Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel
Autoren: Veronica Rossi
Vom Netzwerk:
Aria   | Kapitel Eins
    Die Welt außerhalb der Biosphäre nannten sie die »Todeszone«. Dort draußen gab es eine Million Möglichkeiten, sein Leben zu verlieren. Aria hätte nie geglaubt, dass es für sie einmal so eng werden würde.
    Sie biss sich auf die Lippe, während sie auf die schwere Stahl­tür vor ihr starrte. Auf einem Display stand in blinkenden roten Buchstaben: AGRICULTURE 6 – ZUTRITT VERBOTEN.
    Ag 6 war bloß eine Servicekuppel, ermahnte Aria sich. Dutzende von Kuppeln versorgten Reverie mit Essen, Wasser, Sauerstoff – also allem, was eine abgeschottete Stadt benötigte. Bei einem Sturm war Ag 6 vor Kurzem beschädigt worden, doch angeblich hielt sich der Schaden in Grenzen. Angeblich.
    »Vielleicht sollten wir lieber umkehren«, schlug Paisley vor. Sie stand neben Aria in der Luftschleuse und spielte nervös mit einer Strähne ihrer langen, roten Haare.
    Die drei Jungen beugten sich tief über die Schalttafel neben der Tür und versuchten, das Signal zu stören, damit sie hinauskonnten, ohne den Alarm auszulösen.
    Aria bemühte sich, ihre ständigen Zankereien zu ignorieren. »Komm schon, Paisley. Was kann denn im schlimmsten Fall passieren?« Sie hatte die Frage als Scherz gemeint, doch ihre Stimme klang zu hoch, sodass sie ein Lachen vortäuschte – was wiederum leicht hysterisch klang.
    »Was in einer beschädigten Kuppel alles passieren kann?« Paisley zählte es an ihren schlanken Fingern ab: »Unsere Haut könnte abfaulen. Wir könnten ausgesperrt werden. Ein Äthersturm könnte uns in brutzelnden Speck verwandeln. Dann könnten uns die Kannibalen gleich zum Frühstück verspeisen.«
    »Es ist doch nur ein weiterer Teil von Reverie«, erwiderte Aria.
    »Aber ein Teil, dessen Betreten verboten ist.«
    »Pais, du musst ja nicht mitkommen.«
    »Du auch nicht«, entgegnete Paisley, doch da irrte sie sich.
    In den vergangenen fünf Tagen hatte Aria sich ständig Sorgen um ihre Mutter gemacht. Warum hatte ihre Mom keinen Kontakt zu ihr aufgenommen? Lumina hatte noch nie eines ihrer täglichen Gespräche versäumt, ganz gleich, wie sehr sie von ihren medizinischen Forschungen in Anspruch genommen wurde. Wenn Aria Antworten haben wollte, dann musste sie irgendwie in diese Kuppel gelangen.
    »Zum hundertsten, nein, zum tausendsten Mal: Ag 6 ist ungefährlich«, sagte Soren, ohne sich von der Schalttafel abzuwenden. »Meinst du vielleicht, ich will heute Abend sterben?«
    An dem, was er sagte, war etwas dran: Soren war viel zu selbstverliebt, als dass er sein Leben aufs Spiel setzen würde. Aria ließ ihren Blick auf seinem muskulösen Rücken ruhen. Soren war der Sohn des Sicherheitschefs von Reverie. Er hatte einen Körper, wie man ihn nur durch Privilegien bekommen konnte. Er war sogar braun gebrannt – was angesichts der Tatsache, dass niemand von ihnen je die Sonne gesehen hatte, ein lächerliches Upgrade darstellte. Außerdem war er als Codeknacker ein echtes Genie.
    Bane und Echo standen neben ihm und schauten ihm über die Schulter. Die Brüder folgten Soren auf Schritt und Tritt. Normalerweise hatte er Hunderte von Anhängern, doch das war in den Welten. Heute allerdings teilten sich nur fünf von ihnen die überfüllte Luftschleuse. Nur fünf von ihnen, die das Gesetz brachen.
    Soren richtete sich auf und grinste großspurig. »Ich werde wohl mal mit meinem Vater ein Wörtchen reden müssen, was seine Sicherheitsprotokolle angeht.«
    »Hast du es geschafft?«, fragte Aria.
    Soren zuckte die Achseln. »Hat daran je ein Zweifel bestanden? Und jetzt kommt das Beste: Zeit zum Abschalten.«
    »Moment mal«, warf Paisley ein. »Ich dachte, du wolltest unsere Smarteyes bloß lahmlegen.«
    »Das hab ich bereits getan, aber das verschafft uns nicht genügend Zeit. Wir müssen sie völlig abschalten.«
    Zögernd fuhr Aria mit dem Finger über ihr Smarteye. Seit sie sich erinnern konnte, trug sie das durchsichtige Gerät vor dem linken Auge, und es war immer eingeschaltet. Das Eye geleitete sie durch die Welten – jene virtuellen Räume, in denen sie alle fast ihre gesamte Zeit verbrachten.
    »Wenn wir nicht bald zurück sind, wird Caleb uns umbringen«, sagte Paisley.
    Aria verdrehte die Augen. »Dein Bruder und seine Themenabende.« Normalerweise erkundete sie die Welten mit Paisley und deren älterem Bruder Caleb, und zwar von ihrem Lieblingsort in der Zweiten Gen-Lounge aus. Im vergangenen Monat hatte Caleb für jeden ihrer gemeinsamen Abende ein Thema ausgewählt. Das heutige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher