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Killerwelle

Titel: Killerwelle
Autoren: Clive Cussler
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Nebelschwaden hatten sich nahezu vollständig aufgelöst, und über dem Schlachtfeld wölbte sich ein makellos blauer Himmel. Er wendete sein Pferd und musterte die Männer, die hinter ihm warteten. Sie trugen Bambusrüstungen und saßen auf stämmigen Pferden, die ausnahmslos Abkömmlinge der Tiere waren, die es den mongolischen Horden ermöglicht hatten, einen Kontinent anzugreifen und unter Kontrolle zu halten. Jeder Reiter besaß einen besonderen Sack aus Ölhaut, der seitlich an seinem Sattel hing. Der Stoff war absolut wasserdicht, der Inhalt von den besten Alchimisten sorgfältig zusammengestellt und bemessen worden. Hinter der Kavallerie hielten sich Scharen von Fußsoldaten bereit, bewaffnet mit Lanzen von doppelter Manneslänge. Die Klingen in ihren Spitzen waren rasiermesserscharf.
    »General«, rief einer seiner Adjutanten.
    Er wandte sich zu dem fernen Dorf um. Auf jedem der seltsamen Belagerungstürme stand ein Soldat und schwenkte eine rote Fahne – es war das Signal, dass sie bereit waren.
    Khenbish gab seinem eigenen Fahnenträger mit einem Kopfnicken ein Zeichen. Der Mann trat vor, so dass er deutlich zu sehen war, und schwenkte eine Seidenstandarte über dem Kopf hin und her. Draußen auf den Türmen ließen die Männer ihre Fahnen sinken und konzentrierten sich auf die seltsamen Apparate, die sie auf den Feldern aufgestellt hatten. Sie manövrierten mit den schwerfälligen Gebilden herum, bis die kleinen Öffnungen in den sarggroßen Holzkästen auf die Krone der Stadtmauer gerichtet waren. Einer der Soldaten zog die Hülle von dem kanonenähnlichen Lauf herunter, während andere die Kiste langsam hin und her schwenkten. Wenn eines der beiden Rohre genau auf einen Bogenschützen oder Beobachter auf der Mauer gerichtet war, hielt es für einen kurzen Moment inne.
    Es schien, als verändere sich nichts. Kein Geräusch erklang, kein Geschoss wurde abgefeuert, nichts deutete darauf hin, dass irgendetwas geschah. Und dennoch: Jedes Mal, wenn einer der Läufe auf einen Wächter zielte, tauchte der Mann plötzlich weg und zeigte sich nicht mehr.
    Der Abgesandte des Khans blickte fragend zum General und wartete auf eine Erklärung. Der wortkarge General studierte die Brustwehren durch eine Scheibe dunkel getönten Glases, die so groß wie der Taschenspiegel einer Dame war. Schließlich wandte er sich um und gewahrte den verwirrten Gesichtsausdruck des Mannes hinter sich. Darauf lenkte er sein Pferd mit einem Schenkeldruck zu ihm hinüber und reichte ihm die Glasscheibe.
    Der Diplomat ergriff sie an ihrem kunstvoll geschnitzten Stiel und hielt sie sich vor ein Auge. Er blinzelte heftig und blickte dann über den Rand hinweg zur Stadtmauer hinüber. Genauso schnell schaute er wieder durch das Glas.
    Die Tönung der kleinen Scheibe tauchte die gesamte Szenerie trotz der hellen Sonne in ein unheimliches Zwielicht. Aber nicht dies war es, was ihn verblüfft hatte. Es waren vielmehr die hellen Lichtstrahlen, dünn wie Florettklingen, die aus den beiden Türmen hervorstachen. Die roten Strahlen stießen wie Lanzen aus den seltsamen Konstruktionen heraus und strichen über die Mauerkrone. Er sah, wie der Kopf eines Wächters zwischen zwei Zinnen auftauchte. Beide Lichtstrahlen konzentrierten sich sofort auf ihn. Das Licht glitt über sein Gesicht, und obgleich die Entfernung zu groß war, um sich ganz sicher sein zu können, glaubte der Gesandte, dass die Lichtstrahlen auf die Augen des Wächters zielten. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis der unglückselige Mann den Kopf heftig schüttelte und abtauchte.
    Er ließ das Glas ein zweites Mal sinken. Die sepiafarbene Tönung war verschwunden; die rubinroten Lichtstrahlen ebenfalls. Alles war still und friedlich – bis auf die Bewegung der beiden Holzkästen, die hin und her geschwenkt wurden und deren Zweck ohne die Glasscheibe nicht zu erkennen war.
    Sein Gesichtsausdruck war jetzt noch verständnisloser als kurz zuvor.
    »Drachenblick«, sagte Khenbish, ohne sich umzuwenden. »So nennen es meine Männer.«
    »Und Ihr«, fragte der Abgesandte, »wie nennt Ihr es?«
    Khenbish zog an den Zügeln, um sein Pferd umzuwenden. »Sicherer Sieg.«
    »Ich verstehe nicht. Wie funktioniert es?«
    »In jedem der Geräte steckt ein länglicher achteckiger Kristall aus einem alten Bergwerk im Süden. Fragt mich nicht nach der wissenschaftlichen Begründung, aber unter Verwendung einer Reihe von Spiegeln mit Löchern in der Mitte sammeln die Kristalle das Sonnenlicht, das in
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