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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher
Autoren: Karen Miller
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lebende Hühner, geräucherte Fische, Kerzen, Bücher, Juwelen, Sattelzeug, Möbel, Gemälde, Haarschnitte, Brot, Uhren, Süßigkeiten, Pasteten, Wolle, Arbeitskleidung, luxuriöse Kleider… Es schien nichts zu geben, das man nicht kaufen konnte, wenn man das Verlangen danach verspürte - und das Geld hatte.
    »Bänder! Kauft euch hübsche Bänder hier, sechs Kuick das Dutzend!« »Teshoes! Reife Teshoes!«
    »He! Pass auf, wo du hintrittst, Bengel! Zurück!«
    Asher fuhr auf dem Absatz herum und konnte sich gerade noch vor einem schokoladebraunen Bullen in Sicherheit bringen, der von seinem Treiber zum Viehviertel geführt wurde. Der polierte Nasenring des Stiers blitzte im Sonnenschein, und seine gespreizten Hufe knallten auf den Pflastersteinen. »He, du großer Tölpel, geh mir aus dem Weg!«, brummte eine Obstverkäuferin, eine fette Olkin, die das dunkle Haar zu einem schlampigen Knoten zusammengebunden trug. Ihr leuchtend grünes Kleid war größtenteils bedeckt von einer obstbefleckten Schürze, und in einer Hand hielt sie mehrere dicke, rosige Teshoes. »Du bringst noch meine Kunden zu Fall!«
    Da er sich geschworen hatte, jeden zu fragen, den er fragen konnte, sagte er zu ihr: »Brauchst du vielleicht einen Mann um Lohn?«
    Die Obstverkäuferin zwinkerte der Menge zu, die sich um ihren Handkarren versammelt hatte, und lachte gackernd. »Danke, Söhnchen, aber ich hab schon einen Mann, der zwei von deiner Sorte ergeben würde, schätze ich, also machst du dich wohl besser auf den Weg, wenn du hier nichts kaufen willst!« Ihre fleischigen Schultern zogen ihren üppigen Busen in die Höhe, und ihre Lippen schürzten sich zu einer höhnischen Einladung.
    Um ihn herum erklang Gelächter. Mit heißem Gesicht wartete Asher, bis der alte Besen ihm den Rücken kehrte, ließ eine Teshoe aus der ersten Reihe mitgehen und mischte sich unter die rasch vorübereilenden Passanten.
    Er verzehrte die Frucht mit drei Bissen und leckte sich den herben Saft von seinem stoppeligen Kinn. Das war alles an Frühstück, was er bekommen würde. Und es würde ihm auch als Mittagessen und vielleicht sogar als Abendessen genügen müssen, wenn er heute keine Arbeit fand. Die Börse, die in seinem Gürtel steckte, war unheilverkündend flach; er hatte fast all seine mageren Ersparnisse aufbrauchen müssen, nur um hierherzugelangen, und dann hatte die letzte Nacht in der Pension den größten Teil des Rests verschlungen. Er hatte noch genug übrig für ein weiteres Nachtquartier, eine Schale Suppe und einen Kanten Brot. Danach würde er in der Klemme sitzen. Aber obwohl der Zweifel mit scharfen Rattenzähnen an seinen Eingeweiden nagte, spürte er, wie sich ein wildes Grinsen auf seinen Zügen breitmachte.
    Er war in Dorana.
Dorana!
In der großen, mauerumschlossenen Stadt. Wenn Pa ihn jetzt nur hätte sehen können. Wenn seine
Brüder
ihn hätten sehen können… Sie würden sich ihre jämmerlichen Eingeweide aus dem Leib würgen, so viel stand fest.
    Ha!
    Er hatte bereits davon geträumt, diese Stadt zu sehen, lange bevor der Plan zu seiner Reise festere Formen angenommen hatte. In seiner Kindheit und Jugend war dieser Traum von Geschichten genährt worden, die Ole Hemp der wissbegierigen Schar von Jungen zu erzählen pflegte, die sich nachmittags zu seinen Füßen sammelten, sobald die Boote im Hafen und die gefangenen Fische geputzt und ausgeweidet waren. Wenn die Möwen sich auf dem Pier ihren Anteil erstritten hatten, begann Ole Hemp zu erzählen.
    Ole Hemp war der einzige Mann in Restharven, der die Stadt je gesehen hatte. Während er der Länge nach auf seiner Lieblingsbank unten am Hafen lag und an seiner knorrigen Pfeife paffte, erzählte er Geschichten, die ihnen allen das Herz höher schlagen ließen, Geschichten, bei denen ihnen beinahe die Augen aus dem Kopf sprangen.
    »Dorana«, sagte Ole Hemp manchmal, »ist so groß, dass man Restharven mindestens zwanzigmal hineinpacken könnte. Seine Häuser und Herbergen sind riesig, so hoch wie die Bäume im Binnenland, und bemalt mit allen Farben unter dem Himmel. Und ihre Bierschänken, nun, die trocknen niemals aus. Und die Gerüche! Genug, um euch das Wasser im Mund zu einem Fluss zusammenlaufen zu lassen, denn in ihren Küchen rösten sie Schweine und Lämmer und fette, saftige Bullen über Feuergruben, die so groß und so tief sind, dass eine ganze Familie aus Restharven darin Platz fände. Beinahe jedenfalls.« Und die lauschenden Jungen seufzten, malten sich die Bilder aus
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