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Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Titel: Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood
Autoren: Dennis Bauers , Johnson Carl
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VORWORT
    Das Buch, das sie jetzt lesen werden, ist ein Tabubruch von der ersten bis zur letzten Zeile. Sein Inhalt verstößt gegen eine Vielzahl gesellschaftlicher Konventionen, und doch schildert es eine Realität, in der nicht wenige Menschen leben. Dieses Buch verleiht einem dieser Menschen ihre Stimme.
    Die Rede ist von Carl Johnson, einem Mitglied der Aryan Brotherhood, einer gefürchteten Gefängnisbande in den Vereinigten Staaten von Amerika.
    Ich habe Carl während meiner Recherchen für mein erstes Buch „Crime Land“ kennengelernt. Seit dem stehen wir in ständigem Briefkontakt und auf diesem Weg ist auch das Buch entstanden, das Sie in den Händen halten.
    Die Art und Weise, in der mir Carl sein Leben und die Ereignisse schilderte, die zu seinem Lebenswandel führten waren schockierend und faszinierend zugleich. Eben diese Tatsache hat mich dazu bewegt, dieses Buch mit seinen Worten zu schreiben. Obwohl ich durchaus die wenigsten seiner Standpunkte teile, kann ich mich nicht davon freisprechen, dass seine Worte eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt haben.
    Seien Sie versichert, dass ich Rassismus und Gewalt auf das Tiefste ablehne. Doch seien Sie auch versichert, dass Sie dieses Buch fesseln, schockieren und vielleicht sogar verstören wird. Es schildert eine Wahrheit, die nicht wahr sein sollte. Und doch liegt die Wahrheit immer im Auge des Betrachters. Begleiten Sie Carl Johnson auf seiner Reise undsehen Sie die Welt aus seinen Augen. Aber sein Sie gewarnt; es ist eine Geschichte, die niemals besser wird, egal wie sehr man sich danach sehnt.
    Faktisch gesehen ist diese Geschichte eine Tragödie, die Sie fesseln und tief in den Bann des Wahnsinns einer der größten Dramen der amerikanischen Geschichte ziehen wird: den US-amerikanischen Strafvollzug.
    Einige Namen und Daten sind zum Schutz der betreffenden Personen geändert worden. Sei es, um sie vor Strafverfolgung oder vor der Gewalt anderer Menschen zu schützen. Doch alle Personen und Ereignisse sind echt und sie passierten genau so, wie sie Ihnen von Carl Johnson geschildert werden.
    Dennis Bauers, im Oktober 2011

PROLOG
    „Schwarzer Rassismus ist viel bösartiger als weißer Rassismus. Wenn wir rassistisch sind, wollen wir einfach nicht mit denen zusammenleben. Aber wenn sie rassistisch sind, dann wollen sie uns umbringen. Und weißt du auch warum? Schwarze wollen Rache, Weiße wollen einfach nur Rassentrennung.“
    John kaute auf einem Zahnstocher, hatte die Arme vor seiner Brust verschränkt und machte eine kurze Pause.
    Während ich auf einem Stuhl in seiner Zelle saß, dachte ich über seine Worte nach. John hatte Recht. Jeder Knast ist ein Spiegel der Gesellschaft, sagt man. Und das, was sich in den 1960er Jahren auf den Straßen abspielte, spielte sich auch im Knast ab. Nachdem John F. Kennedy 1963 erschossen wurde, versank in San Quentin der gesamte Gefängnishof in Trauer. Männern, die seit ihrer Kindheit nicht geweint hatten, liefen Tränen über die Wangen. Selbst den härtesten schwarzen Jungs.
    Fünf Jahre später, als man Bobby Kennedy in den Kopf geschossen hatte, war die Reaktion eine andere. Die Schwarzen jubelten. „Zehn für einen“ war ihre Parole. Töte zehn Weiße für einen toten Schwarzen und man würde den Sieg erringen. Die Rhetorik der Black Panther wurde von einigen Schwarzen mit in den Knast gebracht.
    In Soledad schoss ein Wärter in einen Mob von Schwarzen, die zwei Weiße zusammenschlugen. Drei der fünf Angreifer waren auf der Stelle tot. Am gleichen Abend warfen drei schwarze Gefangene einen weißenGefängniswärter von der dritten Etage ihres Zellenblocks. Die Wache war sofort tot. Bei den drei Tätern handelte es sich um George Jackson, Fleeta Drumgo und John Clutchette. Jackson und seine Mittäter wurden später durch dessen Buch als die „Soledad Brüder“ bekannt.
    Die drei Schwarzen kamen daraufhin nach San Quentin. Hier ging dann alles erst richtig los. Ein junger Schwarzer, der gegen Jackson aussagen wollte, wurde im Gefängniskrankenhaus behandelt. Ein weißer Schließer bewachte die verschlossene Tür. Albert Johnson und ein weiterer Gefangener schlichen sich über die zweite Etage ins Krankenhaus und ermordeten den Aufseher. Allerdings kamen sie nicht auf die Idee, dass der Wärter den Schlüssel eventuell gar nicht bei sich haben könnte. Schlecht geplant, könnte man sagen.
    Yogi Pinelli, ein weiterer schwarzer Häftling, rollte mehrere Zeitungen zusammen und formte daraus einen Speer.
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