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Jerry Cotton - 2914 - Der Geruch der Angst

Jerry Cotton - 2914 - Der Geruch der Angst

Titel: Jerry Cotton - 2914 - Der Geruch der Angst
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»Hallo«, rief er halblaut. Er hätte an eine Taschenlampe denken sollen. Aber er war Arzt und kein Gauner. Oder doch? Wie weit war er bereits gesunken?
    Er rief lauter. Als Reaktion auf seine Stimme hörte er das Trippeln kleiner Füße auf knisternden Mülltüten.
    Niemand da. Auch gut, dachte er. Dann kann ich ja wieder gehen.
    Als er sich umdrehte, versperrten ihm zwei mächtige Schatten den Weg. »Hallo«, krächzte er und räusperte sich. »Sind Sie mein Kontakt?«
    Ohne zu antworten, hob einer der Männer die Hand. Darin schimmerte etwas Helles, Weißes.
    Zögernd tat er einen Schritt nach vorn. Sein ganzer Körper zitterte. Es war nicht die Kälte, die seine Knie schlottern ließ.
    »Hier, nimm«, sagte der Mann ungeduldig. »Darauf steht, was wir als Nächstes wollen.« Seine Stimme klang rau und gleichzeitig tonlos, als hätte er eine schwere Erkältung.
    Ihm fielen auf Anhieb drei Medikamente ein, die er ihm verschreiben würde. Aber natürlich hielt er den Mund.
    Stattdessen faltete er den Zettel auseinander. Was würde es diesmal sein? Er las die Anweisung. »Das muss aufhören.« Scharf zog er die Luft ein.
    »Kümmere dich besser schnell darum. Ansonsten kannst du schon mal anfangen, deine Knochen zu nummerieren. Dottore!« Er spuckte das Wort förmlich in die Pfütze vor seinen Füßen. »Und damit du nicht auf dumme Gedanken kommst, stellt dir der Boss einen Bodyguard zur Seite.« Er lachte hustend. Der zweite Mann trat ins Licht. Eine lange Narbe verunstaltete seine linke Gesichtshälfte.
    Er schluckte schwer. Wann würde endlich Schluss sein?
    Seine Frage stand ihm ins Gesicht geschrieben. Der zweite Mann lachte wieder: »Du hast deine Schulden noch längst nicht abgezahlt.«
    ***
    Phils Mobiltelefon meldete sich mit einem dieser alten Klingeltöne, wie man sie von vor zehn Jahren kannte. Umständlich zog er den alten Knochen aus der Tasche. Wir hatten ihn uns von der Asservatenkammer ausgeliehen. Es passte perfekt zu unserer Tarnung.
    Missmutig warf Phil einen Blick auf das monochrome Display. Er vermisste schon jetzt sein kleines, schickes Smartphone.
    »Der Chef«, flüsterte Phil und drückte auf die überdimensional große Taste mit dem grünen Hörer.
    Ich reckte meinen Kopf herüber und lauschte. »Gibt es etwas Neues, Phil?«, hörte ich den Assistant Director fragen.
    »Im Moment noch nicht«, antwortete Phil und zerrte am Kragen seines Wollpullis. Das raue Material kratzte am Hals, genau wie unsere neue Gesichtsbehaarung. Aber beides hielt warm und schützte uns davor, im Danny’s allzu sehr aufzufallen.
    Das Danny’s war eine heruntergekommene Kneipe mitten in der South Bronx. Es wäre nicht der Ort meiner ersten Wahl, um einen gemütlichen Abend zu verbringen. Aber einer unserer Informanten hatte uns gesteckt, dass der Mann, den wir seit Tagen suchten und der uns zu Armilio führen sollte, sich hier mit einem Kunden treffen wollte. Wir wussten nur nicht, wann. Also hingen wir seit fünf Tagen nahezu ununterbrochen in dieser Spelunke herum und genossen das wässrige Bier.
    »Dann ist das Ihr letzter Abend an dem Fall. Ich brauche Sie für etwas anderes. Ich will Sie beide morgen früh im Office sehen. Rasiert.«
    Phil wiederholte leise, was Mr High gesagt hatte.
    »Okay«, bestätigte Phil.
    Wir waren zwar nur hinter einem kleinen Fisch her, einem Mann, der gefälschte Pässe, Geburtsurkunden und Kreditkarten vertrieb, aber ich kannte meinen Partner gut genug, um zu wissen, dass er genauso ungern wie ich einen Fall unaufgeklärt zu den Akten legte.
    Andererseits war dieses Warten unbefriedigend und nutzlos. Es war nichts als verlorene Zeit, in der wir keine anderen Fälle bearbeiten konnten.
    »Der taucht nicht auf und wir haben keine anderen Hinweise, denen wir nachgehen können«, sagte Mr High. »Sollen sich doch andere die Beine in den Bauch stehen. Das ist nicht das einzige Verbrechen in dieser Stadt.«
    Phil nickte und legte auf.
    Ich griff nach meinem Glas und leerte es. Mr High hatte wie immer recht. Es war langweilig und ich hatte das Gefühl, ich stumpfte ab, wenn ich noch einen Abend in dieser Kaschemme rumhängen müsste. Die Musik entsprach nicht meinem Geschmack, und die anwesenden Gäste starrten nur stumm in ihr Bier. Nichts, was uns half, die Zeit zu vertreiben.
    »Okay«, sagte ich und stellte das leere Glas auf den Tresen. »Lass uns abhauen.« Ich legte ein paar Dollarnoten auf den Tresen.
    In diesem Moment packte Phil meinen Arm und deutete mit dem Kopf auf einen
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