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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition)
Autoren: Annemarie Nikolaus
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Wer weiß, wann du wieder Gelegenheit dazu
hast.“
    Die
Unkerei der beiden begann ihr die Festlaune zu verderben; Mirella zog
die Nase kraus. „Jetzt redet Er schon genau so. Aufruhr ...
Gemetzel ... Inquisition ...“
    „Wer
redet von der Inquisition?“ Enzo klang alarmiert.
    „Niemand.“
Sie wedelte nervös mit ihrem Fächer. Tatsächlich war
sie es gewesen, die davon angefangen hatte. „Jedenfalls nicht
in Neapel.“
    Enzo
sah ihr prüfend ins Gesicht. „Hast du das auch richtig
verstanden?“
    „Dario
sagt, der Erzbischof wird es nicht zulassen.“
    „Wir
gehen unruhigen Zeiten entgegen. Wer weiß, wie lange er sich
durchsetzen kann.“
    „Aber
der Papst ...“
    „...
stellt sich vielleicht auf die Seite Frankreichs, da er Mazarin in
seinem Streit unterlegen ist.“
    „Was
haben die Gabelle mit Frankreich zu schaffen?“
    „Viel,
mein Kind.“
    Sie
sah ihn groß an; meinte er den Krieg in Flandern? „Aber
wir gehören doch zu Spanien.“
    „Das
war nicht immer so.“
    Mirella
lauschte einen Moment nach draußen; aber auf dem Largo war es still geworden. Die Menschen waren in der Kirche – oder
nach Hause gegangen. „Niemand stellt es in Frage.“
    „Bis
jetzt. – Nicht in der Öffentlichkeit.“
    „Dario
sagt, Don Rodrigo habe einen Fehler gemacht. Meint Er, wenn er sich
stur stellt ...?“
    Enzo
tätschelte ihren Arm. „Geh dich amüsieren; das sind
keine Themen für ein junges Mädchen.“
    Sie
starrte ihm hinterher, als auch er den Thronsaal verließ. Immer
ließ er sie stehen, wenn sie versuchte, etwas zu begreifen.
    Ihr
Blick traf den eines jungen Patriziers; Bewunderung lag in seinen
Augen. Aber als sie ihm zulächelte, wandte er sich schnell ab.
Wohl auch einer von denen, die seit ihrer Verlobung nicht mehr
wagten, mit ihr zu tanzen. Doch den jungen spanischen Adligen galt
sie immer noch als Bürgerliche. Nur die Alten, die wollten sich
mit ihr schmücken – und traten ihr dabei ständig auf
die Füße.
    Missmutig
ließ sie sich in einen Sessel fallen; sie hatte es satt,
nirgendwo dazuzugehören.
    Aus
der Ferne kam ein Knall – fast klang es wie eine Arkebuse.
Mirella wandte den Kopf. Dann folgte ein anderer. Dies war eindeutig
ein Schuss. Dario hatte wohl recht; die Revolte ging weiter.
Neugierig stand sie auf und spähte aus dem Fenster.
    Der Largo lag verlassen im Dunkeln. Aber über Santa Lucia war
es heller geworden; ein Feuer begann dort, sein Licht zu verbreiten.
Rasch wurde es größer.
    „Es
brennt!“ Mirellas Stimme hatte einen hysterischen Klang;
unangemessen – es war doch weit weg. Aber ihr schauderte.
    „Was
ist los?“ Stefania d’Oliveto, ihre adlige Freundin aus
der Klosterschule, stand plötzlich hinter ihr.
    Mirella
deutete nach draußen. „Man hat schon wieder ein Feuer
gelegt.“ Sie drehte sich um.
    „Was
für eine Dummheit. Sie schaden doch sich selbst.“ Stefania
legte ihren Arm um Mirellas Taille. „Warum geben die Menschen
keinen Frieden?“
    „Sie
sind arm und unwissend.“
    „Unwissend
– das gilt leider auch für den Vizekönig. Er hat
nichts begriffen von Neapel in diesen eineinhalb Jahren. Cabrera
wusste schon, warum er sich ablösen ließ.“
    „Denkst
du auch, dass der Aufstand noch nicht zu Ende ist?“
    „Du siehst es doch selbst.“ Stefania deutete zum Fenster
zurück. „Sie hatten genug von dem verrückten Fischer;
aber noch mehr haben sie genug davon, ausgepresst zu werden.“
    Mirella
sah sie bewundernd an. „Du bist genauso klug wie Dario. Mein
Vater redet nie mit mir über Politik. Wenn ich Dario nicht hätte
...“
    Stefania
lachte. „Dein Bruder ist ein Feuerkopf. Schade, dass er keinen
Adelstitel hat.“
    „Du
meinst ....“ Mirella starrte die Freundin an. Stefanias
strahlende Augen ließen keinen Zweifel. „Seit wann ...“
Sie schnappte nach Luft.
    Stefania
drückte ihr die Hand. „Wir warten nur darauf, dass du
heiratest; dann ist er immerhin der Schwager eines Granden.“
    Mirella
wurde es heiß. Dass das Glück ihrer Freundin von der
Hochzeit mit Don Felipe de Toledo d’Altamira y Léon
abhängen könnte, darauf wäre sie nie gekommen. Sie
starrte zu Boden; hoffentlich ging alles gut. „Wie schön
wäre es, wenn wir ohne Standesdünkel leben könnten.“
Dann würden alle Männer mit ihr tanzen, dessen war sie
sicher.
    Stefania
nickte. „So wie wir beide. – Aber wer ist schon wie wir
gemeinsam in die Schule gegangen.“ Sie zog Mirella vor den
nächsten Spiegel. „Wir ähneln uns sogar: die gleichen
dunklen
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