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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn
Autoren: Anke Greifeneder
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meinem Job in der schalen Glitzerwelt etwas Sinnvolles zu arbeiten, und so könnte man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Das Anwesen bietet so viel Freiraum und
    Entdeckungsmöglichkeiten für Kinder. Lilli, falls du und Sebastian wirklich hierher ziehen wollt, könntet hauptsächlich ihr euch um das Projekt vor Ort kümmern, und bevor du wieder die Sorgfaltspflicht gegenüber irgendwelchen Wunderkindern vernachlässigst, kannst du mit normalen Kindern üben, bevor du selber welche bekommst.
    Natürlich werde ich eine Stiftung gründen, das Haus an die Stiftung überschreiben und uns lebenslanges Wohnrecht eintragen lassen. Ich rechne mit eurer Unterstützung, was das Geldauftreiben anbelangt, aber auf diesem Gebiet ist unsere wohltätigkeitserfahrene Frau von Steinbeck ja nicht zu schlagen. Viele Kosten werden nicht entstehen, die Anreise und Verpflegung eben. Einen minimalen Beitrag sollen die Familien leisten, damit es nicht wie Almosen wirkt, und vielleicht ist das übertrieben, aber ich dachte, wir haben hier so viel Land, dass man anfangen könnte, selber anzubauen. Okay. Ich weiß, es gibt Grenzen, und ich kann mir auch nicht vorstellen, mit Gummistiefeln auf einem Acker
    herumzustehen, aber wer weiß, vielleicht macht das Stadtkindern Spaß, und wir könnten eine Hilfskraft aus dem Dorf beschäftigen. Angedacht ist das für zehn Monate im Jahr, die restlichen zwei Monate haben wir das Haus für uns. PR für das Projekt werde ich machen, genügend Kontakte haben wir ja. Also, was haltet ihr davon?« Ich wartete gespannt auf eine Antwort.

    Meine beiden Freundinnen sahen sich an. Dann kreischte Lilli begeistert, und Katharina wurde geschäftig.

    »Die Idee gefällt mir! Ich glaube, man gründet besser einen nicht
    eingetragenen Verein. Na ja, das soll Herbert für uns regeln. Ich werde Bälle schmeißen und Spenden auftreiben. Wir brauchen einen wohlklingenden Namen, der was hergibt. Und eine Broschüre. Du, Lilli, musst uns Zeit bei deinem Sender verschaffen, und ich werde bekannte Paten für das Projekt auftreiben.«

    Lilli rief: »Einen Kinderarzt haben wir gleich hier. Und Sebastian kann sein Italienisch endlich wieder auffrischen. Er hat doch sein AIP damals in Bologna gemacht. Wer weiß, vielleicht kann ich doch Kinderbücher schreiben und die Hälfte des Erlöses dem Projekt zufließen lassen!«

    Beide hatten vor lauter Aufregung rote Wangen bekommen. Ihre
    Unterstützung war mir sicher, und so ging ich mit gutem Gefühl zu Bett.

    Samstagmorgen wachte ich ausgeschlafen auf und konnte es kaum erwarten, mit den beiden die Umgebung zu entdecken. Wir liefen ins Dorf und kauften in dem kleinen Lebensmittellädchen ein. Die Inhaber kannten bereits meinen Namen, was bei einem einzigen Touri pro Tag auch nicht allzu schwer war.

    Sie hatten mitbekommen, dass ich die Signora war, die das Weingut gekauft hatte, ohne Signore oder Bambini. Der Inhaberin schien das sehr zu imponieren.
    Sie schenkte mir Brot und Salz zum Einzug und eine Flasche Wein, um die guten Geister anzulocken.

    Für Katharina und Lilli war alles neu und furchtbar aufregend. Vor allem als Lilli zwei kleine Mädchen auf dem Dorfplatz spielen sah.

    Am Nachmittag kamen Sebastian und Herbert an. Die Aufregung begann von vorne. Fachmännisch begutachteten die beiden, was es auszubessern galt, und stellten zufrieden fest, dass das Gut in tadellosem Zustand war und ich mich nicht übers Ohr hatte hauen lassen. Sie planten bereits, welche Wände man entfernen konnte, um das Erdgeschoss offen zu gestalten.

    Vera hatte einen späteren Flug bekommen können. Sebastian und Herbert waren mit einem Mietwagen gekommen und riefen zur Abfahrt, um meine Assistentin in Florenz abzuholen. Es passten aber nur vier Leute ins Auto. Ich verzichtete freiwillig. Lieber wollte ich ein wenig im Haus bleiben und das Essen vorbereiten.

    Ich genoss die Ruhe, legte mich auf die Couch in meinem Zimmer und sah ins Tal mit seinen vielen warmen Terrakotta-Farbtönen. Benommen von der Aufregung nickte ich ein. Plötzlich wurde ich von einem Klopfen an meiner Tür geweckt. Ich erschrak. Waren die anderen wieder zurück? Ich hatte keinen Wagen vorfahren hören.

    »Ja?«, rief ich vorsichtig.

    Im Türrahmen stand Max!

    Mein Magen zog sich zusammen. »Wie kommst du denn hierher?«, rief ich erstaunt und sprang auf.

    »Ist doch jetzt egal. Ich muss mit dir reden«, antwortete er und kam näher.

    Das durfte doch nicht wahr sein! Konnte er mich nicht in Ruhe
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