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und die Schattenmaenner

und die Schattenmaenner

Titel: und die Schattenmaenner
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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kam, war reinstes Amerikanisch. Der Polizist bückte sich und griff unter die Theke. »Welche Farbe?«
    »Blau«, stotterte Justus.
    »Und was war alles drin?«
    Justus zählte den Inhalt auf. Er war immer noch fassungslos, dass ein Polizist mitten im Herzen Roms nicht anders redete als ein Cop in Los Angeles.
    »Dann ist er das wohl.« Der Carabiniere legte den Rucksack auf die Theke. Daneben platzierte er, was für die Diebe offenbar wertlos gewesen war: Schlüssel, Führerschein und das Parfümfläschchen für Tante Mathilda. Justus durchzuckte der Gedanke, ob es wohl klug wäre, Tante Mathilda zu erzählen, dass Italiener dieses Parfüm verschmäht hatten. Womöglich würde das Mitbringsel dadurch in ihren Augen erheblich an Wert verlieren.
    »Wieso sprechen Sie so perfekt unsere Sprache?«, fragte Bob.
    »Ich bin in Amerika geboren.« Der Uniformierte lächelte. »In Chicago. Meine Eltern sind Italiener. Im Alter wollten sie wieder in ihrer Heimat leben. Und ich konnte sie doch nicht allein lassen. Also bin ich hier.« Er schob Justus ein Formular hin. »Das musst du ausfüllen. Und unterschreiben.«
    Justus nahm das Papier. Es war übersät mit Fragen und bestand aus zwei eng beschriebenen Seiten. Hilfe suchend sah er zu Alexandra hinüber.
    »Das ist Bürokratie in Italien. Angeblich muss sie so sein.« Sie nahm das Formular und zog Justus zu einem Tischchen in der Ecke. Dann zückte sie den Kugelschreiber. »Als Erstes wollen sie wissen, wie du heißt, wo und wann du geboren bist, wo du lebst und wo du in Rom wohnst.« Sie sah ihn an. »Du bist ja noch ziemlich jung. Also wollen sie in deinem Fall noch wissen, wie deine Eltern heißen und wo sie wohnen.«
    »Meine Eltern leben nicht mehr«, sagte Justus. »Ich wohne bei Mr Titus Jonas, meinem Onkel, und Mrs Mathilda Jonas, meiner Tante.«
    »Tut mir leid«, erwiderte Alexandra und begann verlegen zu schreiben.
    »Und der Rest?«, fragte Peter den Polizisten und nickte zu Justus hinüber. »Hat er eine Chance, auch den Rest wiederzubekommen?«
    »Das Geld? Den Rom-Führer? Die Sonnenbrille?« Der Carabiniere hob die Augenbrauen. »Natürlich nicht. Das Geld ist weg. Und wenn ihr Glück habt, begegnet ihr den anderen Sachen auf irgendeinem Flohmarkt.«
    »Und die Polizei ist machtlos?« Peter sah sein Gegenüber missbilligend an.
    Aber der junge Polizist aus Chicago reagierte ähnlich wie Ignazio. »Wir haben es praktisch aufgegeben, hinter jedem einzelnen Handtaschenräuber herzujagen. Dafür gibt es zu viele Scippatori, und wir sind zu wenige und haben zu viel anderes zu tun. Wir sind froh, wenn uns ab und zu per Zufall einer ins Netz geht.«
    Peter und Bob hörten staunend zu. Sie wussten, dass die Polizei in Los Angeles ziemlich genauso dachte. Aber in Europa? Das hatten sie sich anders vorgestellt.
    Der Polizist schien sehr an diesem Gespräch interessiert. Außerdem machte es ihm offenbar Spaß, wieder einmal Amerikanisch zu sprechen. »Übrigens: Wisst ihr, wie viele Jugendliche in Rom arbeitslos sind?«
    »Jeder vierte!«, rief Justus von seinem Tischchen herüber, wo Alexandra gerade am Ende der ersten Seite des Fragebogens angekommen war.
    »So ist es«, stellte der Carabiniere fest. »Also braucht sich niemand zu wundern, wenn sie kriminell werden. Was sollen sie den ganzen Tag lang tun? Sie brauchen Geld, haben Langeweile und kommen auf schlechte Gedanken.«
    »Sind das Mitglieder von Banden oder Einzelgänger?«, forschte Bob nach.
    »Fast immer sind da Banden am Werk. Straff organisiert die einen, eher locker die anderen«, klärte der Polizist ihn auf. »Nur ganz wenige handeln auf eigene Faust. Die Banden haben eine richtige Arbeitsteilung. Die einen stehlen, und die anderen bringen die Beute auf Flohmärkten unter oder als Straßenverkäufer.« Er unterstrich seine Worte mit lebhaften Gesten. »Reich wird dabei keiner von ihnen. Reich werden höchstens die Hintermänner.«
    Am nächsten Morgen berieten die drei ??? beim Frühstück ihre Pläne für den Tag. Peter zeigte nach draußen, wo die Sonne schon wieder prächtig schien. Er schlug vor, ausgiebig durch die Stadt zu bummeln.
    Bob wollte zwar auch bummeln, aber zumindest zwei oder drei klassische Bauwerke besichtigen. Den Petersdom zum Beispiel, meinte er, müsste man unbedingt von innen gesehen haben.
    »Sehr richtig«, sagte Justus und köpfte das Ei, das Ignazio ihm gerade hingestellt hatte. »Wir können unmöglich nach Hause kommen, ohne im Petersdom gewesen zu sein. Schließlich ist
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