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und die Schattenmaenner

und die Schattenmaenner

Titel: und die Schattenmaenner
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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machen wir eigentlich, wenn von den Carabinieri keiner Englisch spricht?«, wollte Peter wissen.
    »Ist doch ganz einfach«, flachste Bob. »Justus spricht mit ihnen Latein.«
    Peter musste grinsen. »Weißt du eigentlich, was alles in dem Rucksack war?«, wandte er sich an Justus.
    Begreiflicherweise war der Erste Detektiv nicht gerade in bester Laune. Seine Mundwinkel hingen nach unten. »Natürlich weiß ich das«, knurrte er. »Ansichtskarten, Rom-Führer, Sonnenbrille, ein Fläschchen Parfüm für Tante Mathilda, mein Führerschein und mein Schlüsselbund.«
    »Aber dein Pass nicht?«
    »Nein.«
    »Na also. Alles halb so schlimm. Und Geld auch nicht?«
    Justus seufzte. »Doch. 152 000 Lire.«
    Bob legte die Stirn in Falten und begann zu rechnen. Dann pfiff er leise durch die Zähne. »Fast hundert Dollar. Ein kleines Vermögen. Damit können wir zu Hause in Rocky Beach ein paar Mal die Eisdiele plündern.«
    Es dauerte einige Minuten, bis die Tür aufging und ein weiterer Polizist hereinkam. Er warf einen raschen Blick auf die drei ??? und schien einen Moment zu zögern, ob er sie nicht einem seiner Kollegen überlassen sollte. Aber bevor er hinter der Theke verschwinden konnte, sprach Peter ihn an. »Wir sind Amerikaner«, sagte er und zeigte auf Justus. »Man hat ihn beraubt. Verstehen Sie mich?«
    Der Polizist sah ihn an, als hätte er einen Marsmenschen vor sich. Er zuckte mit den Schultern und sagte etwas auf Italienisch, was die drei nicht verstanden. Wieder öffnete sich die Tür, und die dicke Römerin von der Piazza Navona erschien. In den nächsten Minuten brauchten die drei gar nichts mehr zu sagen. Ihre Augenzeugin schilderte den ›Scippo‹ so dramatisch, dass selbst der alte Herr mit dem blutig geschlagenen Auge interessiert zuhörte. Dann reckte er wehklagend die Hände zur Decke. »Madonna!«, rief er dabei immer wieder. Das Übrige verstanden die Jungen nicht. Aber sie kombinierten, dass er die Zustände in einer Welt beklagte, auf der alte Leute in Raufereien verwickelt und Gäste aus fremden Ländern am helllichten Tage und auf offener Straße beraubt wurden.
    Seufzend ging der Polizist zu seinem Schreibtisch, nahm ein Blatt Papier und schrieb etwas darauf. Dann kam er zurück und hielt Justus den Zettel unter die Nase. ›Questura‹, stand darauf, ›Via Genova 2, tel. 46 86‹.
    Während der Busfahrt dorthin besserte sich Justus’ Stimmung schnell. Seit sie vor zwei Tagen in Rom angekommen waren, waren er und seine Freunde begeistert von der Ewigen Stadt. Andächtig hatten sie auf dem riesigen Petersplatz gestanden, sich auf der Spanischen Treppe unter die jungen Leute aus aller Herren Länder gemischt und hatten sprachlos vor dem jahrtausendealten Kolosseum gestanden, in dem zu Zeiten Cäsars die Gladiatorenkämpfe stattgefunden hatten. Besonders Justus war fasziniert von den alten Bauwerken. Bob hatte es vor allem die Atmosphäre in dieser Stadt angetan, mit ihren vielen kleinen Gassen, in denen von früh bis spät, mit Ausnahme der brütend heißen Mittagsstunden, ein quirliges Treiben herrschte. Und Peter konnte gar nicht fassen, wie viele schöne Mädchen es in Rom gab. Er war sogar ziemlich irritiert und hatte gemeint, junge Kalifornierinnen wären im Vergleich mit den Römerinnen vielleicht manchmal etwas steif. Bob hatte ihn zur Ordnung gerufen. »Da fährst du nach Europa und kommst mit solchen Ansichten zurück«, hatte er gesagt. »Lass das Kelly besser nicht hören, wenn wir wieder zu Hause sind!«
    Auf der Polizeiwache in der Via Genova stand ein Übersetzer bereit, der ein prachtvolles Englisch sprach und zügig das Protokoll aufnahm. »Gebt mir eure Adresse«, sagte er dann, »damit wir euch benachrichtigen können, wenn die Sachen wieder auftauchen.«
    »Wieder auftauchen?«, fragte Bob erstaunt. »Wieso wieder auftauchen?«
    Der Übersetzer verzog keine Miene. »In ein paar Stunden wird der Rucksack irgendwo gefunden werden. Die Schlüssel werden drin sein und der Führerschein auch. Und wenn es den Dieben nicht gefällt, auch das Parfüm.«
    Bob wollte ihn fragen, ob er ein Hellseher war, aber Justus kam ihm zuvor. »Das ist hier so üblich«, klärte er seinen Freund auf. »Was die Diebe nicht brauchen können, das geben sie zurück.« Er wandte sich an den Übersetzer. »Wir wohnen in einer Pension gleich hinter der Piazza Navona. Sie heißt ›Albergo Torino‹.«
    Die Tür flog auf. Ein Mädchen stürmte herein und hätte um ein Haar Peter umgerannt, wenn er sich
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