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Kinder des Sturms

Kinder des Sturms

Titel: Kinder des Sturms
Autoren: Roberts Nora
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Funken in seinem Silberbeutel ein. Als Gwen aus ihrem Cottage trat, um ihn vor ihrer Hochzeit noch einmal zu sehen, öffnete er den Beutel und schüttete Diamanten – die Juwelen der Sonne – vor ihr aus. Nimm sie und mich, denn sie sind das Zeichen meiner Leidenschaft für dich, sagte er und versprach ihr ein Leben in Ruhm und Reichtum und obendrein Unsterblichkeit. Aber mit keinem Wort sprach er von seiner Liebe. Also schickte sie ihn fort, und die im Gras liegenden Diamanten verwandelten sich in Blumen.
    Er kam noch einmal, als sie ihr erstes Kind unter dem Herzen trug, schüttete aus seinem Silberbeutel Perlen – die Tränen des Mondes – vor ihr aus und sagte, sie wären das Zeichen seines Verlangens. Aber Verlangen ist nicht Liebe, und außerdem hatte sie inzwischen versprochen, einem anderen treu zu sein. So wandte sie sich von ihm ab, und auch aus den Perlen erwuchsen kleine, zarte Blumen.
    Viele Jahre vergingen, in denen Gwen ihre Kinder großzog,
ihren Mann während seiner langen Krankheit pflegte und ihn schließlich begrub, während Carrick grübelnd in seinem Palast saß oder ungestüm auf seinem Pferd über den Himmel galoppierte.
    Schließlich tauchte er ins Meer und holte aus seinen Tiefen das letzte seiner Geschenke für die inzwischen alte Frau. Wieder erschien er vor dem Cottage, und dieses Mal schüttete er blitzende Saphire vor ihr aus. Als Zeichen der Beständigkeit. Als er jetzt endlich von seiner Liebe sprach, weinte sie bittere Tränen, denn ihr Leben war vorbei. Sie erklärte ihm, es sei zu spät, sie hätte niemals Ruhm oder Reichtum haben wollen, sondern einzig seine Liebe. Eine Liebe, die groß genug war, sie ihre Angst davor überwinden zu lassen, alles für ihn aufzugeben, was sie bis dahin gekannt hatte. Und als sie sich abermals von ihm abwandte, als abermals die kostbaren Steine zu kleinen Blumen wurden, verlor er die Beherrschung und belegte sie mit einem bösen Bann. Ohne ihn fände sie niemals Frieden, doch sie würden einander nicht eher wieder sehen, als dass dreimal zwei Liebende einander fänden, akzeptierten und es wagen würden, ihre Liebe über alles andere zu stellen.
     
    Dreihundert Jahre, dachte Trevor, als er später in das Cottage kam, in dem Gwen gelebt hatte und schließlich auch gestorben war. Das war eine ziemlich lange Zeit. Er hatte Judes ruhiger, fließender Stimme gelauscht, ohne sie auch nur ein Mal zu unterbrechen, ohne ihr zu sagen, dass er Teile der Geschichte schon gekannt hatte. Irgendwie gekannt hatte.
    Er hatte sie geträumt.
    Auch hatte er ihr nicht erzählt, dass er Gwen hätte beschreiben können, angefangen bei den grünen Augen bis hin zu ihren schmalen Wangen. Auch sie hatte er längstens schon geträumt.
    Und er hätte, wie er merkte, Sylvia beinahe aus dem Grund
zur Frau genommen, weil sie ihn an das Bild aus seinem Traum erinnerte. Eine weiche, bescheidene Frau. Eigentlich hätte es zwischen ihnen klappen müssen, dachte er, als er die Treppe hinauf in Richtung Badezimmer ging, um sich den Schmutz des Tages abzuduschen. Es ärgerte ihn immer noch, dass es anders gekommen war. Aber sie hatten doch nicht zueinander gepasst.
    Sie hatte es vor ihm bemerkt und hatte ihn sanft gehen lassen, ehe er sich auch nur eingestanden hatte, dass er bereits in Richtung Tür sah. Vielleicht war es das, was ihn am meisten störte. Er hatte nicht die Höflichkeit besessen, die Sache mit Anstand zu beenden. Auch wenn sie ihm verziehen hatte, hatte er sich selbst noch lange nicht verziehen.
    Er roch den Duft der frischen, taubenetzten Rosenblätter, sobald er das Schlafzimmer betrat. Zart und unverkennbar weiblich.
    »Ein Parfüm tragender Geist«, murmelte er seltsam amüsiert. »Nun, wenn Sie ein Mindestmaß an Anstand haben, drehen Sie sich besser um«, erklärte er der unsichtbaren Gwen, ehe er anfing, seine Kleider abzulegen.
    Den Rest des Abends verbrachte er mit dem Lesen der Faxe, die ihn erreicht hatten, und mit dem Verfassen von Antworten. Dann genehmigte er sich ein kühles Bierchen, trat im letzten Licht des Tages hinaus in den Garten, lauschte der schmerzlich schönen Stille und beobachtete die pulsierend zum Leben erwachenden, leuchtend hellen Sterne.
    Tim Riley, wer, zum Teufel, er auch immer war, schien tatsächlich Recht gehabt zu haben. Es gäbe ganz sicher keinen Regen. Das Fundament seines Theaters würde somit vollkommen problemlos trocknen.
    Als er sich umdrehte, um ins Haus zurückzukehren, bemerkte er aus dem Augenwinkel eine
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