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Klassenfahrt zur Hexenburg

Klassenfahrt zur Hexenburg

Titel: Klassenfahrt zur Hexenburg
Autoren: Stefan Wolf
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zurück, duschte und
glitt ins Wasser, nachdem sie ihre blonde Mähne unter der Badekappe verstaut
hatte.
    „Angenehm warm — das Wasser“,
rief Reinbold und kraulte zwei Kreise um sie herum.
    „Jaja, es ist angenehm warm.“
    „Ich bin mindestens 300 Meter
geschwommen“, erklärte er als wäre das ein Weltrekord.
    „Bisschen wenig für einen
älteren Herrn“, antwortete sie. „Sie müssen mindestens 3000 schwimmen. Und das
zweimal pro Tag.“
    „Hohoh!“, machte er. „Ich bin
blendend in Form.“
    Um das zu beweisen, kraulte er
zur Ausstiegsleiter und kletterte hinaus, wobei er die Muskeln anspannte. Und
durchtrainiert war er tatsächlich.
    Gaby starrte ihn an. Trotz
angenehm warmen Wassers liefen ihr eisige Schauer über die Haut.
    Auf Reinbolds linkem Oberarm
war eine Tätowierung, ein Tattoo. Zwei Hände, die sich nach oben öffneten wie
eine Schale. Darüber der Name Annabelle.
    Ossinsky! Paul Ossinsky! Der,
den sie suchten! Der Rauschgift-Hai, der auf Gabys Vater geschossen hatte.
    Sie konnte vor Schreck kaum
atmen. Und ihr fiel’s wie Schuppen von den Augen. Die feinen Narben an seinen
Schläfen! Der Kerl hatte ein neues Gesicht. Kosmetische Chirurgie. Total ,in’
nicht nur bei Models und Stars und all denen, für die Schale alles bedeutet und
Innenwert nichts — nein, auch Ganoven lassen sich die Visage verändern.
    Ossinsky fing ihren Blick auf.
In die stahlgrauen Augen trat ein eisiger Ausdruck.
    „Gefällt dir meine Badehose
nicht?“
    Tim!, dachte sie. Wo bleibst
du? Du bist doch sonst Frühaufsteher aus Überzeugung.
    „Aha“, sagte Ossinsky.
„Fräulein Gabriele Glockner kennt mein Tattoo. Nicht zu fassen! Ich dachte,
davon wüssten nur Annabelle und ich. Woher weißt du’s?“
    Gaby überhörte die Frage. „Sie sind...
Paul Ossinsky.“
    Er nahm seinen Bademantel von
einer Liege, schlüpfte hinein und griff in die rechte Außentasche. Dann hielt
er eine kleine, aber gefährlich aussehende Pistole in der Hand.
    „Richtig, du kleines Miststück!
Ich bin Ossinsky. Und wie ich aus unserer gemeinsamen Heimatstadt erfahren
habe, geht’s deinem Vater nicht gut. Den habe ich erwischt — mit blindem Schuss
durch die Tür. War nicht persönlich gemeint — aber wieso tanzt dieser Mistbulle
bei mir an? Da muss man sich doch wehren. So — und jetzt raus aus dem Wasser!“

    Gaby rührte sich nicht.
    „Wartest du auf deinen Freund?
Tim wird gleich hier sein, wie? Der Boy ist gefährlich. Vor dem nehm ich mich
in Acht. Das heißt, sobald er hier reinkommt, schieße ich ihn ins Knie. Ohne
Warnung. Wollen wir zusammen auf ihn warten? Oder kommst du jetzt endlich?“
    Gaby schwamm hastig zum Rand
und stieg aus dem Becken.

18. Gastons blöder Unfall
     
    Am dritten Tag nach seinem
Unfall erwachte Gaston Midi im Hospital von Chicvillage, hatte Kopfschmerzen
und einen Verband um den eckigen Schädel. Es war früher Vormittag. Südliche
Sonne schien zum Fenster herein und Midi überlegte, was passiert war. Erst nach
und nach stellte sich die Erinnerung ein. Jetzt — da gab’s keinen Zweifel —
befand er sich in einem Krankenhaus, in einem hübschen Einzelzimmer mit weißen
Wänden und einem Telefon auf dem Nachttisch.
    Am Bett war ein Klingelknopf
angebracht. Midi betätigte ihn — sozusagen den Notruf, den Hilferuf, falls der
Kreislauf streikte oder Durchfall angesagt war.
    Es vergingen dann auch
höchstens drei oder vier Minuten und eine hübsche junge Schwester erschien,
allerdings mit etwas ungnädiger Miene. Offenbar hatte er die Hübsche beim
Frühstück gestört.
    „Ah, sind Sie endlich wach“,
meinte sie.
    Midi, ein Bulle von einem Kerl
mit Quetschnase und großen Händen, konnte das bestätigen.
    „Ich will ja nicht neugierig
sein. Aber weshalb bin ich hier? Ist was mit meinem Kopf?“
    „Klar doch! Sie haben einen
Schädelbruch. Aber das kommt wieder in Ordnung. Liegen bleiben! Nicht rühren!
Haben Sie Hunger?“
    „Wie ist das passiert mit dem
Schädelbruch?“
    „Keine Ahnung. Ich hatte vier
Tage frei. Bin erst seit vorhin wieder im Dienst. Dr. Chou, unser Stationsarzt,
wird Ihnen nachher alles erklären.“
    „Ich möchte telefonieren.“
    „Sie dürfen sich nicht
aufrichten.“
    „Können Sie für mich wählen?“
    Sie tat’s. Er diktierte die
Rufnummer. Volker Rizner, der unweit von Haitos Restaurant in einer Pension
wohnte, meldete sich. Midi hatte jetzt den Hörer am Ohr.
    „Ich bin’s. Weißt du, wo ich
bin?“
    „Mann, Gaston! Ich habe dich
aufgefunden und dann
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