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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance
Autoren: H Coben
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aufgemacht.«
    Er schüttelte den Kopf, aber ich war mir sicher.
    »Die beiden Pistolen, Lenny. Das hat dich verraten.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.« Doch in seiner Stimme lag keine Überzeugungskraft.
    »Wir sind davon ausgegangen, dass Stacy Monica keine Pistole besorgt hatte und Monica meine benutzt hat. Aber das stimmt nicht. Ich habe mir gerade von Tickner das Ergebnis der ballistischen Tests sagen lassen. Komisch, aber du hast mir nie erzählt, dass Monica mit meiner Pistole erschossen worden ist. Auf mich wurde mit der anderen Waffe geschossen.«
    »Na und?«, entgegnete Lenny, plötzlich ganz Anwalt. »Das heißt doch nichts. Vielleicht hat Stacy ihr wirklich eine Pistole besorgt.«

    »Ja, das hat sie«, bekräftigte ich.
    »Na prima. Dann passt doch alles wieder.«
    »Und wie stellst du dir das vor?«
    Er trat von einem Fuß auf den anderen. »Vielleicht hat Stacy Monica geholfen, eine Pistole zu besorgen. Und Monica hat damit dann auf dich geschossen. Als Stacy ein paar Minuten danach hier aufgekreuzt ist, hat Monica auch auf sie geschossen.« Lenny ging zur Treppe, als wollte er es vorführen. »Stacy ist die Treppe hinaufgerannt. Monica hat geschossen – das würde auch das Einschussloch erklären.« Er zeigte auf die gespachtelte Stelle an der Treppe. »Dann hat Stacy deine Pistole aus dem Schlafzimmer geholt, ist wieder runtergekommen und hat Monica erschossen.«
    Ich sah ihn an. »War es so, Lenny?«
    »Das weiß ich doch nicht. Ich meine, es könnte so gewesen sein.«
    Ich wartete einen Moment. Er wandte sich ab. »Eins haut da nicht hin«, sagte ich.
    »Was?«
    »Stacy wusste nicht, wo ich die Pistole versteckt hatte. Und die Kombination des Zahlenschlosses von der Kassette, in der die Pistole lag, kannte sie auch nicht.« Ich trat einen Schritt an ihn heran. »Aber du hast sie gekannt, Lenny. Ich habe meine Papiere darin aufbewahrt. Ich habe dir absolut vertraut. Und jetzt will ich die Wahrheit wissen. Monica hat auf mich geschossen. Du bist reingekommen. Du hast mich auf dem Boden liegen sehen. Hast du gedacht, ich bin tot?«
    Lenny schloss die Augen.
    »Erklär es mir, Lenny.«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Du denkst, du liebst deine Tochter«, sagte er. »Aber du hast ja keine Ahnung. Dieses Gefühl wächst mit jedem Tag. Je länger du ein Kind hast, desto näher bist du ihm. Gestern Abend bin ich von der Arbeit nach Hause gekommen.
Marianne hat geweint, weil sie von ein paar Mädchen in der Schule geärgert worden ist. Als ich ins Bett gegangen bin, war mir schlecht, und da ist mir etwas klar geworden. Ich kann immer nur so glücklich sein wie mein traurigstes Kind. Verstehst du, was ich meine?«
    »Sag mir, was hier passiert ist«, beharrte ich.
    »Du hast es so ziemlich zusammen. Ich bin morgens hier reingekommen. Monica hat telefoniert. Sie hatte den Hörer noch in der Hand. Ich bin zu dir gerannt. Anfangs hab ich überhaupt nicht kapiert, was passiert ist. Ich hab nach deinem Puls gesucht, aber …« Er schüttelte den Kopf. »Monica hat angefangen, rumzuschreien, dass sie niemandem erlauben würde, ihr ihr Baby wegzunehmen. Sie hat mit der Pistole auf mich gezielt. Heilige Scheiße noch mal. Ich war sicher, dass ich im nächsten Moment sterbe. Ich hab mich zur Seite gerollt und bin zur Treppe gerannt. Ich wusste, dass du da oben eine Waffe hast. Sie hat abgedrückt.« Er deutete in Richtung Treppe. »Da ist das Einschussloch.«
    Er schwieg und holte ein paar Mal tief Luft. Ich wartete.
    »Dann hab ich mir deine Pistole geholt.«
    »Ist Monica dir nach oben gefolgt?«
    Mit leiser Stimme sagte er: »Nein.« Er fing an zu blinzeln. »Vielleicht hätte ich die Polizei rufen sollen. Vielleicht hätte ich mich heimlich rausschleichen sollen. Ich weiß es nicht. Ich hab’s mir immer wieder durch den Kopf gehen lassen. Ich hab überlegt, wie ich es besser hätte machen können. Aber du hast tot auf dem Fußboden gelegen. Mein bester Freund. Dieses übergeschnappte Miststück hat gebrüllt, sie würde abhauen und deine Tochter mitnehmen  – mein Patenkind. Einmal hatte sie schon auf mich geschossen. Ich wusste nicht, wozu sie sonst noch fähig war.«
    Er schaute zur Seite.
    »Lenny?«
    »Ich weiß nicht, was in mir vorgegangen ist, Marc. Ich weiß es
wirklich nicht. Ich bin die Treppe runtergeschlichen. Sie hatte immer noch die Pistole in der Hand …« Er sprach nicht weiter.
    »Also hast du auf sie geschossen.«
    Er nickte. »Ich wollte sie nicht töten. Glaube ich
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