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und die Schattenmaenner

und die Schattenmaenner

Titel: und die Schattenmaenner
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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nicht mit der einen Hand an der Theke und mit der anderen an seiner Schulter festgehalten hätte. Erschrocken rief es etwas, was weder italienisch noch englisch klang. Peter starrte es an. Die braunen Haare trug es kurz geschnitten, es hatte eine Stupsnase und grüne Katzenaugen.
    »Scusi«, sagte Peter. Dieses Wort hatte er sich eingeprägt für den Fall, dass er sich bei jemandem entschuldigen oder einfach bloß nach dem Weg fragen wollte.
    »Scusi«, sagte das Mädchen. Justus hatte nicht den Eindruck, dass es Italienerin war. Auf Englisch fragte er es, woher es komme. Und es erwiderte, es sei Deutsche. Dann sagte es zu dem Dolmetscher, es müsse eine Anzeige aufgeben. Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche war ihm die Handtasche gestohlen worden. »Und das an derselben Stelle!« rief es.
    Justus zupfte sich an der Lippe, wie immer, wenn er scharf nachdachte. »Wo denn?«
    «In der Via Veneto. Sie saßen auf einer blauen Vespa und haben sie mir von der Schulter gerissen.«
     
    Eine halbe Stunde später saßen die drei ??? mit Alexandra in einem gemütlichen kleinen Café in einer der vielen malerischen Seitenstraßen, die Bob an Rom so liebte. Mit seiner unbefangenen Art und seinem guten Englisch gefiel das Mädchen den Jungen auf Anhieb. Aber auch Alexandra schien die drei Jungen nett zu finden. Sie hatte keine Sekunde gezögert, sich zu einem Plauderstündchen einladen zu lassen.
    »Woher aus Deutschland kommst du?«, fragte Bob Alexandra.
    »Aus Stuttgart«, erwiderte sie.
    Peter beugte sich vor. »Von wo?«
    »Aus Stuttgart«, wiederholte Alexandra.
    Peter zuckte mit den Schultern. »Nie gehört.«
    »Solltest du aber«, schaltete Justus sich ein. »Stuttgart ist die Hauptstadt der Schwaben, und im 19. Jahrhundert sind sehr viele Schwaben zu uns nach Amerika ausgewandert. Außerdem ist damals einer der wichtigsten Philosophen in Stuttgart geboren worden, ein gewisser Hegel.«
    »So ist es immer mit unserem Superhirn. Du brauchst bloß einen Namen zu sagen, und schon rattert er sämtliche Details herunter.« Bob wandte sich wieder an Justus. »Das wird doch nicht alles sein, was du weißt, oder?«
    »In Stuttgart werden zwei weltberühmte Automarken gebaut«, antwortet Justus, ohne eine Miene zu verziehen. »Mercedes und Porsche.«
    Bob seufzte. »Ist er nicht schrecklich?«
    Alexandra schenkte Justus einen bewundernden Blick. »Finde ich gar nicht. Ist doch toll, wenn ein Junge aus Kalifornien so viel über meine Heimat weiß.«
    Peter nahm sich vor, demnächst vor Alexandras Augen irgendeine sportliche Höchstleistung zu vollbringen. Sport war nämlich seine Spezialität, und auf diesem Gebiet war er daheim in Rocky Beach praktisch unschlagbar. Mit der kleinen Ausnahme, dass der unsportliche, etwas pummelige Justus ihn beim Schwimmen über die kurzen Strecken auf unerklärliche Weise hinter sich zu lassen pflegte.
    »Und was tust du hier in Rom?«, fragte Bob.
    »Ich arbeite als Au-pair-Mädchen.«
    »Als was?« Bob kräuselte die Stirn. Es störte ihn, dass er schon wieder auf etwas stieß, das er nicht kannte.
    Blitzschnell griff Justus ein. »Ein Au-pair-Mädchen ist eine Mischung aus Kindermädchen und Haushaltshilfe. In Europa sehr beliebt. Zum Sprachenlernen im Ausland.«
    Bob fühlte, wie er wütend wurde. Um sich abzulenken, bestellte er bei dem Kellner, der gerade vorbei, ganz allein für sich noch eine Limonade.
    »Und die Leute, bei denen du arbeitest? Sind sie nett?«, setzte Peter die Befragung fort.
    Alexandra lächelte etwas angestrengt. »Für meinen Geschmack sind sie ein bisschen zu reich. Und die beiden Kinder sind sehr verzogen. Es ist die Familie Valentina.«
    »Ah«, fiel Justus ein, »die weltberühmte Modeschöpferin!«
    Jetzt wurde er selbst Alexandra unheimlich. »Sag mal, gibt es auch etwas, was du nicht weißt?«
    Bob stieß vor Zorn seine Limonade um, und das klebrige Getränk ergoss sich über den Tisch. Peter bestand darauf, ihn zu säubern. Ist zwar keine sportliche Leistung, dachte er, aber immerhin. »Als dir vor einer Woche zum ersten Mal deine Handtasche geklaut wurde«, fragte er unterdessen, »hast du sie da auch gleich wiederbekommen?«
    »Natürlich, noch am selben Abend. Mit allem drin, was für die Diebe wertlos war.«
    »Haben die Kerle es vielleicht auf dich abgesehen?« wollte Bob wissen. Er war froh, dass sie ein anderes Thema gefunden hatten und Justus ihn nicht mehr mit seiner Allwissenheit nerven konnte.
    »Glaube ich nicht«, meinte Alexandra. »Wird einfach
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