Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Killerwelle

Titel: Killerwelle
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
reflektierten die Sonnenstrahlen, nachdem die Wolke schließlich doch weitergewandert war. Die Männer auf den Türmen suchten nach Opfern, aber die Explosion hatte den Kampf aus der Garnison herausgeholt.
    General Khenbish schickte seine Reserve aus Fußsoldaten hinter der Kavallerie her. Mit einem Lärm so laut wie die Schießpulverexplosion stürmten die Männer über das Feld, um das Vorhaben ihres Khans auszuführen und seine Ehre wiederherzustellen, die durch den Raub besudelt worden war und ihn hatte schwach aussehen lassen. Sie würden die hübschesten Frauen und Jungen, die man als Sklaven verwenden konnte, verschonen, doch alle anderen mussten getötet und das gesamte Dorf sollte völlig dem Erdboden gleichgemacht werden. Den Kopf des örtlichen Kriegsherrn würde man auf eine Lanze aufspießen und in der nächsten Ansiedlung als Warnung für all jene aufstellen, die glaubten, dass die Strafe des Khans nicht umgehend und gründlich erfolgte.
    »Ich möchte mehr über Euer erstaunliches Waffenarsenal erfahren«, sagte der Abgesandte, während er und Khenbish absaßen. Es war nicht üblich, dass sich der General persönlich an dem Massaker beteiligte, und dem Abgesandten stand nicht der Sinn danach, sich anzusehen, was auf der anderen Seite der Mauer vor sich ging.
    »Ich werde Euch mit meinem Alchimisten bekannt machen. Er kann beides wesentlich ausführlicher erklären als ich selbst. Mir reicht es, dass alles funktioniert.« Ein Helfer reichte ihm eine Porzellantasse heißen Tees.
    Während sie den Weg zu dem kleinen Wäldchen einschlugen, wo Lagerhelfer und Medizinkundige bereitstanden, um die im Kampf Verwundeten zu behandeln, ging dem Botschafter durch den Kopf, dass es unendlich viele bemerkenswerte Dinge gab, die er im Laufe seiner Reisen durch dieses fremde Land kennengelernt hatte. Einige dieser Dinge würde er niemals kundtun, wie zum Beispiel die Intimitäten, die er mit einigen Konkubinen des Khans ausgetauscht hatte. Und über manche Dinge würde er nicht berichten, weil sie einfach zu bizarr waren, als dass seine Zuhörer sie geglaubt hätten. Wie die Große Mauer – sie war so hoch und mächtig wie ein fünfstöckiges Haus, aus Stein erbaut. Und trotzdem erstreckte sie sich von Horizont zu Horizont und noch weiter darüber hinaus. Sie allein überragte jedes Zeugnis römischer Baukunst, das in Europa anzutreffen war. Und da gab es felsenharte Knochen von Drachen, die man ihm in der großen Wüste gezeigt hatte, Schädel, so groß wie Weinfässer, mit Zähnen wie Dolche. Oder auch mannshohe Oberschenkelknochen. Und dann war da noch das, was er heute gesehen hatte: ein Apparat, der Licht aussenden konnte, das stark genug war, um einen Menschen zu blenden.
    Aus ganz persönlicher Neugier wollte er wissen, wie diese Waffe beschaffen war, wie sie arbeitete – Khenbish hatte einen ganz besonderen Kristall erwähnt. Aber er wusste schon jetzt, dass dies auch nur ein weiteres Geheimnis wäre, das er mit ins Grab nehmen würde.
    Marco Polo schritt neben dem General her und war sich ziemlich sicher, dass die Venezianer nicht einmal den banaleren Geschichten, die er zu erzählen hätte, Glauben schenken würden.

1
BIRMINGHAM, ENGLAND VOR VIER MONATEN
    William Cantor hatte bereits in das Mikrofon geniest, ehe sich der Juckreiz in seiner Nase richtig bemerkbar gemacht hatte. Das Bedürfnis überfiel ihn regelrecht, und ihm blieb keine Zeit mehr, den Kopf abzuwenden. Der Schleim, der durch das Niesen in seine Nasenhöhle gedrückt worden war, musste zurückgezogen werden, und dieses Schnauben hallte nun elektrisch verstärkt durch den nahezu leeren Versammlungsraum.
    »Verzeihung«, sagte er und hüstelte. Dabei hielt er sich die Hand vor den Mund und wandte sich ab, um den etwa zehn Personen, die sich zu seinem Vortrag eingefunden hatten, zu demonstrieren, dass er kein kompletter Banause war. »Wie ein Amerikaner, den ich auf dem Christ Church College kannte, einmal sagte« – ihr habt richtig gehört, ihr Bauerntrampel, ich war in Oxford –, »alles andere lässt sich immer im Griff behalten, doch ein Schnupfen macht mit einem einfach, was er will.«
    Die Reaktion des Publikums mochte ein höfliches Lachen gewesen sein, sie klang jedoch eher nach einem gedämpften Husten.
    Herrgott im Himmel, wie er diese Vorträge hasste, die stets in Erweiterungsbauten oder in Dorfbibliotheken stattfanden, wo die einzigen Zuhörer Pensionäre waren, die sich nicht im Mindesten für das Vortragsthema interessierten,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher