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Killerwelle

Titel: Killerwelle
Autoren: Clive Cussler
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waren nicht so sehr die Pfeile, die die Sonne verdeckten, sondern eher die Wolke, die sich unbemerkt genähert hatte. Und durch irgendeine Laune des Schicksals ließ der Wind, der bisher kräftig geweht hatte, plötzlich nach, so dass die Wolke wie ein gigantischer Sonnenschirm über dem Dorf stehen blieb. Und ohne direkte Sonneneinstrahlung hatten Khenbishs Strahlenkanonen keinerlei Wirkung.
    Aufmerksame Wachtposten erkannten, was kommen würde, und begannen eimerweise Wasser auf den Hügel von Säcken zu schütten, der etwa bis zur halben Höhe des Stadttors reichte. Etwas Derartiges hatte der General schon vorausgesehen und darum dafür gesorgt, dass jeder der Säcke mit einer dicken Schicht Baumharz imprägniert worden war, damit kein Wasser eindringen konnte.
    Von Verzweiflung getrieben, erschienen Bogenschützen auf den Zinnen und zielten sorgfältig, ehe sie ihre Pfeile abschossen. Die Reiter trugen Brustpanzer, und Helme bedeckten ihre Köpfe, aber ihre Rücken waren ungeschützt, und einige Pfeile fanden ihr Ziel. Wenige Augenblicke später irrten mehrere herrenlose Pferde über das Feld. Ihre Reiter wälzten sich entweder in Schmerzen auf dem staubigen Untergrund oder rührten sich nicht mehr.
    Einer von Khenbishs Männern galoppierte an der Mauer entlang, stand in den Steigbügeln und hatte einen Pfeil schussbereit auf die Sehne seines kurzen Kavalleriebogens gelegt. Anstelle einer messerscharfen Bronzespitze war der Pfeil mit einem in Pech getauchten Lappen umwickelt, der in hellen Flammen stand. Der Reiter schoss und zerrte sofort ruckartig am linken Zügel. Das Pferd kannte das Zeichen und warf sich auf seine linke Flanke, wirbelte eine dichte Staubwolke auf und trat mit den Hufen unbeholfen in die Luft, während es mit seinem massigen Leib den Reiter vor dem beschützte, was nun kommen würde.
    Der Pfeil bohrte sich im gleichen Moment in den unteren Teil des Hügels kleiner Säcke, als ein Eimer Wasser über die Brustwehr ausgeleert wurde. Die Flamme verwandelte sich in weißen Qualm und Dampf und erlosch dann völlig. Auf einem Schlachtfeld kann die Zeit eine Dehnbarkeit entwickeln, die jeglicher Logik widerspricht. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, dabei verging keine halbe Sekunde, bis sich die letzte Glutflocke der Pfeilspitze durch den Sack gebrannt hatte und den Inhalt entzündete.
    Alchimisten waren bei ihrer Suche nach dem Elixier des Lebens durch Zufall auf eine Mischung aus Chemikalien gestoßen, die sie hu ǒ yào oder Feuermedizin nannten. Die Welt sollte diese Substanz später als Schießpulver kennen.
    Als träge brennender Sprengstoff muss Schießpulver komprimiert werden, um nicht nur einen Blitz zu erzeugen und knisternd abzubrennen. Aus dem ersten Sack schlug eine qualmende Flamme, die andere Säcke auf der Außenseite des Haufens entzündete, bis Flammen meterhoch in die Luft schossen. Das Feuer reichte aus, um die Säcke zur Explosion zu bringen, die auf dem Grund des Hügels lagen, und die Masse der Säcke darüber komprimierte die sich ausdehnenden Gase lange genug, um eine gigantische Explosion zu erzeugen.
    Die Druckwelle rollte über das Feld und schob eine Wand aus heißer Luft bis zu dem General und seinen Fußsoldaten. Der Luftstoß schleuderte den Abgesandten von seinem Pferd, und er hatte das Gefühl, als stünde er vor dem Brennofen eines Töpfers. Flammen und Qualm stiegen zum Himmel auf, während auf der anderen Seite dieser Wand aus heißer Luft und Explosionsgasen das Stadttor völlig zertrümmert wurde. Der Schutt mähte jeden nieder, der ihm im Weg stand, während Bogenschützen und Beobachter auf den Mauerzinnen herumgeschleudert wurden wie leblose Puppen. Ihre Schreie übertönten den Explosionslärm.
    Der Abgesandte des Khans kämpfte sich mühsam auf die Füße. In seinen Ohren lärmte ein lautes Klingeln, und als er die Augen schloss, erschien das Bild der Explosion wie eingebrannt in die Innenseite seiner Augenlider. Das war die zweite Wunderwaffe, mit der er an diesem Tag konfrontiert worden war. Zuerst die Lichtkanone und jetzt eine geheimnisvolle Methode, Feuer in Säcken einzufangen und alles gleichzeitig freizulassen. Dies schien wahrlich ein erstaunliches Land zu sein.
    Auf dem Schlachtfeld machten die verstreuten Reiter wie ein Fischschwarm kehrt und hielten auf das zerstörte Stadttor zu, von dem nur noch einige qualmende Balken übrig waren. Benommene Verteidiger stolperten in tiefem Schock durch die Trümmer. Schwerter wurden gezückt und
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