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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn
Autoren: Anke Greifeneder
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eine natürliche Geburt. Zwei Tage später setzten die Wehen ein.

    Katharinas Eltern konnten sie überzeugen, den Kleinen Rufus zu nennen.
    Schließlich sei es ein schöner Name, und außerdem würden sie das
    Mutter-Kind-Projekt größtenteils finanzieren.

    Katharina ist wider Erwarten und zu ihrem eigenen Erstaunen eine
    großartige Mutter. Sie kümmert sich rührend um Rufus, ist sich aber selbst treu geblieben und zeigt allen, dass man eine liebende Mutter und gleichzeitig elegante Frau sein kann.

    Lilli meinte zwar, das sei auch nicht sehr schwer mit Personal, das einem alles abnimmt, aber wir sind uns einig: Etwas Besseres hätte ihr nicht passieren können.

    Lilli und Sebastian sind im März umgezogen, mit Sack und Pack in die Toskana, und haben schon die ersten Gäste in Empfang genommen. Die beiden blühen geradezu auf und berichten von nichts anderem mehr als der guten Luft, den unglaublichen Farben und der Freude, die es ihnen bereitet, unser Projekt aufzubauen. Täglich schicken sie via E-Mail Schnappschüsse, die sie gebräunt und glücklich zeigen.

    »Ich mache das vor allem, damit euer Fernweh erhalten bleibt und ihr uns im Frühsommer wieder besuchen kommt.«

    Als ob wir dazu überredet werden müssten!

    Meine Mutter ist stolz wie Oskar, dass ihre Tochter einen Bestseller geschrieben hat, auch wenn mein Name nur ganz klein auf dem Cover zu lesen ist.
    Meine Eltern und Tante Eda werden auch bald für zwei Wochen in die Toskana verreisen, das Klima wird ihnen sicher gut tun. Sie denken immer noch, dass das viele Geld für das Haus einzig und allein von meinem Bucherfolg herrührt. Na ja, irgendwie stimmt das sogar. Vera ist frisch verliebt, und Stader hat seine Saisonkarte für Hertha gelöst.

    Und Max macht mich glücklich! Nicht dass mein Leben ohne ihn
    unglücklich war, aber er hat es um so viel bereichert. Wir haben eine richtig »reife Beziehung«, wie Dr. Cornelius sagen würde, wobei, wenn ich an die Flugangstnummer gerade dachte, führten wir wohl doch nicht eine »erwachsene Beziehung«, aber eine glückliche auf jeden Fall. Das heißt nicht, dass wir uns nicht streiten und ich nicht immer wieder mal unsicher werde oder austicke, wenn er meiner Meinung nach flirtet, oder er befürchtet, ich könnte mich noch mal in einen Blender verlieben und durchbrennen. Aber wie sagen die Engländer immer so schön: »We are getting there«.

    Zwar wohnen wir nicht zusammen und meine biologische Uhr tickt auch noch nicht, wie einige prophezeit haben, dafür haben wir nach wie vor viel Spaß.

    Was die Karriere von Max angeht, ist er richtig durchgestartet. Seine Ausstellung in Katharinas Galerie war ein Riesenerfolg! Sogar die »Süddeutsche«
    und die »FAZ« haben darüber berichtet, und das sehr wohlwollend. Natürlich ärgert er mich damit gerne; schließlich wird meine Belletristik es nie in diese heiligen Hallen schaffen, höchstens als abschreckendes Beispiel.

    So lässt Max mich süffisant wissen: »Weißt du, Möhnchen, einer von uns muss ja was mit Anspruch machen!«

    Jetzt soll er zu allem Übel auch noch einen Bildband herausbringen. Das wird sein Ego ins Unermessliche steigern.

    Ha! Was er aber nicht weiß, ist, dass ich heimlich an einem Roman schreibe, mit so vielen Fremdwörtern und schlauen Redewendungen gespickt, dass ich den Pulitzerpreis förmlich riechen kann.

    Während ich meinen Gedanken nachhing, hatte ich gar nicht bemerkt, dass wir schon im Landeanflug waren und die netten Saftschubsen auf ihren Sitzen festgeschnallt saßen.

    Am Flughafen holten uns Lilli und Sebastian ab. Sie sahen erholt aus und sprudelten geradezu über! Die beiden gingen in dem Projekt sichtlich auf, worüber ich sehr erleichtert war, denn nicht jeder ist dafür geschaffen, 365 Tage im Jahr Gutmensch zu sein. Sebastian war sogar auf die Idee gekommen, auch Mütter mit kranken Kindern einzuladen, die er gleichzeitig therapieren konnte. Zum Glück gefiel ihnen die Toskana noch besser, als sie es sich ausgemalt hatten, denn ich hatte schon einige Aussteigerträume scheitern und die Betroffenen reumütig vor lauter Langeweile in die Großstadt zurückflüchten sehen.

    Auf dem Weingut angekommen, führte uns Lilli gleich in ihre neu
    angelegten Gemüsebeete und Olivenhaine. Sie wollte eigenes Öl produzieren, doch Olivenernte war erst Ende November. Mit Giada, der Maklerin, die uns das Haus verkauft hatte, hatte sie sich angefreundet, und so fuhren die beiden öfter abends in die Stadt und sprachen
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