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Killerwelle

Titel: Killerwelle
Autoren: Clive Cussler
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noch Bliden und Katapulte bauen lassen. Er hatte lediglich genügend Sklaven zur Unterstützung seiner Soldaten mitgenommen und zwei holzverkleidete Türme auf dem Feld außerhalb der Reichweite der städtischen Bogenschützen errichtet. Die Turmspitzen bestanden aus großen kupfernen, nach oben hin offenen Schüsseln. Die Innenseite einer jeden Schüssel war mit einer dünnen Silberschicht bedeckt, die poliert worden war, bis sie genauso hell funkelte wie die Sonne selbst. Unter jeder Schüssel ragte ein Lauf – wie der einer kleinen Kanone – aus einer Holzkiste heraus, auf welcher die zweieinhalb Meter breite Kupferschüssel ruhte. Der gesamte obere Aufbau, der fünf Meter über dem Erdboden von einem Balkengerüst gehalten wurde, konnte auf einem Kardanring gedreht und auf und nieder bewegt werden. Auf jeder dieser Konstruktionen standen jeweils vier der besten Männer des Generals.
    Falls der Abgesandte des Khans irgendwelche Fragen zu diesen seltsamen Türmen hatte, so behielt er sie jedenfalls für sich.
    Seit einer Woche stand die rote Jurte vor den verriegelten Stadttoren. Nach mongolischer Tradition war zuerst ein weißes Zelt aufgeschlagen worden, um den Stadtherren die Möglichkeit zu schaffen, ohne Gefahr für Leib und Leben über ihre Kapitulation zu beraten. Wenn das rote wollene Zelt – das ger oder die Jurte – das weiße Zelt ablöste, wurde damit angezeigt, dass ein Angriff unmittelbar bevorstand. Und wenn das rote Zelt abgebaut und dafür ein schwarzes Zelt errichtet wurde, so war dies das Todesurteil für alle, die sich innerhalb der Stadtmauern aufhielten.
    In den Tagen, seit das rote ger an der Straße zum Stadttor im Wind schwankte und flatterte, hatte es entweder geregnet oder der Himmel war dicht bewölkt gewesen. Heute würde das Wetter anscheinend zum ersten Mal aufklaren, und sobald Khenbish sicher war, dass sich die Sonne gegen den Dunst durchsetzen werde, schickte er Sklaven auf die brachliegenden Felder hinaus, um das rote Zelt abzubauen und sein Unheil verkündendes Pendant zu errichten.
    Bogenschützen nahmen die Sklaven ins Visier, sobald sie in Schussweite gerieten. Pfeilsalven, so dicht wie Insektenschwärme, spickten den Untergrund rund um die Männer. Und fanden auch ihr Ziel. Vier Sklaven gingen, als sie getroffen wurden, auf der Stelle zu Boden; zwei andere taumelten weiter mit dünnen Holzschäften, die aus ihren Körpern ragten. Die restlichen ließen sich nicht beirren und wurden durch die Masse des zusammengepackten schwarzen Zeltes geschützt.
    Sofort wurde Ersatz hinausgeschickt. Sie nahmen einen Zickzack-Kurs über die Felder, um den Bogenschützen das Zielen zu erschweren. Die meisten hatten damit Erfolg, doch einige brachen zusammen und trieben sich, als sie zu Boden stürzten, die Pfeile nur noch tiefer in die Leiber. Insgesamt waren zwanzig Männer nötig, um das Zelt aufzubauen, und von denen schafften es nur fünf hinter die mongolischen Linien zurück.
    »Das erscheint mir ziemlich unwirtschaftlich«, stellte der Beobachter mit seinem schwerfälligen Akzent fest.
    »So wird es immer gemacht«, erwiderte Khenbish, ohne sein Pferd zu wenden. »Weißes Zelt, rotes Zelt, schwarzes Zelt, Tod.«
    »Der Khan hat sich nie dazu geäußert, weshalb diese Stadt angegriffen wird. Wisst Ihr es?«
    Khenbish wollte nur ganz kurz antworten, dass der Khan sicherlich seine Gründe dafür habe und sie nicht zu erklären brauche. Aber er wusste, dass er den Mann seinem Stand entsprechend respektvoll behandeln musste. Daher sagte er: »Der örtliche Kriegsherr hat dem Khan im vergangenen Jahr nicht die gesamten geforderten Steuern gezahlt. Der Betrag war zwar nur gering, und der Khan hätte vielleicht großzügig darüber hinweggesehen. Jedoch hatte ein königlicher Postbote gehört, wie er sich mit diesem Diebstahl gebrüstet hatte.«
    Das Reich war berühmt für seinen Postdienst, der auf allen wichtigen Routen eine Reihe von Rasthäusern unterhielt, wo die Reiter entweder die Pferde wechseln oder Nachrichten an ausgeruhte Boten weitergeben konnten. Auf diese Weise erreichten Meldungen aus den fernsten Besitzungen des Khans seinen Hof innerhalb von nur wenigen Wochen, wenn nicht gar Tagen.
    »Eine solche Dreistigkeit«, fuhr Khenbish fort, »darf nicht ungestraft bleiben.«
    »Gebt Caesar, was des Caesars ist«, sagte der Abgesandte.
    Der General ging auf die Anspielung, deren Bedeutung ihm verborgen blieb, gar nicht erst ein, sondern blickte zum Himmel. Die letzten
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