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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere
Autoren: Carsten Ness
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es so häufig vor sich hergeschoben, weil er gar nicht sicher war, wie er zu ihr stand, wie er seine Gefühle ihr gegenüber einordnen sollte. Die letzten Tage hatten in dieser Hinsicht für weitere Unsicherheiten gesorgt. Und ausgerechnet heute fragte ihn Marie.
    »Ich … es geht heute nicht. Ich … ich habe schon eine Einladung.« Er wusste, dass er nicht sehr souverän klang. Vor allem hatte er in diesem Augenblick Angst, Marie zu enttäuschen.
    »Aha, gut, von wem?«
    Er musste sich räuspern, sonst hätte er die Antwort nicht herausgebracht. »Hannah … Sobothy. Sie wollte mich zum Dank einladen.«
    Maries Blick lag lange auf ihm, und mit zunehmender Sorge versuchte er herauszufinden, was sich dahinter verbarg. Dann bemerkte er ein kleines Aufleuchten in ihren Augen. Gleichzeitig huschte ein Lächeln über ihre Lippen. Sie nahm ihn in die Arme und drückte ihn einmal ganz fest. Als sie ihn wieder losließ, sagte sie fast zärtlich: »Dann geht jetzt zu ihr«, und schob ihn sanft zur Treppe.

Epilog
    Markus Schilzenbach hatte sich bewusst früh auf den Weg nach Bitburg gemacht. Die Sitzung der Entwicklungsgesellschaft für den Bitburger Flughafen war kurzfristig anberaumt worden. Allerdings mussten sie an diesem Tag ohne ihren Gesellschafter Fernand Thill auskommen. Aus seinem Projektentwicklungsbüro hieß es wie schon seit Tagen, dass er geschäftlich in Ostasien unterwegs sei und man noch nicht absehen könne, wann er wieder zurückkomme. Selbst unter den zwei Handynummern, die er von Thill bekommen hatte, kriegte er ihn nicht persönlich. Er war gerade auf die B 51 gefahren, als in RPR eine Reportage über sein Flughafenprojekt angekündigt wurde. Er stellte das Radio lauter und hörte widerwillig zu, was die Reporterin Hannah Sobothy wohl Neues zu berichten hatte.
    Sollte es tatsächlich ein Zufall sein, dass die Gesellschafter der Entwicklungsgesellschaft des Bitburger Flughafens sich gerade heute in der Eifelstadt treffen? Das Flughafenprojekt ist seit Monaten in der Diskussion, kritische Stimmen gab es schon viele. Bislang hat der Aufsichtsratsvorsitzende Markus Schilzenbach alle Bedenken als projektschädigend abgetan. Auch als die immer wieder angekündigte millionenschwere Kapitaleinlage durch einen nie näher benannten Investor aus Fernost auf sich warten ließ, hatte es von seiner Seite lediglich Durchhalteparolen gegeben.
    Doch seit fast zwei Wochen ist nun der Hauptgesellschafter und Geschäftsführer der luxemburgischen Projektentwicklungsfirma, Fernand Thill, abgetaucht. In seinem Büro erfährt man nur von einer länger geplanten Geschäftsreise.
    RPR hat nachgeforscht und über Kontaktleute in China herausgefunden, dass der Investor sich zwischenzeitlich anders orientiert hat. Das bestreitet auch Thill nicht mehr, wie er uns in einem Telefoninterview sagte: »Ja, es stimmt, dass die bislang gemachten Finanzierungszusagen nicht mehr aufrechterhalten wurden. Aber wir sind bereits wieder in intensiven Gesprächen mit einer neuen Investorengruppe, die von dem Potenzial des Flughafens absolut überzeugt ist. Die Aussichten sind sehr gut, dass die Verhandlungen in Kürze zum Abschluss kommen.«
    Um wen es sich bei der von Thill genannten Investorengruppe handelt, wollte er uns allerdings nicht sagen. In Bitburg wird die Nachricht über ein vorläufiges Scheitern des Finanzierungsmodells wie eine Bombe einschlagen. Denn damit wird auch die geplante Übernahme der kommunalen Anteile am Flughafen in Frage gestellt. Die Ankündigung neuer Investoren wird deshalb eher auf Skepsis stoßen, auch wenn sich Schilzenbach auf Anfrage von RPR dazu nicht näher äußern wollte.
    Bereits in der Vergangenheit wurden Stimmen laut, die eine Abkehr von den Flughafenplänen hin zu einer alternativen Nutzung im Bereich regenerativer Energien forderten. Doch noch besitzt Thill die meisten Anteile, und ohne sein Votum ist keine Änderung der Marschrichtung am ehemaligen Militärflughafen möglich.
    Wir können dennoch gespannt sein, wie sich nach den neuesten Entwicklungen die verbliebenen Gesellschafter heute über die Zukunft des für die Region so wichtigen Infrastrukturprojektes verständigen werden.
    Vom Flugplatz Bitburg für RPR   1, Hannah Sobothy.
    Schilzenbach hatte während der Reportage die Ausfahrt zum Flughafenareal verpasst. Er nahm die nächste Abfahrt und kurvte durch das alte Gewerbegebiet über die Diesel- und Graf-Zeppelin-Straße zur Flugplatzstraße. Die Zeit benötigte er auch, um das
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