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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher
Autoren: Karen Miller
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Da waren Träume zu verwirklichen und ein Versprechen einzulösen, und nichts von alledem konnte er tun, ohne sein Herz und seine Seele hinter sich zu lassen. Ohne seine Heimat zu verlassen.
    Mit hoch erhobenem Kopf, pfeifend und furchtlos, strebte Asher seiner Zukunft entgegen.

ERSTER TEIL
    »Er ist hier.«
    Matt, der sie nicht hatte kommen hören, richtete sich jäh auf und betrachtete die Frau in der Stalltür. Ihre dünnen Finger umklammerten die verriegelte Unterhälfte der zweiteiligen Tür, und ihr kantiges Gesicht war angespannt von unterdrückter Aufregung. Das verschreckte Pferd, das er sattelte, warf den Kopf hoch und schnaubte.
    »Ganz ruhig, Ballodair, du alter Narr«, sagte er, eine Hand auf den tänzelnden braunen Hinterläufen. »Musst du dich immer so anschleichen und einen zu Tode erschrecken, Dathne?«
    »Tut mir leid.« Wie gewöhnlich klang sie nicht besonders reuig. »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    Matt duckte sich unter dem Hals des Hengstes hindurch und überprüfte die Schnallen des Sattelgurts zu beiden Seiten. »Eigentlich nicht.«
    Dathne sah sich kurz um, schob den Riegel der Stalltür zurück und schlüpfte hinein. Vom Hof hinter ihr erklangen zu fröhlichem Gelächter erhobene Stimmen und das Klipp-Klapp der eisenbeschlagenen Hufe auf geglättetem Kies. Zwei der Stallburschen führten die Pferde auf die Weide.
    »Ich sagte«, wiederholte sie und senkte die Stimme, »er
ist hier.«
Die goldenen Schnallen am Zaumzeug des Pferdes saßen nicht ganz gleichmäßig. Matt zog sie zurecht, dann wandte er sich stirnrunzelnd zu ihr um. »Wer? Seine Hoheit?« Er schnalzte mit der Zunge. »Schon wieder zu früh dran, der verflixte Bursche. Um neun Uhr soll ich Ballodair für ihn fertig haben, irgendeine Versammlung irgendwo, aber ich hab nicht mal…«
    Dathne gab ein ungeduldiges Zischen von sich. »Nicht Prinz Gar, du Tölpel.
Er!«
    Zuerst konnte er keinen Sinn in ihren Worten finden. Dann sah er ihr ins Gesicht, sah sie wirklich an, sah ihr in die Augen. Sein Herz tat einen Satz, und er musste sich an Ballodairs warmen, muskulösen Hals lehnen. »Bist du dir sicher? Woher weißt du das?« Seine Stimme klang eigenartig: brüchig, trocken und angstvoll. Er hatte Angst. Wenn Dathne Recht hatte - wenn der eine, auf den sie so lange gewartet hatten, endlich gekommen war -, dann war dieses Leben, das er trotz seiner gefährlichen Geheimnisse liebte, zu Ende. Und dieser Tag, so strahlend und blau, so wunderbar erfüllt vom warmen Duft von Jasmin und Rosen und feinknochigen, muskulösen Pferden, markierte den Anfang vom Ende aller bekannten und geliebten Dinge.
    Das Ende von allem, sollten er und Dathne versagen.
    Dathne starrte ihn an, und Überraschung und Ärger spiegelten sich in ihrem schmalen, kompromisslosen Gesicht. »Woher soll ich das wissen? Ausgerechnet du von allen Menschen stellst mir diese Frage?«, begehrte sie auf. »Ich
weiß
es. Er hat mich mit seinem Kommen spät in der vergangenen Nacht aus dem Schlaf gerissen. Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich an ihn denke.« Dann hob sie die Achseln, ein ungeduldiges Zucken ihrer knochigen Schultern. »Und wie dem auch sei, ich habe ihn gesehen.«
    »Ihn gesehen?«, fragte Matt verblüfft. »Ich meine, in Fleisch und Blut? Du sprichst nicht von einer Vision? Wann? Wo?«
    Nachdem sie ihren leichten Schal fester um sich geschlungen hatte, trat sie in dem raschelnden Stroh einen Schritt näher und senkte die Stimme zu einem Flüstern. »In der Frühe. Ich bin der Nase nach gegangen, bis ich ihn fand, wie er gerade aus Verrys Herberge kam.« Sie rümpfte die Nase. »Ich kann nicht behaupten, dass ich von seinem Geschmack besonders viel hielte.«
    »Dathne, das war töricht.« Er wischte sich die verschwitzten Hände an der Reithose ab. »Was, wenn er dich gesehen hat?«
    Ein weiteres Achselzucken. »Und wenn es so wäre? Er kennt mich nicht und weiß nicht, was ich vorhabe. Außerdem hat er mich nicht gesehen. In der Stadt wimmelt es nur so von Menschen, die zum Markttag wollen. Ich war nur eine von sehr vielen.«
    »Du glaubst nicht…« Matt zögerte. »Glaubst du, er
weiß
es?«
    Dathne runzelte die Stirn, schob die Zehen in die gelben Strohhalme und dachte nach. »Er könnte es wissen«, sagte sie schließlich. Dann schüttelte sie den Kopf. »Aber ich denke, nicht. Wenn er es wüsste, warum würde er uns dann brauchen? Wir haben bei alledem, das noch nicht begonnen hat, eine Rolle zu spielen.« Ihre dunklen Augen nahmen einen
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