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Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord
Autoren: Carter Brown
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und
Hannahs Arm wurde schlaff. Sie glitt zu Boden, und ich blinzelte auf ihre bewußtlose Gestalt hinab, an der das flammendrote Kleid bis
zu den Hüften hinaufgerutscht war. Hannah hatte eine Prachtfigur, was sie lange
verborgen hatte — genau wie Persönlichkeit und Charakter. Aber es gibt Dinge,
die kann man nicht ewig verstecken.
    Ich sah auf und lächelte Ruth
an. Sie hatte einen Kochtopf in der Hand.
    »Ein guter Schlag ist des
anderen wert«, sagte sie beinahe freundlich. »Aber um Ihnen die Wahrheit zu
sagen — es hätte mir viel mehr Spaß gemacht, Ihnen eines über den Schädel zu
geben .«
     
     
     

11
     
    Mit ein bißchen Kraftaufwand
und viel Geschick verstaute ich die bewußtlose Hannah
auf dem Beifahrersitz des Austin Healy. Ich schlug die Tür zu und ging nach
links hinüber.
    Ruth lehnte in der Küchentür
und betrachtete mich nachdenklich. »Ich nehme an, das bedeutet, Rhoda und ich
teilen uns das Geld. Habe ich recht, Herr Rechtsanwalt ?«
    »Sie haben recht«, brummte ich.
»Aber ich glaube allmählich, Sie müssen Roger erst die Angelrute zerbrechen,
ehe Sie ans Kassieren denken können .«
    »Ich bin heilfroh, daß er
angeln geht«, schnaubte sie. »Was sollte ich mit dem Trottel den ganzen Tag im
Haus anfangen? Ich brauche ihn nur nachts. Und dann...« Sie vollendete den
Satz, indem sie die Augen himmelwärts verdrehte.
    Ich begriff.
    »Rufen Sie den Sheriff an«,
sagte ich. »Aber lassen Sie mir eine halbe Stunde Vorsprung. Sagen Sie ihm, ich
sei im Sea Breeze Motel. Die halbe Stunde brauche ich. Und noch etwas. Ich werde dafür
sorgen, daß Rhodas Erbteil zurückgehalten wird. Sie wird in ordentliche
psychiatrische Behandlung kommen. Ich arrangiere das alles, wenn ich wieder in
San Francisco bin. Sie brauchen sich nur um sie zu kümmern, wörtlich zu nehmen.
Wenn Dr. Hufford anruft, legen Sie auf. Okay?«
    »Okay. Und... Randy?«
    »Ja?«
    »Es tut mir leid, daß wir nicht
besser miteinander ausgekommen sind. Ich hab’s ernst gemeint, als ich sagte,
Sie gefielen mir. Es ist nur... Ich hatte selten Gelegenheit, nett zu anderen
Menschen zu sein .«
    »Manchmal bin ich auch nicht
sehr nett. Das kommt davon, daß man mir als Kind erzählt hat, ich sei etwas
Besseres als alle anderen. Sosehr ich mir auch Mühe gebe, manchmal kann ich mir
nicht helfen und glaube es immer noch .«
    »Komisch. Mir hat man immer
erzählt, die anderen Kinder seien besser als ich — wenn man mir überhaupt etwas
erzählt hat .«
    »Sieht so aus, als sollten wir
gleich mit einer Gruppentherapie anfangen — ich fürchte nur, Hannah ist damit
nicht mehr zu helfen .« Ich setzte mich ans Steuer und
ließ den Motor an.
    »Sie bleiben mein Anwalt !« rief Ruth. »Okay?«
    Ich nickte. Dann, während ich
zurückstieß und den Wagen wendete, bis der Kühler in den Feldweg zur
Hauptstraße wies, dachte ich daran, wie schwer es den Menschen fällt, sich zu
ändern — da, wo es wichtig wäre —, und wie sentimental es ist, so etwas von
ihnen zu erwarten. Ich steckte den Kopf zum Fenster hinaus.
    »Ruth?«
    »Ja, Randy?« Sie Stand in der
Tür und winkte lächelnd, die schöne Erbin von zweieinhalb Millionen Dollar.
    »Wenn ich sage >kümmern<,
dann meine ich als liebende Schwester. Kein Verlies mehr, klar? Wenn Sie sie in
den Keller sperren, gibt’s keine Erbschaft — und ich bin ein Anwalt, der das
fertigkriegt .«
    Schock öffnete ihre Augen weit.
Ich fuhr los, ehe sie antworten konnte, und verstand nicht mehr, was sie mir
nachrief. Aber »Glückliche Reise« war’s gewiß nicht.
    Hannah war wieder ganz bei
sich, als wir in Humboldt Creek ankamen. Ich scheuchte sie vor mir her durch
die Hintertür ins Haus, und wir erschreckten Melody so sehr, daß sie beinahe die Kaffeekanne fallengelassen hätte.
    »Oh !« quiekte sie. »Was soll denn das, Randy, weshalb kommst du durch die Hintertür?
Und das ist doch Mrs. Charles, nicht wahr? Was...«
    »Gieß den Kaffee ein, meine
liebe Melody , und dann wird dir der tapfere
Meisterdetektiv die Lösung des Verbrechens in der Bequemlichkeit des eigenen
Wohnzimmers servieren .«
    Als wir aus der Küche gingen,
starrte Melody mich mit großen Augen an, die Kanne
starr am steifen Arm. Ich blinzelte und lächelte ihr aufmuntemd zu.
    Was ich nötiger als eine Tasse
Kaffee hatte, war ein Schnaps, deshalb ging ich zur Hausbar und füllte mir
einen Scotch ab. Ich wollte auch Hannah einen geben, aber sie starrte nur dumm
das Glas an und wandte dann den Kopf ab.
    »Was hat denn dies alles
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