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Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord
Autoren: Carter Brown
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Mrs. Busby , bestand
darauf. Ich habe ihr nichts von der Schwangerschaft gesagt, natürlich nicht,
aber nun werde ich nicht mehr umhin können. Vielleicht kann ich mit der Familie
eine Absprache treffen, damit meine Verantwortlichkeit in dieser Sache nicht
publik wird .«
    »Wenn sie hiergeblieben wäre,
hätten Sie die Schwangerschaft unterbrochen ?«
    »Selbstverständlich.« Er sah
mich an, betrachtete dann wieder den Pazifik. »Aber es war keine Zeit mehr. Ich
konnte doch nicht den Eingriff vornehmen und Rhoda gleich nach Hause bringen
lassen. Sie hätte noch ein paar Tage bleiben müssen. Andernfalls, wenn es Komplikationen
gegeben hätte, wäre ich ernsthaft in Schwierigkeiten geraten .«
    »Von Rhoda gar nicht zu reden«,
sagte ich sarkastisch.
    Er überging das. »Die Schwester
hat mir mitgeteilt, sie werde Rhoda abholen und sich nicht abweisen lassen. Ich
schlug vor, sie solle Rhoda noch eine Woche hierlassen, wofür ich nicht einmal
Geld genommen hätte, aber da fragte sie nur, was eine Woche da denn ausmache.
Was sollte ich darauf antworten? Sie kam und holte sie ab .«
    »Warum haben Sie den Eingriff
nicht vorgenommen, ehe Ruth Busby beschloß, Rhoda
heimzuholen ?«
    Der Doktor lächelte bedauernd.
»Ich wußte es leider nicht. Etwa sechs Wochen lang nicht, und als ich mein
Mißgeschick entdeckte, hatte Ruth Busby sich schon
entschieden .«
    »Sie hatten nie die Absicht,
Rhoda zu heiraten — und ganz nebenbei ein Teil des Familienvermögens zu
kassieren ?«
    »Nein.« Er wandte sich vom
Fenster ab und sah mich voll an. Mit seinen traurigen klaren Augen sah er wie
ein Cockerspaniel mit Ziegenbart aus. Er tat mir ehrlich leid.
    »Nur eines möchte ich noch
wissen«, sagte ich kurz, »dann lasse ich Sie mit Ihren Problemen allein. Der
Ordnung halber: Können Sie nachweisen, daß Sie seit dem frühen Morgen hier im
Sanatorium waren ?«
    »Selbstverständlich.« Er
runzelte die Stirn. »Wieso?«
    »Beweisen Sie’s.«
    »Nun, ich schlage vor, Sie
fragen Mrs. Chambers. Wir haben heute unsere Geschäftskorrespondenz
aufgearbeitet .«
    »Sie war den ganzen Tag bei
Ihnen ?«
    »Bis vor einer Stunde war sie
fast ständig mit mir zusammen. Ich glaube, Sie werden sehen, daß ich keine
Gelegenheit hatte, mich wegzuschleichen. Bis Humboldt Creek sind es dreißig
Kilometer .«
    Ich nickte. »Besten Dank. Ich
frage Mrs. Chambers, aber ich glaube nicht, daß ich Sie noch einmal behelligen
muß. Allerdings kann ich Ihnen nicht versprechen, daß man Sie beim Prozeß nicht
vorladen wird .«
    Er blickte wieder sehr
bekümmert drein und zerrte aufs neue am Bart. »Ich
hoffe, es wird nicht nötig sein«, sagte er leise.
    »Und ich hoffe, Ihre
Verhandlungen mit Mrs. Busby sind von Erfolg
gekrönt«, sagte ich höflich. »Nur eines noch: Vergessen Sie die Sache mit der
Abtreibung — und die Möglichkeit, Rhoda könne nochmals hierherkommen. Dann
vergesse ich vielleicht, Sie beim Sheriff zu erwähnen .«
    Seine Augen wurden hart, und
wenn ich gut genug gelauscht hätte, dann hätte ich wahrscheinlich seine Zähne
knirschen gehört.
    »Tut mir leid«, sagte ich,
»aber Rhoda hat einen wirklich guten Psychiater noch nötiger als Sie ihn haben .«
     
    Ich konnte Hannah singen hören,
ehe ich die Küchentür öffnete. Ich sparte mir das Anklopfen.
    Sie sang gerade »Yellow Submarine«. Ihre
Stimme war leise, aber deutlich, und sie wiederholte manche Zeilen, als finde
sie viel Gefallen an dem Liedchen.
    Ich trat auf das schäbige
Linoleum und ließ die Mückendrahttür hinter mir zufallen.
    Sie schrak zusammen und fuhr
herum.
    »Ein verrücktes Lied, nicht
wahr«, sagte ich. »Es hat keinen rechten Inhalt, aber es macht viel Spaß. Wenn
man in der Stimmung dazu ist .«
    »Mr. Roberts!« Sie schob ein
paar Haarsträhnen aus den Augen und furchte die Stirn. »Das hätten Sie nicht
tun sollen. Ich habe gerade Gemüse geputzt .« Sie
zeigte mir das Küchenmesser. »Ich hätte mich schneiden können .«
    »Sie nennen mich niemals
Randall«, sagte ich vorwurfsvoll. »Müssen wir uns immer so formell benehmen ?«
    »Nein, ich glaube nicht, Randall«,
sagte sie lächelnd.
    Ich betrachtete sie mir jetzt
genauer. Sie trug ein tailliertes rotes Kleid, das überm Knie endete. Es war
nicht ganz neu, aber zu Aldos Freude war es auch nicht gekauft worden. Es
zeigte ihre Kurven überdeutlich, und im Vergleich zu ihren beiden Schwestern
schnitt Hannah noch gut ab. Kleider machen Leute — und deutlich, daß es
zweierlei Geschlechter gibt.
    Mit
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