
hauchdünnen Scheiben Brot.
    „Sehr
schön!“ Enzo nickte Gina beifällig zu. „Deine
Mühe hat sich gelohnt.“
    Gina
knickste mit leuchtenden Augen und legte ihm eine der Makrelen auf
den Teller. Dann servierte sie Rita einen Fisch und häufelte
beiden Wirsing und Kohl daneben. Mirella hielt die Hand über
ihren Teller, als Gina um den Tisch herumging. „Nur ein wenig
Weißkohl bitte.“
    „Kein
Fisch?“ Dario klang belustigt.
    „Eigentlich
nur Fisch. Doch ich fürchte, davon werde ich nicht satt.“
    „ Iss,
Mirella“, befahl Rita. „Sei froh, dass es noch so
viel gibt.“
    „Wir
haben den ganzen Keller voller Kohl!“ Der intensive Geruch
verursachte ihr Übelkeit. „Was den betrifft, brauchen wir
uns keine Sorgen zu machen. Der reicht bis zum Winter.“
    „Bis
zum Winter. Eben. Weißt du, was dann kommt?“
    Rita
griff schon wieder nach Enzos Hand. „Aber was sagst du da?“
Sie sah ihn sichtlich erschrocken an. „Fürchtest du, dass
sie die Felder anzünden?“
    „Wer
kann schon wissen, was draußen auf dem Land passiert.“
Dario drehte die Gabel durch den Wirsing, den Gina ihm inzwischen auf
den Teller getan hatte.
    Enzo
zog die Augenbrauen hoch. „Wenn du es nicht weißt ...“
    „Niemand
kann sagen, wie lange es so weitergeht“, beharrte Dario. „Es
gibt keinen mehr, der den Pleb beherrscht.“
    „Dieser
Waffenschmied, der dafür gesorgt hat, dass die Männer ihre
Waffen behalten haben, obwohl Don Rodrigo nun die alten Privilegien
akzeptiert hat ...“
    Dario
schnaubte. „Annese ist gefährlich. Er hetzt gegen die
Spanier.“
    „Der
König treibt Neapel in den Ruin!“ Enzo hieb mit der Faust
auf den Tisch. „Eine Million Dukaten!“
    „Es
kostet nun einmal, eine Armee zu unterhalten und uns zu beschützen.“
    „Uns!
Neapel hat keine Feinde.“
    Dario
neigte den Kopf zur Seite. „Ich kann Ihm eine ganze Handvoll
nennen: Venedig, die französischen Truppen in der Toskana ...“
    „Schluss
mit der Politik bei Tisch!“ Rita sprach sehr viel leiser als
zuvor. Jetzt war sie ernsthaft erbost. „Geh in die Bibliothek.
Dort kannst du den Rest des Tages mit deinem Vater räsonieren,
sobald wir mit dem Essen fertig sind.“
    Dario
verstummte und presste die Lippen zusammen; seine Gabel fuhr weiter
durch den Wirsing.
    Enzo
langte über den Tisch und nahm sie ihm weg. „Gehorche!“
    Dario
sah Enzo schockiert an; dann blickte er zu Rita. „Hat Sie das
im Ernst gemeint?“, flüsterte er.
    „Sehe
ich aus, als ob ich spaße?“ Nein, so sah sie wirklich
nicht aus.
    Dario
sah noch einmal von einem zum anderen; dann stand er auf und nahm
sein Glas mit.
    „Heißt
das, er hat jetzt Ausgehverbot?“ Mirella war ebenso schockiert
wie Dario. Dass Rita selbst jetzt so eisern auf ihrer Tischregel
bestand: Fand sie es denn nicht wichtig zu begreifen, was mit Neapel
geschah?
    „Das
ist nicht deine Sache, Kind.“ Rita klang wieder warm und
herzlich. „Wolltest du denn noch einmal fort?“
    Sie
nickte.
    „Fabrizio
wird dich begleiten.“

    Als
Mirella die Bibliothek betrat, saß Dario auf der gepolsterten
Fensterbank und drehte sein Glas zwischen den Fingern; es war noch
genauso voll wie zuvor.
    „Ich
werde Stefania sagen, warum du nicht kommst.“
    Er
sah auf; sein Blick war eine einzige Frage. „Wie kommst du auf
Stefania?“
    Mirella
lächelte verschmitzt und setzte sich neben ihn. „Tu nicht
so! Sie hat mir von euch erzählt.“
    Ein
Licht stieg in Darios Augen und für einen Augenblick sah er jung
und verletzlich aus. Dann schüttelte er den Kopf. „Stefania
würde in ein Kloster verbannt, wenn die Marchesa etwas erführe.“
Er gab ihr einen zärtlichen Stups auf die Nase. „Schlaues
Mädchen; aber du denkst in die falsche Richtung. Wir treffen uns
nicht heimlich.“
    „Aber
wohin wolltest du dann?“
    Er
schüttelte schon wieder den Kopf; das wurde entschieden eine
neue Angewohnheit von ihm. „Das kann ich dir nicht sagen.“
    Sie
rückte von ihm ab. „Du hattest noch nie Geheimnisse vor
mir. Und jetzt gleich
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