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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Verbrechen lohnt sich
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Der Sachverständige als Zeuge
    »Ein verdammt guter Schlag«, lobte Toby, als er beobachtete, wie der Ball seines Gegners durch die Luft sauste. »Dürften zweihundertdreißig, wenn nicht zweihundertfünfzig Meter sein«, fügte er hinzu. Er beschirmte die Augen vor der Sonne und beobachtete, wie der Golfball mitten auf dem Fairway hüpfte.
    »Danke.« Harry freute sich.
    »Was hattest du heute zum Frühstück. Harry?«, fragte Toby, als der Ball schließlich liegen blieb.
»Streit mit meiner Frau«, lautete die lakonische Antwort. »Sie wollte, dass ich diesen Vormittag mit ihr einkaufen gehe.«
»Wenn die Freuden und Leiden des Ehelebens mein Golfspiel so sehr verbessern würden, könnte ich fast in Versuchung kommen, ebenfalls zu heiraten.« Toby wandte sich dem Golfball zu. »Verdammt!«, fluchte er einen Augenblick später. Sein Schlag war verunglückt; der Ball war keine hundert Meter weit im dichten Rough gelandet.
Tobys Spiel war den ganzen Vormittag schwach, doch als sie zum Lunch ins Clubhaus zurückkehrten, warnte er seinen Gegner: »Nächste Woche hole ich mir im Gerichtssaal meine Revanche.«
»Hoffentlich nicht«, entgegnete Harry lachend.
»Wieso?«, fragte Toby beim Betreten des Clubhauses.
Harry grinste. »Weil ich von deiner Seite als Sachverständiger geladen bin.« Sie setzten sich an einen Tisch.
»Seltsam«, murmelte Toby. »Ich hätte schwören können, dass du Sachverständiger für die Gegenseite bist.«
Sir Toby Gray, prominenter Strafverteidiger und Anwalt der Krone, und Professor Harry Bamford standen im Gerichtssaal nicht immer auf derselben Seite.
»Alle Personen, die sich vor dem Lordoberrichter in der nun zu verhandelnden Rechtssache eingefunden haben, mögen näher treten.« Der Leeds Crown Court hatte Platz genommen. Richter Fenton führte den Vorsitz.
Sir Toby musterte den ältlichen, im Staatsdienst ergrauten Juristen. Er hielt ihn für einen liebenswürdigen und gerechten Mann; allerdings war seine Verhandlungsführung mitunter ein wenig umständlich.
Richter Fenton nickte Toby zu.
Sir Toby erhob sich, um mit der Verteidigung zu beginnen. »Eure Lordschaft, werte Geschworene, ich bin mir meiner großen Verantwortung bewusst. Einen Angeklagten zu verteidigen, der des Mordes beschuldigt wird, ist nie leicht. Es erschwert den Fall zusätzlich, wenn es sich bei dem Opfer um die Frau des Angeklagten handelt, mit der er über zwanzig Jahre glücklich verheiratet war. Das ist der Krone bekannt; sie hat es formell bekundet.«
»Meine Aufgabe wird auch dadurch nicht leichter, Mylord«, fuhr Sir Toby fort, »dass mein verehrter Kollege, Mr. Rodgers, bei seiner Eröffnungsrede gestern die Indizienbeweise so geschickt aufführte, dass der Angeklagte schuldig zu sein schien. Ich jedoch beabsichtige«, Sir Toby schob die Daumen in seinen schwarzen Seidentalar und wandte sich den Geschworenen zu, »einen Zeugen aufzurufen, dessen Name als Sachverständiger wohl jedem ein Begriff ist. Ich hin zuversichtlich, dass er Ihnen, meine Damen und Herren Geschworenen, kaum eine andere Wahl lässt, als den Angeklagten für nicht schuldig zu befinden. Ich bitte nun Professor Harold Bamford in den Zeugenstand.«
Ein elegant in blauem Doppelreiher, weißem Hemd und der Krawatte des Yorkshire County Cricket Clubs gekleideter Herr betrat den Gerichtssaal und nahm seinen Platz im Zeugenstand ein. Nachdem der Gerichtsdiener ihm das Neue Testament hingelegt hatte, sprach er die Vereidigungsformel mit einer Selbstverständlichkeit, die unter den Geschworenen keinen Zweifel daran ließ, dass dies nicht sein erster Auftritt in einem Mordfall war.
Sir Toby zupfte seinen Talar zurecht, während er durch den Gerichtssaal zu seinem Golfpartner blickte.
»Professor Bamford«, begann er, als hätte er diesen Mann nie zuvor gesehen, »um uns Ihrer Sachkenntnisse zu vergewissern, wird es nötig sein. Ihnen zuerst einmal ein paar Fragen zu stellen, die vielleicht ein wenig unbequem sind. Aber es ist von größter Wichtigkeit, dass ich den Damen und Herren Geschworenen Ihre Befähigung nachweisen kann, soweit es diesen besonderen Fall betrifft.«
Harry nickte ernst.
»Professor Bamford, Sie haben in Leeds das Gymnasium besucht.« Sir Toby blickte auf die ausschließlich aus Yorkshire stammenden Geschworenen. »Wo Ihnen ein Stipendium für ein Jurastudium auf dem Magdalen College gewährt wurde …«
Wieder nickte Harry und sagte: »So ist es«, während Toby scheinbar auf seine Notizen blickte – was völlig unnötig war, da
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