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und die Schattenmaenner

und die Schattenmaenner

Titel: und die Schattenmaenner
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Räuber in Rom
    Unbarmherzig brannte die Augustsonne vom Himmel. Justus’ T-Shirt war durchgeschwitzt, und manchmal flimmerte es so heftig vor seinen Augen, dass er sie zusammenkneifen musste. Vielleicht kam es ihm auch deshalb später so vor, als hätte er die ganze Szene bloß in einem Film gesehen.
    Um ihn herum waren Farben, Gedränge, Stimmen und Motorengeräusche auf der Piazza Navona. Eine blaue Vespa kam heran, mit zwei jungen Leuten darauf. Justus, gemächlich auf dem Bordstein wippend, sah ihnen zu. Fünfzehn, zwanzig Meter vor ihm hielt der Motorroller. Der Fahrer war sehr schlank, mit schulterlangen schwarzen Haaren. Ohne Hast stieg ein Junge vom Rücksitz ab und tauchte im Gewühl der Fußgänger unter. Justus warf einen Blick nach hinten, um zu sehen, wie weit Peter und Bob mit ihren Verhandlungen waren. Seine beiden Freunde waren ganz wild darauf, Fahrräder zu leihen, und wollten spätestens am nächsten Tag auf Drahteseln durch Rom reiten. Unwillkürlich schüttelte der Erste Detektiv den Kopf: Wie konnte man nur auf die Idee verfallen, bei dieser Affenhitze Fahrrad zu fahren! In diesem Augenblick erschien direkt neben ihm ein dunkelblonder Haarschopf, und zugleich spürte er einen heftigen Stoß gegen seine linke Schulter. »Hey!« rief Justus.
    Seine Faust schoss vor, um den Angreifer festzuhalten, aber sie zielte ins Leere. Jetzt riss jemand von hinten an seiner rechten Schulter. »Hey!« Diesmal schrie Justus laut auf. Das nächste, woran er sich erinnerte, war der Anblick des dunkelblonden Haarschopfs, der im Zickzack an den Passanten vorbeisauste. Und dann schwang sich der Junge, dem er gehörte, hinter dem Fahrer mit den langen schwarzen Haaren auf die aufheulende Vespa. In einer Hand schwenkte er triumphierend den Rucksack, der eben noch an Justus’ Schulter gehangen hatte.
    Der Erste Detektiv war vor Schreck und Verblüffung fast erstarrt. Hilfe suchend streckte er einen Arm zu dem Fahrradverleih hinüber, wo Peter Shaw und Bob Andrews eben ihre Gespräche beendet hatten. Aber er brachte kein Wort heraus.
    Der Überfall hatte nur Sekunden gedauert. Niemand schien etwas bemerkt zu haben, außer einer dicken Frau mit einem kleinen Kind an der Hand, die sich vor ihm aufpflanzte. »Mamma mia! Mamma mia!« war das Einzige, was er aus ihrem Wortschwall heraushörte. Dann demonstrierte sie, wie man sich in Rom verhalten musste: Mit voller Kraft klemmte sie ihre Handtasche zwischen Ellenbogen und Hüfte ein. Mit dem Zeigefinger der anderen Hand fuchtelte sie vor Justus’ Nase herum.
    »Was ist denn hier los?« Peter war herangekommen und verfolgte verständnislos die einseitige Unterhaltung zwischen der Römerin und Justus.
    »Was hier los ist?«, stammelte Justus. »Zwei Kerle haben meinen Rucksack geklaut.« Er fuhr sich durchs Haar. »Einfach so. In Bruchteilen von Sekunden. Einer kam von vorn, der andere von hinten. Und dann sind sie mit einem Motorroller auf und davon. Ich habe gar nicht kapiert, was los war, da waren sie schon weg.«
    »Wo ist denn dein Rucksack?« Bob war nun ebenfalls hinzugekommen. »Ist er dir zu schwer geworden?«
    »Geklaut haben sie ihn!«, rief Peter und wies auf Justus’ Schulter. Justus wurde rot. Er merkte, wie ihm der Schweiß aus allen Poren drang, aber jetzt war es nicht nur wegen der Hitze. Bob stemmte die Hände in die Seiten und setzte ein schiefes Grinsen auf. »Justus Jonas! Keine zwei Minuten kann man dich allein lassen!« Dafür bekam Bob von Peter einen kräftigen Knuff in die Rippen.
    »Scippo!«, rief die Signora. »Scippo! Questura! Questura!«
    Die beiden Wörter verstand Justus. Natürlich hatte er mit seinem unglaublichen Gedächtnis mühelos alle italienischen Wörter gespeichert, die ihm beim Studium etlicher Reiseführer begegnet waren. ›Scippo‹, das war das Wort für den berüchtigten Handtaschenraub, und ›Questura‹ hieß in Italien das Polizeipräsidium.
    Die nächste Wache war nur ein paar Gassen entfernt. Hinter einer langen Theke lehnten drei Polizisten, und davor standen drei Bürger, die ihre verschiedenen Anliegen mit erheblicher Lautstärke vorbrachten. Bei dem alten Mann, der eine blutige Schramme unter dem Auge trug, war die Sache am einfachsten zu verstehen. »Der ist verprügelt worden«, murmelte Bob, »und jetzt zeigt er die Übeltäter an.« Was die aufgeregte Blondine auf Stöckelschuhen und die etwas verhärmte Frau mit großer Einkaufstasche von den Uniformierten wollten, konnten die drei nicht erraten.
    »Was
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