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Strangers on a Train - Reise der Leidenschaft

Strangers on a Train - Reise der Leidenschaft

Titel: Strangers on a Train - Reise der Leidenschaft
Autoren: Serena Bell
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    »Ist der Platz noch frei?«
    Amy hatte vor sich hin gedöst. Den Kopf träge gegen den Vinylsitz gelehnt, war sie dem sanften Schaukeln der Metro-North über die alternden Gleise auf dem Weg nach Manhattan zum Opfer gefallen. Die zarten Erschütterungen von Metall auf genau angepasstem Metall und das leichte Ruckeln in der Vorwärtsbewegung des Zuges hatten sie in den Schlaf gewiegt wie ein ausgewachsenes Baby in einer Riesenschaukel. Aber beim Klang jener männlichen Stimme flogen ihre Augen auf, und sie blickte in ein Gesicht, das ihr vertrauter war als ihr eigenes.
    »Jeff!«
    Sein Name platzte aus ihr heraus, ehe sie die Freude in ihrer Stimme unterdrücken konnte. Wenn er sie nicht überrascht hätte, hätte sie auf cool gemacht, den Schock und … ja, das Glücksgefühl überspielt. Sie hätte ihn auf Abstand gehalten. Doch jetzt war es zu spät. Ihre Aufregung und all ihre Hoffnung machten sich in ihrer Stimme bemerkbar.
    Sein Lächeln verriet ihr, dass er es gehört hatte.
    Er war hier, um sie zurückzuholen. Zwar sechs Monate zu spät, aber immerhin hatte er die dreitausend Meilen überwunden, die sie zwischen ihn und sie gelegt hatte, und war zu ihr gekommen.
Er liebt mich
, dachte sie und saugte wie ein Schwamm den Anblick seiner braunen Augen mit den langen Wimpern auf, des starken Kiefers und des dunkelbraunen Haares, das länger geworden war, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, so lang, dass es ihm jetzt über ein Auge fiel.
    »Hallo«, meinte er. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie schön es ist, dich zu sehen.«
    »Ja. Ich … freu mich auch.« Das war die Untertreibung des Jahrhunderts. »Aber – was …? Du bist in meinem
Zug
. Was machst du in meinem Zug?«
    »Ich bin gestern Nacht mit dem Flieger gekommen. Ich wollte nicht bis heute Abend warten, um dich zu sehen.«
    Das jagte ihr einen Freudenschauer über den Körper, schmelzende Wärme, von der sie schon vergessen hatte, dass er sie nach Lust und Laune hervorrufen konnte.
    »Deine Cousine hat mir gesagt, wo ich dich finde. Ich bin in White Plains eingestiegen. Ich konnte nicht … ich wollte mit dir reden, Ames.«
    Ames.
Seit sechs Monaten hatte sie keiner mehr so genannt. Sie spürte, wie sie weich wurde wie Karamell an einem Sonnentag, wie so oft damals in Seattle. Aber sie zwang sich abzuwarten. Er hatte sich noch zu entschuldigen und einiges zu erklären. Zu widerrufen und zu verbessern. Eigentlich sollte sie sauer auf ihn sein.
    Wo warst du all die Monate?
    Warum hast du nicht versucht, mich zurückzuhalten, als ich dich verlassen habe?
    Warum hast du über die Idee, dass ich diesen Job annehme, nicht wenigstens mal nachgedacht?
    Denn das war alldem vorausgegangen: das Ende ihrer Beziehung, Amys Flucht quer durchs Land, Monate der Trennung. Sie hatte einen Job in New York angeboten bekommen, eine Chance vom Financial Aid Officer zum Director of Financial Aid befördert zu werden und für ihre Alma Mater zu arbeiten, und als sie es ihm erzählt hatte …
    Sie sah immer noch sein Gesicht vor sich, als er es gesagt hatte.
Das kann unmöglich funktionieren.
Eine knallharte Abfuhr.
    Deutlicher hätte er es nicht sagen können.
    Sie
sollte
nicht bloß sauer auf ihn sein. Sie
war
sauer, als die Erinnerung urplötzlich mit aller Brutalität zurückkehrte und ihr half, hart zu bleiben.
    Und für diese Härte war sie dankbar. Sie war notwendig, denn sonst brach er ihr das Herz, immer wieder.
    Trotzdem fiel es ihr überraschend schwer, ihren Ärger aufrechtzuerhalten. So kalt, unmissverständlich und unbewegt zu bleiben, wie es sein musste, denn selbst, wenn sie vermied, ihn richtig anzusehen, war sie sich bewusst, wie die Muskeln seines Oberarms und seiner Schulter unter seiner Anzugsjacke spielten, während er sich an der Metallstange über seinem Kopf festhielt. Am liebsten hätte sie ihn in Ruhe betrachtet, um sich an den Anblick zu erinnern, wie sich Muskeln und Sehnen verlagerten und bündelten.
    »Amy …« Er schwankte, wie er da so bedrohlich über ihr an der Stange hing. Seine Augen unter diesen umwerfenden Wimpern waren strahlend und dunkel zugleich, erfüllt von etwas Großem, das er ihr sagen wollte. Die Hoffnung wuchs in ihrer Brust wie eine glänzende Seifenblase. »Es tut mir so leid, Ames! Wenn ich bloß die Zeit zurückdrehen und es anders machen könnte, ich würde dir zuhören und wäre nicht so ein verbohrter Mistkerl. Ich weiß nicht, warum ich so reagiert habe. Ich weiß nicht, warum …«
    Vom Sitz vor ihr tauchte
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