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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn
Autoren: Anke Greifeneder
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lassen?
    Vielleicht lag ihm viel an einer Freundschaft mit mir, aber mich quälte es nur. Falls Vera ihm die Adresse gegeben hatte, wie vermutet, würde sie Ärger bekommen.

    »Max, ich will nichts mehr hören! Lassen wir es einfach. Ich habe in den letzten Monaten genug erlebt. Ich bin hierher gereist, um Abstand zu bekommen und Kraft zu tanken«, wehrte ich ab.

    »Das könnte dir so passen. Kneifen, wenn’s ernst wird. Du wirst mir jetzt zuhören. Wenn ich fertig bin und du mich rauswerfen willst, bitte, aber erst hörst du mich an«, sagte er heftig, dann fuhr er ruhiger fort: »Falls du es nicht gemerkt hast, war ich, seit wir uns kennen, verliebt.«

    Ich konnte es nicht glauben. Wollte er mir von seiner verschmähten Liebe beichten, damit ich ihn besser verstand und er sich danach besser fühlte?

    »Max, bitte erspar mir das. Ich will nicht hören, wie sehr du irgendein Model liebst.«

    Unbeirrt sprach er weiter: »Bleib mal auf dem Teppich. Du siehst zwar gut aus, aber ein Model bist du nicht. Zum Glück nicht!«

    Ich war verwirrt.

    Er sah mich an und machte einen Schritt auf mich zu. »Ja, ich war von Anfang an in dich verliebt, was du natürlich nicht merken konntest oder wolltest, weil du nur Augen für Leander hattest und in mir den oberflächlichen Frauenheld gesehen hast. Gut, ich gebe zu, ich habe allen Anlass dazu gegeben, ich bin eben nicht perfekt, und vor dir hat es mich noch nie so erwischt.«

    War ich mit Blindheit geschlagen? Plötzlich sah ich alles in neuem Licht.
    Sein Geburtstagsgeschenk, seine Unterstützung und seine Antipathie Leander gegenüber.

    Max fuhr fort: »Als die Sache mit Leander vorbei war, du langsam anfingst, ihn zu vergessen, und wir uns näher kamen, wusste ich nicht, ob du schon für eine neue Beziehung bereit warst oder mich nur brauchtest, um Leander zu vergessen.
    In der besagten Nacht, die für mich übrigens etwas ganz Besonderes war, hatte ich meine Vorsätze, lieber noch zu warten, über Bord geworfen. Als du am nächsten Morgen sagtest, du könntest die Anwesenheit einer anderen Person spüren, dachte ich natürlich an Leander und hätte mich ohrfeigen können, dass ich mich hatte hinreißen lassen.«

    Konnte mich mal jemand kneifen? Geschah das tatsächlich? Wenn ich mich nicht verhört hatte, gestand mir Max gerade seine Liebe.

    »Aber ich dachte, du wärst in eine andere verliebt«, entgegnete ich völlig baff.

    »Das weiß ich inzwischen auch. Wenn deine Freundinnen nicht solche Plappertaschen wären und mich gestern Abend angerufen hätten, wäre das richtig in die Hose gegangen, denn nach meinem zweitem Versuch, über die Nacht zu sprechen, bist du immer noch bei deiner Version geblieben, und ich wollte wirklich aufgeben.«

    »Da waren ja auch zwei Beziehungsprofis am Werk«, entgegnete ich.

    Er nahm mein Gesicht in seine Hände. »Du durchgeknalltes Ding!«

    Ich löste mich und trat einen Schritt zurück. »Moment mal, ich bin verwirrt.
    Das muss ich erst mal begreifen.«

    Er zog mich an sich und gab mir einen von den Küssen, von denen einem schwindelig wird.

    Jetzt hatte ich begriffen!

    Ich war glücklich, einfach nur glücklich!

    Aber ich hatte es auch verdient, schließlich musste ich lange genug darauf warten und diverse Blindgänger ertragen.

    »Und wie soll es weitergehen?«, fragte ich verunsichert nach. Ich würde nicht mehr die Katze im Sack kaufen.

    Max lachte. »Na, du gibst natürlich deine Wohnung auf, nächstes
    Wochenende stelle ich dich meiner Mutter vor, die dir genügend Ratschläge mit auf den Weg geben kann, wie man mich glücklich macht und mein
    Lieblingsgericht kocht. Und abends lösen wir gemeinsam Kreuzworträtsel. Gut so?«

    Sehr witzig!

    »Kannst du denn nicht einmal ernst bleiben?«, fragte ich.

    Er grinste wieder. »Willst du das wirklich? Sollen wir den ganzen Sermon durchkauen, wie du dir eine Beziehung vorstellst und wie ich es möchte? Meinst du nicht, wir kennen uns gut genug, um zu wissen, wie es sein wird? Kannst du nicht einfach mal vertrauen, loslassen und glauben, dass ich vom Saulus zum Paulus mutiert bin? Ich will dich und mit dir zusammen sein, und ich werde alles daransetzen, dass es so bleibt, aber ich werde nicht anfangen, mich als Person zu ändern, und wehe, du machst das! Ich will nämlich die Pia, die ich kenne, mit ihren Unsicherheiten, ihren seltsamen Ideen, ihrem mitreißenden Humor und ihrer bezaubernden Tollpatschigkeit, verstehst du?«

    Und ich wollte ihn, aber noch spukte sein
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