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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder
Autoren: Sylvia Day
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Prolog
    London, 1815
    »Willst du wirklich deinem besten Freund die Geliebte ausspannen?«
    Gerard Faulkner, der sechste Marquess of Grayson, ließ die Betreffende nicht aus den Augen und lächelte. Wer ihn kannte, wusste, dass dieser Blick nichts Gutes verhieß. »Aber gewiss doch.«
    »Ganz schön hinterhältig«, murmelte Bartley. »Das ist sogar unter deinem Niveau, Gray. Reicht es nicht, dass du Sinclair die Hörner aufgesetzt hast? Du weißt doch, wie viel sie Markham bedeutet. Er hat ihretwegen völlig den Kopf verloren.«
    Gray betrachtete Lady Pelham mit Kennerblick. Es bestand keinerlei Zweifel daran, dass sie seinen Ansprüchen gerecht werden würde. Sie war so schön wie skandalumwittert, und selbst wenn er es versucht hätte, hätte er nicht mal eine passendere Frau erfindenkönnen, um seine Mutter zu verärgern. Pel, wie sie liebevoll genannt wurde, war mittelgroß, aber betörend kurvenreich und wie dafür gemacht, einem Mann Vergnügen zu bereiten. Die rothaarige Witwe des Earls of Pelham war berauschend sinnlich und schamlos, zumindest munkelte man das. Mit ihrem früheren Geliebten Lord Pearson war es steil bergab gegangen, nachdem sie die Affäre beendet hatte.
    Gerard konnte sich gut vorstellen, wie schwer einen Mann der Entzug ihrer Gunst treffen konnte. Im strahlenden Licht der riesigen Kerzenleuchter funkelte Isabel Pelham wie ein kostbares, teures Juwel, das jeden Shilling wert war.
    Er sah, wie sie Markham anblickte und ihre Lippen zu einem breiten Lächeln verzog; Lippen, die nach den üblichen ästhetischen Maßstäben zu voll waren, doch gerade recht dazu, das Glied eines Mannes zu umschließen. Im ganzen Saal folgten ihr die begehrlichen Blicke der Männer, die auf den Tag hofften, da sie ihre bernsteinfarbenen Augen auf einen von ihnen richten und ihn zu ihrem nächsten Geliebten auserwählen würde. Gerard fand ihre Schmachterei erbärmlich. Die Frau war höchst wählerisch und behielt ihre Liebhaber für längere Zeit. Markham hatte sie mittlerweile fast zwei Jahre an der Angel und zeigte keinerlei Anzeichen nachlassenden Interesses.
    Aber das reichte nicht, um ihn zu heiraten.
    Bei den wenigen Gelegenheiten, da der Viscount um ihre Hand angehalten hatte, war ihm erklärt worden, sie beabsichtige nicht, ein zweites Mal den Bund der Ehe einzugehen. Andererseits hegte Gray keinerlei Zweifel daran, sie diesbezüglich umstimmen zu können.
    »Beruhige dich, Bartley«, murmelte er. »Das wird schon alles gut gehen. Vertrau mir.«
    »Niemand kann dir vertrauen.«
    »Du kannst mir zumindest insofern trauen, als ich dir fünfhundert Pfund gebe, wenn du Markham von Pel loseist und mit ins Spielzimmer nimmst.«
    »Tja dann.« Bartley straffte die Schultern und zupfte an seiner Weste, doch verbarg weder das eine noch das andere seinen stattlichen Bauch. »Dann stehe ich zu Diensten.«
    Grinsend deutete Gerard eine Verneigung gegenüber seinem gierigen Begleiter an, der sich schnurstracks nach rechts wandte, während er selbst nach links strebte. Gemächlich schlenderte er am Rand des Ballsaals umher und bahnte sich langsam einen Weg zum Objekt seiner Begierde. Er kam dabei nur langsam voran, denn immer wieder traten ihm Matronen mit ihren Debütantinnen in den Weg. Andere derart heimgesuchte Junggesellen wären wohl schnell verärgert gewesen, nicht so hingegen Gerard, der als überaus charmant, aber gleichzeitig als gefährlich galt. So schäkerte er gewagt mit den Damen, verteilte freigebig Handküsse und ließ jedes weibliche Wesen mit der Gewissheit zurück, dass er bald offiziell wegen eines Heiratsantrags vorsprechen würde.
    Da er hier und da einen Blick zu Markham warf, bekam er genau mit, als Bartley ihn fortlockte, worauf er zielstrebig und mit großen Schritten den Saal durchquerte und Pels behandschuhte Hand an seine Lippen führte, bevor sie vom üblichen Schwarm ihrer Bewunderer eingekreist werden konnte.
    Als er den Kopf hob, bemerkte er ihren belustigten Blick. »Ach, Lord Grayson. Von einem derart direkten Angriff kann eine Frau sich nur geschmeichelt fühlen.«
    »Liebste Isabel, von Ihrer Schönheit bin ich angezogen wie die Motten vom Licht.« Er bot ihr seinen Arm und lotste sie fort zu einem Spaziergang um die Tanzfläche.
    »Sie wollten wohl vor den ehrgeizigen Müttern flüchten?«, fragte sie mit ihrer rauchigen Stimme. »Ich fürchte jedoch, in meiner Begleitung werden Sie nicht weniger interessant erscheinen. Sie sind einfach unaussprechlich verlockend und wären
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