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Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord
Autoren: Carter Brown
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als ihm Hannah
das Messer in den Bauch stieß, während ich ihn auf dem Stuhl festhielt, da hat dieses
kleine Biest die Tür aufbekommen und ist entwischt.« Er schüttelte den Kopf und
mahlte mit den Kiefern, als kaue er Tabak. »Und ich nehme an, Sie kennen dieses
Haus, Randall, Sie sind ja in den letzten beiden Tagen genug darin
herumgekrochen. Wir bekamen sie nicht zu fassen. Hannah und ich haben sie den
ganzen Vormittag gesucht, aber sie hat uns immer nur im Kreis herumrennen
lassen .«
    »Ich wette, es war das erstemal , daß sie vor einem Mann weggelaufen ist .«
    »Ich finde das ein bißchen
geschmacklos, Randall«, sagte der alte Mann leise. »Es gab nämlich eine Zeit,
da war sie gar nicht darauf aus, mir aus dem Weg zu gehen .«
    »Aber als Sie den Beschluß faßten , den Rest Ihres
Lebens nicht in Humboldt Creek zu verbringen — wo es Ihnen zwar gut ging, Sie
aber auch hart arbeiten mußten — , da brauchten Sie eine Frau, die leichter zu
dirigieren war —  und dabei noch dankbar für die Gelegenheit, die sich ihr
bot. Sie kannten die Familie ja und wußten, wie man Hannah dazu bringen konnte,
bei Ihrem Plan mitzuspielen. Sie zeigten ihr einen Weg, ans Geld zu kommen. Sie
wollten Mrs. Birrel umbringen, wenn Hannah bereit war, Sie zu heiraten. Aber
das hieß, auch Aldo mußte sterben. Und genau das wollte Hannah im Grunde ihres
Herzens .«
    Macintosh hielt den Revolver
ganz ruhig, mit dem eisernen Nerv des Jägers, der sein Wild in der Falle weiß
und die letzten Sekunden vorm Blattschuß genießen
will.
    Hannah blickte auf, ihre Augen
leuchteten, und ihre Lippen verzogen sich grimmig. »Sie haben beinahe recht,
Mr. Roberts«, sagte sie leise, aber leidenschaftlich. »Ich wollte Aldos Tod,
aber ich wollte auch das Geld. Was Sie nicht verstehen ist, daß ich auch sie gehaßt habe — meine Mutter. Sie sind ihr nie begegnet,
deshalb können Sie es nicht verstehen. Sie ist es gewesen, die alles Leben in
mir zertrampelt hat, als ich noch ein kleines Mädchen war, und sie hat Aldo
dazu ermuntert, mich zu heiraten, und mich hat sie in diese Ehe gezwungen.
Nicht weil sie Aldo mochte — sondern weil sie mich haßte. Und worin Sie irren,
Mr. Roberts, das ist Ihre Anklage gegen Dale. Er hat mir geholfen. Ich habe alles geplant .«
    Melody ließ das Glas Scotch fallen,
und in der unnatürlichen Stille krachte es aufs Parkett wie ein Schuß. Ich
reagierte wie ein aufgezogenes Spielzeug, wenn man die Feder freigibt, und
Macintosh tat das auch.
    Im Augenblick, da er schoß,
sprang ich nach vorn. Zwei Kugeln klatschten in die Lehne meines Sessels,
während ich durch die Luft zur Couchecke flog. Macintosh war zu weit weg, als
daß ich ihn hätte erreichen können. Hannah saß auf der Couch, aber sie bewegte
sich nicht, deshalb brauchte ich mir ihretwegen keine Gedanken zu machen.
    Ich riß die Pistole aus dem
Gürtel und zielte auf Macintosh. Melody stand
zwischen uns und guckte mich erstarrt an.
    »Fallenlassen !« rief ich heiser. »Um Gottes willen, laß dich fallen !«
    Sie tat wie geheißen. Wie ein
Sommerkleidchen vom Bügel rutscht, so sank sie auf dem Boden zusammen — ohnmächtig.
    Macintosh und ich schossen
gleichzeitig. Er traf nicht, vielleicht weil sein Ziel kleiner war, denn ich hockte
ja hinter der Couch — oder vielleicht, weil seine Hand plötzlich aus
irgendeinem Grund zitterte, nur ein bißchen, aber gerade genug.
    Meine Kugel traf ihn oben in
die Brust. Das Blut lief ihm übers Hemd und auf den
Boden. Er sah mich mit seinen ruhigen grauen Philosophenaugen an, als habe er
Schwierigkeiten, etwas zu verstehen, etwas ganz Einfaches, das er eigentlich
schon sein Leben lang hätte wissen müssen.
    Ich wollte ihm zurufen, er
solle den Revolver wegwerfen, aber das war nicht mehr nötig. Er wurde ihm zu schwer. Mit einem Male war ihm alles zu schwer.
    »Dale !« schrie Hannah und fiel auf Knie und Hände. Sie kroch zu ihm hin und begann, mit
dem Saum ihres roten Kleides an seiner Wunde zu tupfen.
    Ich hob Macintoshs Revolver
auf, und dann ging ich hinaus und rief den Sheriff an.
     
    Eines wird einem bei
Mordgeschichten nie verraten: Wer räumt auf, wenn alles vorbei ist? Diesmal war
ich das. Warum auch nicht? Schließlich war ich auch für die Entwicklung
verantwortlich, und nachdem der Sheriff Hannah abgeholt und sich bereitgefunden
hatte, mich mit einer ernsten Verwarnung davonkommen zu lassen — hauptsächlich
weil ich ein Prominentenanwalt war, der ihm Ärger machen konnte — , nachdem der
Tote
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