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Landluft für Anfänger 01: Großstadtmädchen haben's schwer

Landluft für Anfänger 01: Großstadtmädchen haben's schwer

Titel: Landluft für Anfänger 01: Großstadtmädchen haben's schwer
Autoren: Nora Lämmermann , Simone Höft
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verdächtig. Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, treiben die Hirngespinste miteinander Unzucht, hat Mama immer gesagt. Apropos Hirngespinst: Ob Torben wohl noch dort wohnt?) Könnte sein, dass Martha nicht aus dem Haus rauswill. Alte Leute sind in diesen Dingen ja manchmal sentimental. Andererseits: Die muss ja bald neunzig sein! Da wäre ein schöner Platz in einer dieser Seniorenresidenzen doch sowieso viel besser für sie.
    »Ich muss Sie jetzt wirklich bitten. Wir haben schon vor zwanzig Minuten mit dem Landeanflug begonnen. Inzwischen können wir schon die Rollbahn sehen, das ist jetzt wirklich …«
    Ja, ist ja gut. Bevor die mir wieder mit Unfallstatistiken kommt. Ich klappe schon zu. Und lächle. Sie auch. Wenn auch verkrampft.
    Samstag, 14:45, MMS von MIA an MATTI
    Foto von einem dünnen schwarzen und einem weißen, überdimensional dicken Schaf. »Wie bei Shaun das Schaf! Hier wohnt eine ganze Schaffamilie! Süß, nicht?!«
    Samstag, 16:30, MMS von MIA an MATTI
    Foto von Mia, die auf einer Bank vor dem Haus sitzt, hinter ihr rankt rot gefärbter Wein. »Matti, wir ziehen aufs Land! Abgemacht? ;-)«

18:00. Am Bahnsteig mitten im Spreewald
    »Tschüs. Und danke noch mal fürs Herfahren!« Ich winke Torben, und er winkt lässig zurück. Werd gleich mal seine Nummer einspeichern. Man weiß ja nie. Vielleicht meld ich mich, wenn ich Mattis Auto hier aus der Werkstatt holen muss. Das war ja schon ein wenig flirty, wie er sich verabschiedet hat. Auch wenn die Fragen nach meiner Halbschwester echt genervt haben. Woher soll ich wissen, wie es der geht? Er meint, Oma Hedwig (dass sogar er sie so nennt!) hätte immer ein Foto von Iris und eins von mir an der Wand gehabt. Wer hat ihr denn ein Foto von mir geschickt? Bernd? In der Remise wohnt anscheinend eine alte Freundin von Oma Hedwig. Das könnte mit Partys dann natürlich schwierig werden. Andererseits: Vielleicht ist sie schwerhörig. Oder lebenslustig. So oder so. Ich muss das heute Abend Matti und Laura alles brühwarm berichten!

18:00. Nobelstadtteil Frankfurt-Lerchesberg. Villa Iris und Michael Neuberger
    ,Home, sweet home’ war früher. Heute entspannt man eher auf dem Mittelstreifen einer mehrspurigen Schnellverkehrsstraße als bei uns auf dem Sofa. Das Panoramafenster unseres Wohnzimmers bietet mir immer noch einen atemberaubenden Ausblick auf die Skyline der Stadt. Aber seit zwei Jahren donnern im Minutentakt Flugzeuge im Landeanflug auf die Nordwestbahn über unsere Köpfe hinweg. Ts! Ausgerechnet. Hier wohnen die Erfolgreichen. Leute, die über Kapital verfügen, die investieren und Arbeitsplätze schaffen. Eigentlich unverzichtbar für die Stadt.
    Dieser Lärm ist wirklich unerträglich. Meinen Blackberry höre ich nur, wenn der Anrufer eine Pause zwischen zwei Maschinen erwischt. So wie jetzt. Vielleicht Mia, die zurückruft? Oh nein. Das ist Michael. Der hat Nerven! Da geh ich jetzt nicht dran. Aber wenn er jetzt … Nein, Iris, den lässt du zappeln … Warum zittert denn meine Hand so blöd! Und wieso klopft mir das Herz bis zum Hals wie bei einem albernen Backfisch? Das muss am Jetlag liegen. Aber wenn … vielleicht will er mir ja sagen, dass ihm alles furchtbar leidtut. Dass er mich anfleht … Na, der kann noch ein bisschen schmoren. Soll auf Knien wieder angerutscht kommen! So leicht bin ich nicht wieder zu … Mist, das Klingeln hat aufgehört. Ich ruf zurück.

Die Nacht von Samstag auf Sonntag

4:00 in der Nacht. Frankfurter Lerchesberg. Iris’ Schlafzimmer
    Michael wollte mir also nur mitteilen, dass eine Anfrage vom Coaching Magazin gekommen ist. Ein Artikel zum Cross Cultural Management, und dass ich das einfach besser könne als er. Schleimer! Der hat nur keine Zeit, weil er Besseres zu tun hat. Weil er nämlich meine Assistentin vögeln muss. Iris. Du musst schlafen. – Wie alt ist Alice noch mal? 31! Diese falsche Schlange! Vielleicht treiben sie es in diesem Augenblick gerade miteinander? – Nein, in Tokio ist es jetzt elf Uhr, die sitzen sicher schon im Flieger. Sagt der doch, wir würden das hoffentlich alles wie vernünftige Erwachsene regeln. Entspricht es vielleicht einem vernünftigen Erwachsenen, auf unserer gemeinsamen Dienstreise mit einer zwanzig Jahre jüngeren Frau ins Bett zu gehen, die auch noch meine Assistentin ist?! Na gut, es sind nur zwölf Jahre. Trotzdem: Das sei ja wohl eher ein klarer Fall von »Mann mit Midlifecrisis«, habe ich gesagt. Bestimmt ist sie nach dem Anruf direkt über ihn hergefallen.
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