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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher
Autoren: Karen Miller
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ist weit, und dort ist es bestimmt mächtig trocken. Ganz zu schweigen davon, dass es da nur so wimmelt von Doranen. Also gib Acht, was du tust, Meister Asher. Du bist nicht gerade der respektvollste Mensch, den zu kennen ich je das Vergnügen hatte. Tatsache ist: Ich bin mir nicht sicher, ob das magische Volk dort auf jemanden wie dich vorbereitet ist.«
    Asher lachte und warf ihm den leeren Humpen zu. »Ich schätze, das magische Volk dort kann auf sich selbst aufpassen, Jed. Genau wie ich. Also, du wirst nicht vergessen, morgen früh gleich als Erstes bei meinem Pa vorbeizuschauen und ihn wissen zu lassen, dass es mir gut geht und dass ich heute in einem Jahr zurück sein werde, ja?«
    »Natürlich werde ich das nicht vergessen. Aber ich finde trotzdem, dass du mir erlauben solltest, ihm zu sagen, wo du sein wirst. Er wird nämlich bestimmt fragen.«
    »Ja, ich weiß, aber daran lässt sich nichts ändern«, erwiderte Asher. »Du musst die Zunge hinter den Zähnen halten, Jed, denn zwei Sekunden nachdem du es ihm erzählt hast, wird er es Zeht und den anderen erzählen, und das wird das Ende der Geschichte sein. Sie werden mich finden und hierher zurückschleppen, und ich werde niemals genug Geld sparen können, um Pa und mir ein prächtiges Leben aufbauen zu können. Nur weil wir verwandt sind und ich der Jüngste bin, denken sie, ich wäre ihr Besitz. Aber das ist nicht wahr. Also wird es das Sicherste sein, wenn du dich einfach so benimmst, als hättest du nicht den leisesten Schimmer, wo ich bin.«
    »Du meinst, ich soll lügen?«
    Asher verzog das Gesicht. »Zu deinem eigenen Wohl, Jed. Und zu meinem.« »Also schön«, antwortete Jed und rülpste. »Wenn du es sagst.«
    Asher band sich den mit Wasser gefüllten Ziegenschlauch an den Gürtel und warf sich den Rucksack über die Schultern. »Ich sage es.«
    Jed stieß einen kläglichen Seufzer aus. »Du wirst das Fest versäumen.«
    »Dieses Jahr. Dafür können wir im nächsten Jahr dann doppelt so viel trinken, um es wieder wettzumachen. Ich zahle. Und jetzt schwing dich in den Anker, bevor sich jemand fragt, wo du abgeblieben bist, und nach dir sucht.«
    »Jawohl, Meister Asher«, sagte Jed und drückte Asher so ungestüm und unbeholfen an sich, dass seinem Freund die Rippen schmerzten. »Lass es dir gut gehen! Und komm gesund und munter nach Hause zurück.«
    »Das habe ich vor.« Asher trat zurück. »Gesund und obendrein mit mächtig dicken Taschen. Und vielleicht werde ich zusammen mit meinem Geld auch ein hübsches, strammes Olkenmädchen mitbringen!«
    Jed schnaubte. »Vielleicht wirst du das tatsächlich. Vorausgesetzt, dass sie halb blind und vollkommen blöde ist. Los jetzt, um der Liebe Barls willen, es sind nur noch zehn Minuten, bis der Anker schließt. Wenn du nicht endlich verschwindest, wirst du bei deinem Aufbruch Publikum haben.«
    Was das Letzte war, was er brauchte. Mit einem Lächeln und einem Winken drehte Asher sich um und eilte die Straße hinauf, weg von seinem Freund und der Schänke und dem einzigen Leben, das er je gekannt hatte. Wenn er die ganze Nacht marschierte, würde er das Dorf Schoomer rechtzeitig erreichen, um sich von einem Kartoffelwagen nach Colford mitnehmen zu lassen. Von Colford aus konnte er auf die gleiche Weise nach Jerring gelangen, dann weiter von Jerring nach Sapslo, und in Sapslo konnte er sich einen Platz in einem der Wagen kaufen, die nach Dorana fuhren.
    Und
diesen
Plan würden seine elenden Brüder niemals durchschauen. Während er hügelaufwärts zur Küstenstraße ging, blickte er nach links, wo der große Naturhafen von Restharven unter dem rundleibigen Mond leuchtete wie ein frisch geprägter Trin. Die Nacht war warm und erfüllt von Salzgeruch und dem fernen Donnern der Wellen, die das Meer jenseits der Hafeneinfahrt gegen die den Hafen schützenden Klippen krachen ließ.
    Er spürte seinen Herzschlag, das Hämmern gegen die Rippen. Ein Jahr im trockenen Dorana. Ein Jahr ohne die See. Keine schreienden Möwen, keine Brandung, die einem die Haut wegscheuerte. Kein schlingerndes Deck unter den Füßen, keine geblähten Segel über ihm. Keine Wettfahrt mit den Gezeiten und seinen Brüdern zurück zum Hafen, kein Sprung mehr vom Delfinskopf in die wogende blaue See, kein Abendessen mit Jed und den anderen Kameraden, bei dem sie sich vollstopften mit frisch gebratenen, vor Öl und Essig triefenden Fischen aus ihrem Fang.
    Konnte er das ertragen?
    Ha! »Konnte?« war nicht die Frage. Er musste es ertragen.
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