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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher
Autoren: Karen Miller
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gespalten nach einem Sturz auf Deck eines vom Sturm gebeutelten Kutters vor fünf Jahren.
    »Es wird höchste Zeit, dass dir jemand die Sorgen abnimmt, Pa«, flüsterte er. »Höchste Zeit, dass dein Leben etwas leichter wird. Ich habe versprochen, dass ich das eines Tages für dich tun würde, und ich schätze, dieser Tag ist gekommen.«
    Das Problem war, dass es einfacher gesagt als getan war. Um sein Versprechen einzuhalten, brauchte er mehr als Träume, obwohl er davon jede Menge hatte. Er brauchte Geld. Sehr viel Geld. Aber das würde er in Restharven nicht finden. Nicht nur weil es Restharven war, sondern wegen seiner Brüder. In einem Familiengeschäft war verdientes Geld geteiltes Geld… und der Jüngste bekam das kleinste Stück vom Kuchen.
    Nun, zum Kuckuck damit!
    Er würde sich auf den Weg machen, seinen eigenen Kuchen zu finden, und den würde er mit niemandem teilen. Nicht bis der Kuchen groß genug war, um sich ein eigenes Boot davon kaufen zu können, damit Pa und er Zeht und die anderen sich selbst überlassen konnten, ganz gleich, was aus ihnen wurde. Ihn und Pa würde es nicht scheren. Sie würden ihr eigenes Boot haben und von dem eingeteilten Erlös ihrer Fänge so prächtig leben können wie der König selbst. Seit zwei Jahren hatte er gespart und geknausert und auf alles verzichtet, um genug Geld zusammenzukratzen, um über die Runden zu kommen. Genug für die weite Reise in die Stadt Dorana. Er hatte sich alles genau überlegt. »Es ist nur für ein Jahr, Pa«, flüsterte er. »Ich werde nur ein Jahr fort sein. So viel Zeit ist das im Grunde gar nicht. Und ich werde zurück sein, bevor du mich groß vermissen kannst. Du wirst schon sehen.«
    Die Uhr an der Wand schlug halb elf, laute, in der Stille widerhallende Schläge. Der Rostige Anker würde bald schließen, und Jed wartete auf ihn mit seinem Rucksack und seiner Börse. Er musste aufbrechen. Asher beugte sich über den Sessel, drückte seinem Vater einen Kuss auf die runzlige Wange und schlüpfte aus dem kleinen Steinhaus, in dem er und all seine Brüder geboren waren. Als er sich sicher war, dass er vom Haus aus nicht länger zu hören war, stieg er in seine Stiefel und eilte dann von einem Schatten zum nächsten, bis er den Rostigen Anker erreichte. In dem Lokal herrschte das übliche Gedränge. Asher drückte die Nase gegen die Fensterscheibe und hielt Ausschau nach Jed. Als er seinen Freund endlich in der Menge zechender Fischer entdeckte, klopfte er und winkte und hoffte, dass Jed ihn bemerkte. Gerade als er der Verzweiflung nahe war, wich Jed einem begeistert geschwungenen Arm aus, stolperte, drehte sich um und sah ihn.
    »Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, dass du noch kommen würdest!«, brummte sein Freund, als er durch die Tür trat, einen frischen Humpen Bier in der Hand. »Du hast gesagt, zehn Uhr oder kurz darauf. Jetzt ist es so spät, dass der Anker gleich schließen wird!«
    »Sieht nicht so aus, als hättest du mich sehr vermisst.« Asher entriss Jed den Humpen und nahm einen ordentlichen Schluck von dem kalten, bitteren Bier. »Hast du sie mitgebracht?«
    Jed eroberte sich den Humpen zurück. »Klar habe ich sie mitgebracht«, sagte er und verdrehte die Augen. »Ich bin dein Freund, oder?«
    »Ein Freund würde mir erlauben, diesen Humpen zu leeren«, erwiderte Asher grinsend. »Ich habe eine weite Strecke vor mir -bis zur nächsten Schenke -, und so wie du aussiehst, wird ein Humpen mehr ein Humpen zu viel sein.«
    »Nicht bei mir«, sagte Jed. Dann gab er nach. »Hier.« Er hielt ihm den Humpen hin. »Elender Menschenschinder. Jetzt aber los. Ich habe deine Sachen gleich um die Ecke versteckt. Wenn du endlich kommst, statt mir hier die Zeit zu stehlen, dann kriege ich vielleicht selbst noch einen Schluck zu trinken, bevor der Anker schließt.«
    Asher nahm den Humpen. Der gute alte Jed. Es gab keinen anderen Menschen, dem er seine kostbare Börse mit Trins und Kuicks anvertraut hätte oder seinen Ziegenschlauch mit Wasser und den Rucksack mit Käse, Äpfeln, Brot und Kleidung. Auch seine Träume hätte er keinem anderen anvertraut. Sie waren ihr Leben lang Freunde gewesen, er und Jed. Er hatte sich sogar erboten, Jed in die Stadt mitzunehmen, aber dazu bestand keine Notwendigkeit. Jed wurde schließlich nicht von einem Haufen Brüder geplagt. Er würde in einigen Jahren das Boot seines Vaters erben.
    Glückspilz!
    »Pass auf dich auf«, sagte Jed streng, während Asher den Rest des Bieres trank. »Dorana
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