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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn
Autoren: Anke Greifeneder
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Katharina und Lilli reckten beide Daumen in die Höhe, als ich auf sie zuging.

    »Gut gemacht. Langsam befürchte ich, Leander ist ansteckend. Du hast, ohne mit der Wimper zu zucken, gelogen«, lachte Lilli.

    Als Nächstes stand seine Autogrammstunde auf dem Plan, bei der ich zum Glück nicht anwesend sein musste.

    Zeit, um Kaffee zu trinken. Genug zu besprechen gab es allemal.

    »Wusstet ihr, dass er sich von Witta getrennt hat?«, fragte ich nach, denn bisher war davon nichts zu lesen gewesen.

    Wir überlegten uns, wie Witta mit dieser Schmach wohl umgehen würde, und sie tat uns fast ein wenig Leid, aber nur ein wenig.

    Am Abend wartete die Buchparty auf uns. Leander hatte damals nicht übertrieben, als er von einer exklusiven Party im Savage gesprochen hatte. Sie war wirklich stilvoll arrangiert. Bisher lief alles nach Plan: Fernsehkameras, erlauchte Gäste, überall lag die Biografie aus, mit seinem Namen und meinem abgedruckt, das Einzige, was uns noch verband, zwei abgedruckte Namen auf einem Buchdeckel. Max’ Fotos waren abgebildet und wirklich gut gelungen. Man merkte den Bildern seinen Hass auf Leander gar nicht an. Max! Das einzig Gute an diesem Horrortag war, dass ich nicht hatte an ihn denken müssen. Er hatte sich geschickt um die Veranstaltung gedrückt.

    Ich vermisste ihn so sehr, verbat mir jedoch, das zu denken, und stellte mir stattdessen vor, wie er in den Armen dieses Models lag. Ob er und Leander wohl schon mal ein und dasselbe Model gedatet hatten?

    Ich kam nicht mehr dazu, genauer darüber nachzudenken, denn am Eingang des Savage gab es einen Tumult. Es hatten sich bereits Schaulustige gebildet, und alle Kameras schwenkten in die Richtung. Automatisch gingen auch wir zum Eingang.

    Welchen Stargast hatte Leander denn da anheuem können? Wir boxten uns durch die Menschentraube und trauten unseren Augen nicht. Der Stargast war niemand anderes als Witta.

    Witta ohne Ehemann, ohne Freundinnen, ohne prominenten Freund, dafür aber mit einem berüchtigten, selbst ernannten Manager im Schlepptau, der schon einigen Menschen das Leben und die Karriere verdorben hatte durch irrsinnige Aktionen wie »live Achselrasuren« von Frauen, die nach oben wollten. Witta, dachte er wohl, eignete sich durch ihren momentanen Bekanntheitsgrad dafür, vermarktet zu werden. Fragte sich nur als was. Doch darauf gab sie vor laufenden Kameras allzu gerne Auskunft.

    »Ich werde Ihnen den wahren Leander Berglandt zeigen. Dann bekommen sie die ungeschminkte Wahrheit und nicht seine geschönte Biografie! Von wegen, ich bin eine moralisch fragwürdige Person!«

    Natürlich fragte die Presse sofort nach, worum es sich denn handle.

    »Um Leander Berglandt, wenn die Kamera aus ist, oder wussten Sie, dass er gerne an meinen getragenen Schlüpfern roch?«

    Nein! Und ehrlich gesagt, wollten wir das auch nicht wissen.

    Doch Witta hatte erreicht, was sie wollte, die uneingeschränkte
    Aufmerksamkeit! Ihren hart erkämpften Platz im Rampenlicht würde sie nicht ohne weiteres aufgeben, und wenn sie dafür mit sämtlichen peinlichen intimen Details rausrücken musste. Dass sie dabei zwei Fliegen mit einer Klappe schlug und auch Leanders Biografie promotete, war ihr noch nicht klar, Leander hingegen schon, weshalb er auch die Schmach in Kauf nahm und sie nicht gleich rausschmeißen ließ. Am Ende war diese Aktion gar abgesprochen.

    Katharina brachte es auf den Punkt.

    »Juhu! Die Presse hat ein neues Scheidungspaar gefunden. Dagegen waren die Wussows die Eintracht schlechthin!«

    Mir reichte der Zirkus! Wir verließen die Party und vergnügten uns noch auf unserem Hotelzimmer. Ich war erleichtert! Das Thema Leander hatte einen Abschluss gefunden. Natürlich warteten wir gespannt, was Witta noch auspacken würde und vor allem wo.

    Am nächsten Morgen im Flieger wussten wir mehr. Die »Bild« hatte ihr Interview exklusiv. Witta weihte uns ein, dass Leander Botox spritzte, sein Kinn hatte straffen lassen und von ihr dirty talk in den Laken verlangt hatte. Was war mir doch erspart geblieben, ging es mir durch den Kopf. Wittas Auftritt und die Biografie waren überall das Thema. Sie verdrängten sogar die Nachricht vom Tode eines bekannten Schriftstellers, der es allemal mehr verdient gehabt hätte, auf die erste Seite zu kommen.

    Wieder gelandet, verabschiedete ich mich von Lilli und Katharina. Mein nächster Weg führte zur Bank. Ich musste noch einiges regeln, denn schließlich hatte ich bereits einen Plan, was ich mit
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