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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht
Autoren: A. A. Fair
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weitergegangen?«
    »Natürlich. Der erste Versuch hatte nur den Zweck, Sie mürbe zu machen. Vermutlich wird man sich eine Zeitlang mit fünfhundert Dollar begnügen, aber dann werden sie ihre Forderungen allmählich hinaufschrauben. Schließlich werden sie eine einmalige hohe Summe von Ihnen verlangen unter dem Vorwand, daß sie in ein größeres Geschäft steigen und endgültig mit der Erpressung Schluß machen wollen, weil ihnen das ebenso zuwider sei wie Ihnen... Und so weiter und so fort. Sie müßten zahlen, bis Ihnen schwarz vor Augen wird. Diese Blutsauger wird man nie los.«
    »So ungefähr habe ich mir die Sache auch vorgestellt«, sagte Mrs. Gillett, »aber ich dachte mir, daß die Drohung im Lauf der Zeit an Gewicht verliert. Wenn nach einigen Jahren die wahren Umstände über den Tod meines Mannes ans Licht kommen, wird die Geschichte keinen großen Schaden mehr anrichten.«
    »Noch etwas: Aus allem, was ich gehört habe, schließe ich, daß Ihr Mann weitgespannte geschäftliche Interessen hatte.«
    »Gewiß.«
    »Er war ein Finanzmann?«
    »Ja.«
    »Besaß er Aktien der Molybdenum Steel Research Importing Company?«
    Mr. Clinton beantwortete die Frage. »Ich glaube, er war Hauptaktionär, aber irgendwelche Gruppen befehdeten ihn. In der Firma stand ein Machtkampf bevor. Was wissen Sie darüber?«
    »Nicht viel. War er auch am Immobilienhandel interessiert? Finanzierte er neue Bauprojekte?«
    »Auch das«, antwortete Clinton.
    »Kennen Sie einen Mann namens George Littleton Dix?«
    Clinton dachte einen Moment nach und schüttelte dann den Kopf.
    »Einen gewissen Jarvis C. Archer?«
    »Nie von ihm gehört.«
    Ich stand auf. »Schönen Dank für die Auskünfte und Ihr Vertrauen. Will sehen, was ich tun kann. Sie werden’s nicht bereuen.«
    »Aber wie soll ich mich verhalten«, fragte Mrs. Gillett, »wenn ich mit neuen Erpressungen unter Druck gesetzt werde?«
    »Rufen Sie mich an. Sprechen Sie mit niemandem in unserem Büro darüber — außer mit mir. Hier ist meine Karte.«
    Sie nahm sie. Ich gab auch Clinton eine.
    »Haben Sie sich mit dem Motelmanager länger unterhalten?«
    Sie verneinte. »Ich ging ihm möglichst aus dem Weg. Er hielt es für selbstverständlich, daß ich die Frau war, die Baxter ins Motel mitgebracht hatte, und ich wollte ihn verständlicherweise in diesem Glauben lassen.«
    »Gut, ich will versuchen, Ihnen zu helfen.«
    »Was ist Ihr Tagessatz?« erkundigte sich Clinton. »Wir müssen schließlich irgendwelche Abmachungen treffen.«
    »Das hat Zeit«, sagte ich. »Im Moment arbeite ich auf eigene Faust. Der Fall interessiert mich deswegen, weil er allem Anschein nach eine andere Klientin von mir betrifft.«
    »Kann das nicht zu einem Interessenkonflikt führen? Sind Sie sicher, daß Sie beiden Teilen gerecht werden können?« fragte Mr. Clinton.
    »Ganz sicher.« Ich grinste. »Der andere Auftrag wurde mir entzogen. Aber es geht mir gegen den Strich, wie ein Klinkenputzer Aufträge einzusammeln. Ich werde mich ganz einfach auch weiterhin mit dem Fall befassen, um meine private Neugier zu befriedigen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Falls Sie einen Spesenvorschuß benötigen, können wir...«
    »Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich was brauche«, erklärte ich, »aber vorerst geht die Sache zu meinen Lasten.«

15

    Als ich vor meinem Apartmenthaus anlangte, wartete ein Polizeiauto am Randstein.
    Einer der Beamten stieg aus und kam zu mir herüber. »Mr. Lam?«
    »Stimmt.«
    »Sergeant Sellers möchte Sie sprechen.«
    »Er hat schon mit mir gesprochen.«
    »Er möchte aber noch mal mit Ihnen reden, und zwar sofort.«
    »Tut mir leid, ich bin beschäftigt und...«
    »Steigen Sie in Ihren Wagen, und folgen Sie uns.«
    Ich gehorchte.
    Der Beamte am Steuer ließ den Motor an. Der andere griff nach dem Mikrofon und meldete sicher, daß sie Lam erwischt hätten und sich mit ihm auf den Weg machen würden.
    »Fahren Sie dicht hinter uns her, und machen Sie keine Zicken«, sagte der Beamte warnend.
    Ich klemmte mich folgsam hinter den Streifenwagen. Wir fuhren in Richtung Rhoda Avenue. Etwa auf halbem Weg tauchte ein zweiter Streifenwagen auf. Zwei Beamte saßen vorn, Sergeant Sellers thronte auf dem Rücksitz. Sie bedeuteten mir, rechts heranzufahren und zu halten. Brav tat ich, was man von mir verlangte.
    Sellers stieg aus und in meinen Wagen um. »Fahren Sie weiter«, sagte er. »Folgen Sie dem Polizeiauto vor Ihnen.«
    »Was soll das alles?«
    »Sie haben mich schön reingelegt
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