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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor!
Autoren: Richard Gordon
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1

    An einem schönen Maimorgen schlenderten zwei junge Männer in kurzen weißen Kitteln durch die Halle des St.-Swithin’s-Hospitals. Generationen von angesehenen Ärzten und von Patienten, denen diese das Ansehen verdankten, hatten hier den Fußboden abgetreten.
    »Warum fängst du immer im Frühling damit an, Terry?« fragte Ken Kerrberry, der größere und gesetztere von den beiden. »Genausowenig originell wie im Januar Grippe zu bekommen.«
    »Aber, Ken, ich versichere dir, diesmal ist es ernst.« Terry Summerbee war ein dunkler, drahtiger Typ, der gern lächelte.
    »Also rekapitulieren wir: im vorletzten Frühjahr warst du in diese üppige Physiotherapeutin verliebt, die deinen gezerrten Quadriceps behandelte.«
    »Welcher Mann wäre nicht versessen auf ein Mädel, das ihm die Schenkel im Rhythmus von Straußwalzern massiert?«
    »Letztes Frühjahr war es der kleine Rotkopf aus dem Speisesaal. Die ließ dir wenigstens doppelte Portionen Pommes frites zukommen. Also schieß los, wie sieht das derzeitige Modell aus?«
    »Ich möchte nicht, daß es die Runde macht, sonst bekomme ich am Ende zu viele Konkurrenten.«
    »Ich schwöre zu schweigen, beim Schließmuskel des Hippokrates.«
    »Wie steht’s mit dir selbst?« fragte Terry argwöhnisch.
    »Aber du weißt doch, daß mich dieses Mädchen vom Fernsehen schon ganz schlaff macht.«
    »Also gut, die Meine heißt Stella Gray. Das ist die neue Blonde unten im Röntgenlabor. Hast du sie vielleicht schon bemerkt?«
    »Bemerkt ist gut! Genausogut könntest du mich fragen, ob mir aufgefallen ist, daß Kleopatra auferstanden ist, um Aufnahmen von unseren Innereien zu machen. Aber mein lieber Terry« - er legte seine Hand väterlich auf die Schulter des Kollegen, »ich flehe dich an, vergiß sie!«
    »Aha! Versuchst mich schon auszuspannen? Dann bist also du hinter ihr her?«
    »Nein, nein! Aber die ist nichts für dich.«
    »Danke! Eine nette, freundschaftliche Bemerkung!«
    »Ich meine es ernst. Also zunächst einmal: ihr Vater ist Millionär...«
    »Das weiß bereits das ganze Spital. Er macht in polymerisierten Kunstharzen. Keine Ahnung, wozu dieses Zeug gut ist.«
    »Sie gehört zum Jet-Set, während wir noch kein Flugzeug von innen gesehen haben. Sie ist herumgekommen: St. Tropez, Nassau, Nepal. Du brauchst nur so einen Namen zu nennen, gleich fängt sie an zu schwärmen. Medizinstudenten schaut sie nicht an, sogar Ärzte vom Haus dürften sich bei ihr kalte Füße holen.«
    »Ich weiß zufällig, daß sie nach mir schmachtet. Und aus ihrem Geld mache ich mir nichts.«
    »Also ich kann ja nicht verstehen, was sie in dieser Bruchbude hier will.«
    »Sie fühlt sich eben berufen und ist scharf aufs Photographieren.«
    »Folge meinem Rat und laß sie ruhig weiter in ihrem Bariumbrei panschen.«
    »Ich habe vor, sie auszuführen«, sagte Terry bestimmt.
    Ken lachte. «Das wird dich wieder zur Vernunft bringen. Es wird nicht viel helfen, wenn du sie mit einer Tüte Chips und einem Spaziergang um den Turm des Postamtes abspeist. Und dann, mein Lieber, vergiß nicht, am Montag trittst du beim Dean in der Internen an. Wenn du durchfällst, verlierst du gleich sechs Monate, da kennt der gar nichts. Diesmal würden wir ihn nicht herumkriegen können. Du weißt, wie unverdaulich der Alte in den letzten Wochen war.«
    »Entspannung ist die beste Vorbereitung aufs Kinderkriegen und für Prüfungen«, grinste Terry selbstzufrieden.
    Sie waren beim Haupteingang angekommen, durch den man auf eine breite steinerne Treppe und in den Hof gelangte, wo sich ein halbes Dutzend schmutziger Platanen abmühte, Knospen hervorzubringen. Der Hof war von der Straße durch ein starkes Eisengitter getrennt, dessen zwei Tore von Ziegelpfeilern flankiert waren. Die beiden beobachteten mit lässiger Neugier einen Rolls-Royce, der eben durch das offene Tor brauste und zu Füßen der steinernen Treppe zum Halten kam. Ihre Neugier verwandelte sich in Überraschung, als der Fahrer an einer Stelle ausstieg, wo selbst für den Dean strengstes Parkverbot herrschte. Alarmstimmung bemächtigte sich ihrer, sobald sie die Gestalt näher ins Auge faßten. Die beiden jungen Männer rissen Mund und Augen auf, als ein großer, stämmiger Mensch mit wildem Bart, auffallend in einen Tweedanzug mit Knickerbocker und Jägerhut gekleidet, entschlossenen Schrittes die Stufen heraufgestapft kam.
    »Das kann nicht wahr sein!« Terry rang nach Luft. »Ich glaubte nie, daß er wirklich existiert.«
    »Das ist ja wie
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