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Landluft für Anfänger 01: Großstadtmädchen haben's schwer

Landluft für Anfänger 01: Großstadtmädchen haben's schwer

Titel: Landluft für Anfänger 01: Großstadtmädchen haben's schwer
Autoren: Nora Lämmermann , Simone Höft
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12:45. Mitten im Spreewald
    Vor mir eröffnet sich die Schönheit des Brandenburger Landes. Die Landstraße schlängelt sich durch Alleen, goldenes Oktoberlicht fällt durch die rot und gelb gefärbten Bäume, die Herbstsonne brennt mit letzter Kraft. Bis zu 23 Grad soll es heute werden. Und das Anfang Oktober! Ich kurble das Fenster ganz herunter und lasse meine Hand im Wind tanzen.
    Fast könnte ich gute Laune bekommen, wäre da nicht der gähnend leere Beifahrersitz. Und mein stummes Handy, das ich alle paar Minuten wie eine fast Blinde vor meine Augen halte. Keine SMS, geschweige denn ein Anruf. David hätte wenigstens absagen können. Wir waren doch verabredet, oder nicht? War meine SMS etwa zu vage? Im Geiste rezitiere ich die wenigen Worte, die ich auswendig kenne. (Schließlich habe ich zwei Stunden gebraucht, um die SMS zu verfassen. Und sie seit heute Morgen gefühlte zwanzig Mal gelesen.)
    SMS von MIA an DAVID
    Lust auf einen Landausflug? Ich würde dich um 10 Uhr abholen, wenn du magst. Kuss. (gelöscht)  Meld dich. (gelöscht) Lieben Gruß, Mia.
    Nein, nicht zu vage. Vielleicht fühlt er sich bedrängt! Schließlich kennen wir uns erst fünf Wochen und haben die meiste Zeit zwischen ein Uhr nachts und zehn Uhr morgens in (meist meinem!) Bett verbracht. Ist ein Samstagsausflug so etwas wie ein Beziehungsbekenntnis? Habe ich mit meiner SMS eine Grenze überschritten? Oder habe ich mich am Donnerstag in der Bar danebenbenommen, als wir nach der Arbeit in der Redaktion noch mit Patrick einen trinken waren? (Nach der Schwindel-Umdrehungszahl später im Bett zu urteilen, hatte ich mehr als ein Bier intus.) Apropos Bett: Warum ist David danach eigentlich nicht mit zu mir gekommen? Ob er wohl noch eine andere… Mia. Hör auf zu grübeln. Machst du dir eben alleine einen schönen Tag! Schließlich erbt man nicht alle Tage ein Haus im Spreewald!
    Wild entschlossen greife ich zu dem Pappbecher neben mir. Igitt, schmeckt kalter Kaffee widerlich! Kaum zu glauben, dass ich doofe Kuh bis elf Uhr auf Davids Anruf gewartet habe, obwohl ich schon seit sieben Uhr (!) nicht mehr schlafen konnte. Und dass ich dann – als ich endlich losgefahren war – an der Tankstelle ZWEI Becher Kaffee (und eine Packung Kondome!) gekauft habe, nur für den unwahrscheinlichen, aber nicht auszuschließenden Fall, dass der Typ sich noch meldet, bevor ich auf der Autobahn bin. Natürlich hätte ich dann so getan, als wäre ich gerade erst aufgestanden, und wäre heimlich umgekehrt. Und natürlich hätte ich das nie Laura erzählen dürfen. Die findet so ein Verhalten verachtungswürdig. Recht hat sie. Arrg.
    Ein Traktor biegt vor mir ein, ich bremse scharf und werfe den leeren Becher zu seinem Kollegen in den Fußraum des Beifahrersitzes. (Notiz an mich: Auto UNBEDINGT entmüllen und AUFTANKEN, bevor ich es Matti zurückgebe. Sonst leiht er es mir nie wieder.) Jetzt, mit einer Kriechgeschwindigkeit von zwanzig km/h, rieche ich den Dung von den Feldern. Etwas seltsam ist es ja schon, dass Oma Hedwig ausgerechnet mir ihr Haus vererbt hat. Wir kannten uns doch überhaupt nicht. Ich hätte eher auf meine ätzende Halbschwester Iris getippt. Die kannten sich ja. Aber es kann natürlich sein, dass die es sich mit Oma Hedwig verscherzt hat und enterbt wurde. Wundern würde es mich nicht, wer kann Iris schon ertragen? Also bis auf unseren gemeinsamen Erzeuger Bernd. Na ja, vielleicht war Iris aber auch Papas UND Omas Liebling und hat wertvollen Schmuck und ein volles Bankkonto abgesahnt – und mein Haus stellt sich als eine marode Bruchbude heraus. Meine Mutter ist zumindest der festen Überzeugung, das ganze Erbe sei eine späte Rache von Oma Hedwig, weil Bernd seine Familie erst für den goldenen Westen und dann für uns verlassen hat. Der Brief vom Notar war ein gefundenes Fressen für meine Mutter, um am Telefon mal wieder über Bernd und seine Sippe vom Leder ziehen zu können. (Schließlich hat er uns ein paar Jahre später ebenfalls sitzengelassen.) Bis ihr dann einfiel, dass sie zurück in ihr Seminar musste. Engel-Coaching in der Toskana oder so was! Mehr als den Fakt, dass ich geerbt habe – »das Haus von Bernds Familie, da im tiefsten Osten, sicher total verfallen, von der Frau mit diesem schrecklichen Namen: Hedwig. Ich bitte dich, wer heißt denn so?« –, habe ich als Info von ihr nicht erhalten. Ich hoffe, meine Mutter denkt dran und schickt die Notarunterlagen wie besprochen per Post. Auf dem Foto, das ich noch gefunden habe,
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