Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn
Autoren: Anke Greifeneder
Vom Netzwerk:
dem Geld machen würde. Danach fuhr ich wieder zum Flughafen. Unterwegs rief ich Vera an und sagte ihr, dass ich für eine Woche verreisen würde.

    Ich buchte den nächsten Flug nach Florenz. Als der Flieger abhob, seufzte ich vor Erleichterung auf. Ich hatte alles hinter mir gelassen. Keiner wusste, wo ich war. Ich war vollkommen frei und würde endlich Zeit finden, über die turbulenten vergangenen Monate nachzudenken, und vor allem Abstand gewinnen.

    In Florenz angekommen, holte mich Giada ab. Sie arbeitete für einen Immobilienmakler, der über einige schöne Anwesen verfügte, unter anderem auch über das Weingut, das Lilli uns ans Herz gelegt hatte.

    In den letzten Tagen hatte ich sie häufiger kontaktiert. Giada sprach nur gebrochen Englisch und mein Italienisch war rudimentär, aber wir schafften es, uns zu verständigen.

    Sie fuhr mit mir in den Weinberg. Ich verliebte mich sofort in das romantische Fleckchen Erde. Mir war klar, dass das der wahr gewordene Spießertraum schlechthin war, aber schließlich durfte man mit 30 langsam konventioneller werden, und immerhin stand ich als Single und mit selbst erpresstem Geld hier, um für meine durchgeknallten Freunde ein Weingut zu kaufen.

    Das Anwesen war in sehr gutem Zustand und es bedurfte, soweit ich
    abschätzen konnte, nur weniger Reparaturen.

    Diese Stille! Nur die Grillen zirpten, die Sonne schien und man konnte Ende Oktober Sommerkleidung tragen.

    Die Zimmer waren groß und jedes unterschiedlich. Viele waren mit
    Badezimmern versehen. Man hatte einen herrlichen Blick über das Tal, und das Beste war, man befand sich nur zwanzig Minuten von Florenz entfernt.

    Ich war begeistert von den warmen Farben und dem einfachen Landhausstil.
    Das Herzstück des Hauses war eine große Wohnküche mit langem Tisch, zehn Stühlen und einem Kamin. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie gekocht, getrunken und gelacht würde.

    Mein Gefühl sagte mir, dass ich es kaufen sollte, denn wohin es uns auch verschlagen würde, wir hätten immer einen gemeinsamen Platz, an den wir zurückkehren konnten.

    Giada freute sich, einmal natürlich wegen ihrer Prämie, aber auch, weil wir uns sympathisch waren und sie froh war, dieses Schmuckstück in guten Händen zu wissen.

    Wir waren den ganzen Tag mit Formalitäten beschäftigt und es würde noch einige Tage dauern, bis der Verkauf vollends abgeschlossen war.

    Ich konnte kaum abwarten, Lilli und Katharina damit zu überraschen. Die beiden hatten meine Mailbox bereits voll gesprochen.

    Ich machte es mir auf der Terrasse gemütlich und rief Lilli an. Sie war mit Katharina beim Essen.

    »Wo steckst du denn?«, wollte Lilli wissen und Katharina rief im
    Hintergrund: »Was ist das denn für eine miserable Informationspolitik, die du da betreibst?«

    Ich musste lachen.

    »Also, ich bin nicht in Deutschland. Ratet mal, wo?«

    Lilli wiederholte für Katharina, was ich gesagt hatte. Sie nahm Lilli das Telefon aus der Hand.

    »Pia, du bist doch nicht durchgedreht? Wo bist du? Und keine
    Ratespielchen, hörst du?« Sie gab Lilli das Telefon zurück.

    Lilli sagte: »Du musst mir schon einen Tipp geben. Bist du in Europa? Klar, musst du ja sein, sonst wärst du noch im Flieger.«

    Ich gab ihr zwei Hinweise.

    »Ich bin in einem Landstrich, von dem jeder deutsche Alternative oder Geschichtslehrer träumt. Wobei das meistens das Gleiche ist. Und dein Lieblingswein kommt von hier.«

    »Toskana! Du bist in der Toskana! Was machst du denn da alleine? Oder bist du gar nicht alleine? Hast du etwa Max dabei?«, kicherte sie.

    »Toskana stimmt. Aber Max habe ich nicht dabei. Das ist auch gut so«, seufzte ich.

    »Wieso das denn?«

    Am Telefon wollte ich nicht darüber sprechen.

    Katharina rief im Hintergrund: »Was machst du denn in der Toskana? Das ist so Nineties.«

    Eine von Steinbeck hätte sich natürlich ein mondäneres Urlaubsziel gesucht, aber ich wusste, dass sie die Toskana liebte. Während des Studiums hatte sie ein Auslandssemester in Siena eingelegt. Nach ihrer Rückkehr behielt sie eine Zeitlang absichtlich das rollende >R< für den deutschen Sprachgebrauch, weil sie es sehr kosmopolitisch fand. Leider klang es nur albern. Der Spleen war schnell beendet gewesen, als sie mehrmals gefragt wurde, ob sie aus Oberfranken stammte. Und das Katharina, die auf ihr geschliffenes Hochdeutsch so viel Wert legte!

    »Lilli, du hast aber immer noch nicht erraten, wo genau ich sitze«, sagte ich.
    Sie kam auch nicht nach mehreren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher