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Klassenfahrt zur Hexenburg

Klassenfahrt zur Hexenburg

Titel: Klassenfahrt zur Hexenburg
Autoren: Stefan Wolf
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flitzte los.
    Aber der Unbekannte war schon
gestartet.
    Sein Schatten sauste an der
Mauer entlang — Richtung Eckturm. Tim hinterher.
    „Stehen bleiben!“, brüllte er.
„Oder ich schieße.“
    Doch der Schatten dachte nicht
daran, wusste wahrscheinlich, dass es hier allenfalls Armbrüste gab, oder
fühlte sich kugelfest in der Dunkelheit.
    Er verschwand hinterm Turm.
    Sill und Zachwang, die adligen
Burgwächter, hatten inzwischen den Schrecken überwunden und setzten ihre
Stablampe ein.
    „Stehen bleiben!“, rief Sill —
meinte Tim und blendete ihn.
    Beinahe wäre der TKKG-Häuptling
gegen die Mauer geprallt. Als er den Eckturm umrundete, blieb er stehen. Dem
Lichtstrahl war er entkommen. Er horchte. Vor ihm war alles still. Hatte sich
der Kerl versteckt?
    Er konnte zur ehemaligen
Kemenate geflohen sein oder hinter den Palas, zur Brustwehr hinauf oder hinter
die Burgkapelle. Es wäre sinnlos gewesen, ohne Licht nach ihm zu suchen.
    Tim trat hinter dem Turm
hervor. Sill und Zachwang hatten sich nicht von der Stelle gerührt. Aber Gaby
flog heran — schien tatsächlich zu fliegen, denn ihr Badecape flatterte.
    „Ich bin’s.“ Tim trat zu den
Herren. „Himmel, wären Sie eine Minute später gekommen, hätte ich ihn gehabt.
Jemand war beim Rover und hat daran rumgewerkelt. Gaby bemerkte ihn, als sie
aus dem Fenster sah.“
    „Erkannt habe ich ihn leider
nicht“, ergänzte sie. „Es war nur ein Schatten. Hoffentlich sind nicht noch
mehr von denen eingedrungen.“
    Der Lärm hatte einige der Gäste
geweckt. Hinter Butzenscheiben flammte Licht auf.
    Inzwischen suchten die vier
nach dem Unbekannten. Aber der hatte seinen Vorsprung genutzt und sich in Luft
aufgelöst. Dann entdeckte Gaby den Enterhaken.
    Er krallte sich über eine Zinne
der Bastion, der vorspringenden Verteidigungsmauer, und war offensichtlich von
außen heraufgeschleudert worden. Ein Seil hing an ihm, baumelte im Nachtwind an
der Außenseite der Mauer.
    „Aha!“, stellte Sill fest. „So
ist er reingekommen, der Kerl. Und auf demselben Wege ist er natürlich
getürmt.“
    Tim beugte sich in eine
Schießscharte und blickte hinunter. Die Mauer war hoch. Wo sie endete, fiel der
Fels steil ab — ohne Vorsprung, ohne Sockel. Ein weites Stück bis zum Boden, wo
man stehen konnte. Das Seil reichte nicht hinunter, sondern endete etwa vier
Meter oberhalb in steiler Wand.
    Entkommen ist er vielleicht auf
diesem Wege, dachte Tim, falls er das letzte Stück im freien Fall überwunden
hat. Aber raufgeklettert? Nie! Er hätte vier Meter hochspringen müssen.
    Ohne die andern zu
verständigen, machte er Gaby darauf aufmerksam.
    Dann untersuchten alle den
Rover. Der unten angeschweißte Behälter war noch dran. Neben dem Wagen lagen
einige Werkzeuge. Das besagte genug. Mit etwas mehr Zeit hätte der Kerl
erreicht, was er wollte.
    Später, als man sich endgültig
zur Ruhe begab, schleppte Tim das Schwert, die Wanddekoration, in sein Zimmer
zurück.
    Gaby sah zu, wie er es an
seinen Platz hängte.
    „Tim, das kurze Seil am
Enterhaken spricht Bände. Der Unbekannte hat’s dort nur hingehängt, um
vorzutäuschen, jemand wäre über die Mauer geklettert. Was aber — rein technisch
— nicht möglich ist. Und das heißt, der Schatten, den wir sahen, ist von hier,
ist einer der Clubler. Inzwischen liegt er natürlich im Bett und ärgert sich
über den Misserfolg.“
    Tim küsste seine Freundin auf
die Wange. „Völlig richtig, Pfote! Aber wer? Da haben wir morgen unser Tun,
wenn wir die DGIAS-Leute unter die Lupe nehmen. Jetzt musst du deinen
Schönheitsschlaf pennen. Ich begleite dich zu deiner Kemenate.“
     
    *
     
    Der Morgen begann für Gaby um
acht. Sie gähnte sich munter, zog ihren blauen Bikini an und warf das Badecape
über die Schultern. Als sie bei Tim klopfte, antwortete nur ein verschlafenes
Grummeln.
    „Ich bin im Hallenbad“, rief
sie. „Wenn du mein Ritter sein willst, kommst du nach. Schwimmen schärft die
Sinne und vertreibt die Schläfrigkeit aus den Gehörgängen.“
    „Aber man wird außerdem nass“,
antwortete er vom Bett her. „Und die alten Ritter konnten erstens nicht
schwimmen und zweitens waren sie wasserscheu. Also gut, ich komme nach.“
    Das Hallenbad war geöffnet, war
modern und sehr chic.
    Gaby hoffte, die Einzige zu
sein, und trat durch die Milchglastür in brodelnde Luft. Pech gehabt!
Mindestens einer der Todesverächter war Frühaufsteher.
    Reinbold schwamm hinten im
Becken, prustete und winkte ihr zu.
    Gaby winkte
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