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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance
Autoren: H Coben
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bereit, für meine Tochter mein Leben zu opfern. Und, um ehrlich zu sein, wenn es hart auf hart käme, selbstverständlich auch Ihres.
    »Ob du’s glaubst oder nicht, ich hab versucht, das Ganze rational
zu durchdenken«, sagte Lenny. »Eine Kosten-Nutzen-Analyse. Wenn ich mit der Wahrheit rausrücke, zerstöre ich das Leben meiner Frau und meiner Kinder und reiße deine Tochter aus einer Familie heraus, die sie liebt. Wenn ich den Mund halte …« Er zuckte die Achseln. »Ja, du hast gelitten. Das habe ich nicht gewollt. Es hat wehgetan, dich zu sehen. Aber was hätte ich tun sollen?«
    Ich wollte nicht darüber nachdenken. »Du hast was vergessen«, meinte ich.
    Er schloss die Augen und murmelte etwas Unverständliches.
    »Was war mit Stacy?«
    »Ihr sollte nichts passieren. Es war so, wie du gesagt hast. Sie hatte Monica die Pistole verkauft, und als sie merkte, wofür, ist sie gekommen, um sie aufzuhalten.«
    »Aber sie kam zu spät.«
    »Ja.«
    »Sie hat dich gesehen?«
    Er nickte. »Hör zu, ich hab ihr alles erzählt. Sie wollte helfen, Marc. Sie wollte das Richtige tun. Aber im Endeffekt war die Sucht zu stark.«
    »Sie hat dich erpresst?«
    »Sie wollte Geld. Ich hab’s ihr gegeben. Das spielte keine Rolle. Aber sie war ein Problem. Und als ich bei Bacard war, hab ich ihm alles erzählt. Du musst das verstehen. Ich dachte, du stirbst. Als du dann wieder auf die Beine gekommen bist, ist mir klar geworden, dass du durchdrehst, wenn der Fall nicht irgendwann zu einem Abschluss kommt. Deine Tochter war weg. Ich habe mit Bacard darüber gesprochen. Er hatte die Idee mit der Entführung. So würden wir alle eine Menge Geld machen.«
    »Du hast Kapital aus der Sache geschlagen?«
    Lenny zuckte zusammen, als hätte ich ihn geohrfeigt. »Natürlich nicht. Ich habe meinen Anteil in einen Treuhandfonds für Taras College eingezahlt. Aber die Idee einer vorgetäuschten
Entführung hat mir gefallen. Sie haben es so eingerichtet, dass es hinterher aussehen würde, als wäre Tara tot. Du hättest deinen Schlussstrich gehabt. Außerdem konnten wir Edgar ein bisschen melken und zumindest einen Teil des Geldes Tara zukommen lassen. Es sah aus, als würden alle Beteiligten gewinnen.«
    »Außer?«
    »Außer dass sie, als sie von Stacy gehört haben, zu dem Schluss gekommen sind, dass eine Drogensüchtige ein zu großer Unsicherheitsfaktor ist. Den Rest kennst du. Sie haben sie mit Geld aus ihrem Versteck gelockt. Sie haben dafür gesorgt, dass sie in eine Bank geht, wo sie beim Einzahlen auf Video aufgenommen wird. Und dann haben sie sie umgebracht, ohne mir was davon zu sagen.«
    Ich dachte darüber nach. Ich stellte mir Stacys letzte Minuten in der Hütte vor. Ob sie gewusst hatte, dass sie starb? Oder war sie einfach weggedämmert, im Glauben, sie hätte sich nur einen Schuss gesetzt?
    »Du warst der Informant, stimmt’s?«
    Er antwortete nicht.
    »Du hast Ihnen erzählt, dass die Polizei eingeweiht ist.«
    »Begreifst du nicht? Das spielte überhaupt keine Rolle. Sie hatten nie vor, Tara zurückzugeben. Sie war längst bei den Tansmores. Nach der Lösegeldübergabe hab ich gedacht, es ist alles vorbei. Wir haben versucht, unser Leben weiterzuleben.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Bacard hat sich entschlossen, noch mal Lösegeld zu fordern.«
    »Warst du daran beteiligt?«, fragte ich.
    »Nein, ich habe nichts davon gewusst.«
    »Wann hast du davon erfahren?«
    »Als du es mir im Krankenhaus erzählt hast. Ich war fuchsteufelswild. Ich hab ihn angerufen. Er meinte, ich solle ruhig bleiben, es sei nicht möglich, das Ganze zu uns zurückzuverfolgen.«
    »Aber wir haben es geschafft.«

    Er nickte.
    »Und du hast gewusst, dass ich hinter Bacard her war. Ich hab’s dir am Telefon gesagt.«
    »Ja.«
    »Augenblick mal.« Wieder lief mir ein Schauer den Rücken hinab. »Am Ende wollte Bacard alle Spuren verwischen. Er hat diese Irren angerufen. Die Frau, Lydia, hat Tatiana umgebracht. Heshy sollte sich um Denise Vanech kümmern. Aber …«, ich überlegte, »… aber als ich Steven Bacard gesehen habe, war er gerade erst erschossen worden. Er hat noch geblutet. Vollkommen ausgeschlossen, dass es einer von denen gewesen sein konnte.«
    Ich blickte auf. »Du hast ihn umgebracht, Lenny.«
    Seine Stimme bebte vor Zorn. »Glaubst du, ich habe das gewollt?«
    »Warum hast du’s dann getan?«
    »Was soll das heißen, warum? Ich war Bacards Freifahrtschein aus dem Knast. Als die Sache anfing, schief zu gehen, hat er gedroht,
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