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Klassenfahrt zur Hexenburg

Klassenfahrt zur Hexenburg

Titel: Klassenfahrt zur Hexenburg
Autoren: Stefan Wolf
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ins Krankenhaus gebracht.“
    „Komm sofort her!“
    „Jetzt?“
    „Nein. Mit ,sofort’ meine ich:
nächste Woche oder wann es dir beliebt, du Armleuchter.“
    „Schon gut, ich komme.“
    „Wo ist der Boss?“ Midi meinte
Ossinsky, der aber jetzt Reinbold hieß und ein neues Gesicht hatte.
    „In Deutschland. In diesem
Burghotel. Wo dieser Döring hin ist mit dem Wagen, den du vollgestopft hast mit
bestem...“
    „Stop! Ich bin nicht allein.
Beeil dich!“
    Zwanzig Minuten später kam
Volker Rizner durch die Tür. Er war groß, blond, Mitte dreißig und sah so
deutsch aus, als laufe er für sein Heimatland Reklame. Hauptberuflich war er
Chauffeur — nämlich Busfahrer, nebenberuflich arbeitete er als
Rauschgiftschmuggler.
    „Wie geht’s, Gaston?“
    „Verdammt! Das möchte ich
selbst gern wissen. Was war?“
    Rizner rückte einen der beiden
Stühle näher und setzte sich. „Ich bin am Samstagabend zu dir in die Werkstatt
gekommen — um 20 Uhr, wie vereinbart. Der Rover stand da, Dörings Rover — ich
hoffe, du erinnerst dich. Er war fertig. Du hattest den Behälter mit dem Heroin
drunter angebracht, schon verschweißt und...“
    „Nein, nein, nein!“, fiel ihm
Midi ins Wort. „Das ist nicht... Aber red erst mal weiter!“
    „Hm! Ich habe dich nicht
gesehen, habe nach dir gerufen, habe mich umgesehen und dich dann entdeckt. Du
lagst hinter der Hebebühne. Neben dir dieser schwere, eiserne Werkzeugkasten.
Er war umgekippt und voller Blut an einer Seite. Du warst bewusstlos — mit ‘ner
Kopfwunde, dass ich erst dachte, ich sehe dein Gehirn. Ach so, ja! Das hohe
Regal an der Wand — das war auch umgekippt.“
    Midi stöhnte auf. „Jetzt
entsinne ich mich. Das Regal kippte und... ja, der Werkzeugkasten kam runter.
Der stand blöderweise ganz oben. Weil ich unten Platz brauchte, habe ich ihn...
o Mann! Das Ding wiegt gut und gern 20 Kilo.“
    „Hast einen harten Schädel,
Gaston. Ein anderer wäre jetzt tot. Der Kasten hat dich voll getroffen.“
    Midi stöhnte zum zweiten Mal.
„Ich spüre es noch.“
    „Du hast jetzt Auszeit. Erhol
dich! Die heiße Ware aus Dörings Wagen ist sicherlich schon im Verteilerring.“
    Midi stöhnte zum dritten Mal.
„Nein.“
    „Keine Sorge. Der Boss schafft
das.“

    „Ruf mal an! Er braucht sich um
den Wagen nicht zu kümmern.“
    „Spinnst du!“
    „Im Rover ist kein Heroin. Ich
habe den Behälter angebracht, aber nicht gefüllt. Der ist an der Rückseite noch
offen — nur ein schmaler Spalt, wie immer, zum Einfüllen genau richtig. Ist
aber nichts drin. Nichts, nichts, nichts! Der verdammte Kasten ist mir auf die
Birne gefallen, bevor ich’s machen konnte. Hast du denn nichts gemerkt?“
    „Mann, wie sollte ich! Ich habe
die Ambulanz gerufen und dann rasch den Rover weggefahren, damit den niemand
sieht. Sonst hätten die gleich gewusst, was für eine Art Werkstatt du bist. Die
Zeit hat gerade so gereicht. Kaum war ich zurück, kam auch schon der Notarzt.
Himmel, wo ist der Stoff?“
    „Der ist noch bei mir in der
Werkstatt.“
    „Die ganzen acht Kilo?!“
    „Jedes Gramm.“
    „Mensch, da kann doch jeder
rein.“
    „Ich war bis eben bewusstlos.
Da verliert man die Übersicht. Begreifst du das?“
    „Schon gut! Ich meine nur...
Der Stoff ist hoffentlich noch da.“
    „Klar doch! Kein Mensch
vermutet so was bei mir.“ Rizner schwieg. Er ahnte, was jetzt auf ihn zukam.
Verdammt! Er war bereits aufgefallen, er hatte Vorstrafen. Wegen illegalem
Waffenhandel und Schmuggel. Dass er auch mit Drogen zu tun hatte — nämlich als
Kurier und Verteiler — , wusste die Polizei allerdings nicht. Dennoch — auf ihn
würde man achten. Zumal er seit vier Monaten wieder einen Job hatte. Bei dem
Busreise-Unternehmen SUN. Der Chef — ein gewisser Georg Fabian Sonnig — hatte
in Entsprechung zu seinem Namen die eigene Firma SUN-REISEN getauft. Mit einem
Dutzend Bussen karrte er seine Kunden quer durch Europa zu sonnigen Plätzen.
Heimatort der SUN-Reisen war die TKKG-Stadt. Und Rizner war einer der Fahrer.
    „Geh sofort zur Werkstatt!“,
sagte Midi, jetzt mit sichtlicher Anstrengung. „Das Zeug ist in einer Kiste
unter der Werkbank. Du weißt, was du zu tun hast. Und vor allem: Setz dich mit
dem Boss in Verbindung. Entweder er ist noch im Burghotel Hochsteupen oder
wieder in dieser verdammten Millionenstadt, wo sie ihn beinahe erwischt
hätten.“

19. Tim, die Schlafmütze
     
    Mit einem Ruck fuhr Tim im Bett
hoch und schaute blinzelnd zur Uhr. 9.05 Uhr —
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