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Ketaria - Die Sehnsucht des Daemons

Ketaria - Die Sehnsucht des Daemons

Titel: Ketaria - Die Sehnsucht des Daemons
Autoren: Renate Blieberger
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gewesen. Sie taumelte fort vom Cottage, ohne darauf zu achten wohin sie lief, aber als Elly aufsah stand sie am Hintereingang des Pubs. Sie huschte in die Küche, wo sie Caleb vermutete. Der saß am Tisch und trank gerade Kaffee, sprang aber sofort auf, als er sie sah. Seine Stimme klang betroffen: „Elly du weinst ja, was ist passiert?" Elly warf sich in seine Arme und schluchzte: "Bitte Caleb lass mich hier bleiben, ich kann nicht nach Hause, bitte."

    Caleb hielt Elly fest und strich in langsamen Bewegungen sanft über ihren Rücken und ihr Haar. Er hatte dabei alle Mühe, nach außen hin ruhig zu bleiben. Heißer Zorn stieg in Caleb hoch und erdrückte ihn fast, seine Stimme klang trotz aller Anstrengung beruhigend zu wirken gepresst, als er Elly schließlich ansprach: „Bitte sag mir, was passiert ist, hat dich jemand verletzt? Oder ist deiner Großmutter etwas passiert?" Ihre Antwort war nur ein noch heftigeres Schluchzen. „Elly bitte, ich will dir doch helfen", brachte Caleb verzweifelt hervor. Sie schniefte und sah jetzt endlich zu ihm hoch, sie sagte mit heiserer Stimme: „Sie haben mich alle betrogen Caleb, jeder, der mir jemals etwas bedeutet hat, nur du nicht. Du bist alles was ich noch habe, bitte lass mich hierbleiben." „Wieso betrogen, wieso alle? Elly sag mir doch endlich, was passiert ist", stieß Caleb hilflos hervor. Sie schluckte und brachte dann mit kratziger Stimme hervor: „Die Dryade hat Jake verführt und meine Großmutter hat es gewusst", sie endete mit einem neuerlichen Weinkrampf. Zu Calebs inzwischen überschäumender Wut gesellte sich Hilflosigkeit, er verspürte den Drang, alle Drei zu verprügeln. Wie konnten ihre Großmutter und die Dryade ihr das nur antun. Als seine Gedanken zu Jake wanderten, kochte seine Wut über und er knurrte: "Er hat dich nicht wirklich geliebt, sonst hätte der Zauber der Dryade ihn nicht beeinflusst, das weißt du doch. Sei froh diesen undankbaren, aufgeblasenen Wichtigtuer los zu sein, besser jetzt als in ein paar Jahren." Als er spürte wie Elly in seinen Armen wie unter einem Schlag zusammenzuckte, begann er sich wie ein völliger Versager zu fühlen. Er konnte sie nicht mal trösten, er taugte nicht mal als Freund etwas. "Bitte Elly beruhige dich doch, du kannst hierbleiben, solange du möchtest, und ich bin immer für dich da, egal was passiert, das schwöre ich dir“, flüsterte er ihr zärtlich ins Ohr und begann wieder sie sanft zu streicheln. Nach einem Moment schmiegte sie sich wieder in seine Arme, in ihm löste sich ein Knoten, er würde immer für sie da sein, selbst wenn er zusehen musste, wie sie irgendwann mit jemand anderem glücklich wurde. Er bugsierte sie sanft in sein Zimmer hoch, ließ sich mit ihr auf der kleinen Couch nieder und hielt sie einfach weiter fest und ließ sie weinen.

    Die W ärme der herbstlichen Sonnenstrahlen weckte Elly aus ihrem unruhigen, von Albträumen geprägten Schlummer. Für einen winzigen Moment klammerte sie sich an die Hoffnung, nur einen besonders einprägsamen, scheußlichen Albtraum gehabt zu haben. Als jedoch ihr Blick nicht auf die liebevoll geschnitzte Zimmerdecke aus Holz, sondern auf eine weiß gestrichene Fläche fiel, kehrte die bittere Wahrheit mit einem heftigen Stich mitten ins Herz zurück. Sie war nicht in ihrem kleinen Zimmer im Cottage ihrer Großmutter, sondern auf Calebs Couch. Sie musste in der Nacht wohl irgendwann vor Erschöpfung eingeschlafen sein. Trotz des grauenhaften Schmerzes in ihrem Inneren zwang sie ihren Verstand zum Arbeiten. Was Jake anging, der hatte sie wohl wirklich nicht geliebt, wahre Liebe widersetzte sich dem Liebeszauber der Dryade, wie Elly nur allzu genau wusste. Das war verletzend und demütigend, hatte sie ihn doch praktisch angebetet und das Glück, dass der begehrteste junge Mann aus der ganzen Umgebung gerade sie wollte, kaum fassen können. „Was ich wohl besser nicht hätte tun sollen“, dachte Elly bitter. War der ganze schöne Traum doch gestern Abend wie eine Seifenblase geplatzt. Aber schlimmer als diese Erkenntnis, zu der sie ohne das peinliche Desaster vermutlich nicht so schnell gelangt wäre, war der Verrat der beiden Frauen. Bei dem Gedanken daran drohte das Herz der jungen Hexe zu bersten und Wut stieg in ihr hoch, die den Schmerz beinahe wegschwemmte. Ihr Leben lang war ihre Großmutter wie eine Mutter für sie gewesen, war ihre eigene doch bei ihrer Geburt gestorben. Was den Baumgeist betraf, ihr Leben lang hatte man ihr beigebracht
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