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Kinder des Sturms

Kinder des Sturms

Titel: Kinder des Sturms
Autoren: Roberts Nora
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hier, und er hatte die Absicht, mehr zum Gelingen des Bauwerks beizutragen, als dass er andere bezahlte und ihnen bei der Arbeit zusah.
    Er wollte selbst mit anfassen.
    Auch im Mai in Irland konnte ein Mann in Schweiß geraten, wenn er den Vormittag damit verbrachte, Betonsäcke zu schleppen. Am frühen Morgen hatte Trevor, bekleidet mit einer warmen Jacke und einen Becher heißen Kaffee in den Händen, dem von ihm gemieteten Cottage den Rücken zugewandt. Jetzt, nur ein paar Stunden später, hatte er die Jacke ausgezogen, und trotzdem war sein Hemd von Schweiß durchtränkt.
    Er hätte hundert Pfund gegeben für ein kühles Bier.

    Bis zum Pub war es nicht weit. Er wusste von einem Besuch am Vortag, dass dort mittags recht viel los war. Aber ein Mann konnte unmöglich seinen Durst mit einem Hellen löschen, wenn er seinen Angestellten den Alkohol beim Arbeiten verbot.
    Er ließ die Schultern kreisen, drehte seinen Kopf nach allen Seiten und sah sich zufrieden um. Der Betonmischer rumpelte beständig, Männer gaben einander brüllend Anweisungen oder bestätigten deren Erhalt. Arbeitsmusik, dachte Trevor. Er wurde sie anscheinend niemals leid.
    Dies war ein Erbteil seines Vaters. Man musste die Dinge von der Pike auf lernen, hatte Dennis junior ihm ständig gepredigt, und genau das hatte er dann auch getan. Über zehn Jahre lang – fünfzehn, wenn er die Sommer zählte, während deren er auf Baustellen geschwitzt hatte – hatte er sämtliche Bereiche des Bauhandwerks gelernt.
    Er kannte die Rückenschmerzen, die blutigen Schwielen und den Muskelkater ganz genau.
    Jetzt, mit zweiunddreißig Jahren, verbrachte er mehr Zeit mit Vorstandssitzungen und Besprechungen als auf dem Gerüst, aber niemals hatte er die Freude oder die Befriedigung vergessen, die es einem verschaffte, wenn man selbst den Hammer schwang.
    Und genau das würde er hier in Ardmore beim Bau seines Theaters endlich wieder einmal tun.
    Er blickte auf die zierliche Frau mit der abgetragenen Kappe und den schlammbespritzten Stiefeln, die, während der nasse Beton durch die Rinne rutschte, wild gestikulierend zwischen den Arbeitern herumlief. Sie kletterte über Sand und Steine, klopfte mit ihrer Schaufel laut gegen die Rinne, damit der Fahrer des Mischers die Maschine anhielt, und watete dann zusammen mit den anderen durch den Schlamm, um den Beton an die richtigen Stellen zu verfrachten und zu glätten.
    Brenna O’Toole, dachte Trevor und war froh darüber, seinem
Instinkt gefolgt zu sein. Es war richtig gewesen, sie und ihren Vater zu Vorarbeitern zu ernennen. Nicht nur wegen ihres beeindruckenden handwerklichen Talents, sondern weil sie das Dorf und die Bewohner genau kannten und dafür sorgten, dass die Arbeit glatt lief und die Männer von morgens bis abends ackerten, ohne die Freude daran zu verlieren.
    Werbung dieser Art war für sein Projekt ebenso wichtig wie ein gutes Fundament.
    Ja, tatsächlich, sie machten ihre Sache gut. In den drei Tagen seit seiner Ankunft hatte sich die Wahl des O’Toole’schen Familienunternehmens als goldrichtig erwiesen.
    Als Brenna aus dem Loch herauskam, trat Trevor einen Schritt nach vorn, reichte ihr die Hand und zog sie mühelos über den Rand.
    »Danke.« Sie steckte ihre Schaufel in die Erde, stützte sich lässig darauf ab und wirkte trotz der schmutzigen Stiefel und der verblichenen Kopfbedeckung wie eine kleine Elfe. Ihre Haut war weiß wie reine irische Sahne, und unter dem Rand der Kappe sah man dichte, wilde feuerrote Locken.
    »Tim Riley sagt, dass es in den nächsten ein, zwei Tagen keinen Regen geben wird, und für gewöhnlich sind seine Prognosen durchaus zutreffend. Ich denke also, das Fundament ist fertig, bevor Sie sich wegen des Wetters irgendwelche Gedanken machen müssen.«
    »Sie haben bereits vor meinem Kommen Beachtliches geleistet.«
    »Nachdem Sie uns die Starterlaubnis gegeben hatten, gab es keinen Grund zu warten. Sie kriegen ein gutes, solides Fundament, Mr. Magee, und zwar noch vor Ablauf der gesetzten Frist.«
    »Trev.«
    »In Ordnung, Trev.« Sie schob sich ihre Kappe aus der Stirn, hob ihren Kopf und sah ihm in die Augen. Trotz ihrer dicken Stiefel war sie mindestens dreißig Zentimeter kleiner
als der Mann. »Die Männer, die Sie aus Amerika geschickt haben, bilden ein wirklich gutes Team.«
    »Da ich sie quasi handverlesen habe, erlaube ich mir, Ihre Einschätzung zu bestätigen.«
    Sie fand seine Stimme, wenn auch durchaus freundlich, so doch ein wenig arrogant. »Frauen
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