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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere
Autoren: Carsten Ness
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der Schulzeit sowieso, später manchmal
auch in den Ferien. Wir waren eine regelrechte Symbiose. Dann verliebte Marion
sich in einen Studenten und hatte plötzlich andere Interessen und Freunde.«
    Buhles
Aufmerksamkeit schien wieder zu sinken, was Thomas irritierte. Aber er war
froh, endlich reden zu können, zumal bislang keine verfänglichen Fragen kamen.
    Hinter den Kommissar
war kurz ein Kollege getreten, der Buhle leise etwas mitteilte. Buhle nahm es
ohne sichtliche Regung zur Kenntnis. »Aha, Herr Steyn, und …?«
    »Wie, und?«
    »Herr Steyn, Sie
haben in der Schilderung Ihrer Beziehung zu dieser Marion Spiegelrodt oder
Schroeder vor etwa zwei Jahrzehnten aufgehört. Sie sehen mich höchst gespannt,
wie es weiterging.«
    Thomas hatte den
Faden verloren. Hatte er schon den gemeinsamen Atlantikurlaub erwähnt?
Vielleicht sollte er ihn ohnehin übergehen.
    »Nach dem Abi ging
Marion nach Berlin, wohnte zuerst bei einer Cousine. Wir verloren uns schnell
aus den Augen. Sie war mehrmals umgezogen, und ich wusste nicht mehr, wo sie
wohnte. Als sie mich dann vor ein paar Monaten bei ›wkw‹ ansprach, habe ich
zunächst gar nicht gewusst, welche Marion das am anderen PC sein sollte.«
    »Nutzen Sie häufig
soziale Netzwerke wie ›wer-kennt-wen‹?«
    »Eigentlich nicht.
Ist manchmal aber ganz interessant, was Bekannte und Geschäftspartner so
machen.«
    »Sie haben also
schon früher Kontakt mit ehemaligen Schulfreunden oder besser Schulfreundinnen
gesucht?«
    »Nein, die Leute aus
der Schulzeit interessieren mich nicht sonderlich. Wie schon gesagt war es auch
Marion, die mich irgendwie ausfindig gemacht hatte.«
    »Stimmt, das hatten
Sie erwähnt. Wie haben Sie dann erkannt, welche Marion es war?«
    »Als sie unseren
alten Code nannte, hat es bei mir geklingelt.«
    »Code?«
    Buhle war abgelenkt,
weil jetzt ständig Beamte an ihn herantraten, um ihm leise ihre Meldungen zu
erstatten. Obwohl Thomas versuchte, den Inhalt von den Lippen abzulesen, bekam
er nur einzelne, nicht zusammenhängende Wortfetzen mit, auf die er sich keinen
Reim machen konnte.
    »Ja. Wir hatten
einen Code für bestimmte Situationen. Wenn wir überzogen hatten und die
Stimmung kippte, war es das Zeichen zum Abhauen. Wenn uns etwas zu langweilen
drohte, war es der Startschuss, etwas loszumachen. Marion war der Code zwar
egal, aber für mich war es ein Stück Sicherheit, dass sie auch mitzog.«
    »Mein Kompliment,
Herr Steyn.« Buhle hatte sich langsam vom Türrahmen gelöst und kam auf Thomas
zu, bis er kaum noch einen Meter von ihm entfernt wieder regungslos verharrte.
Die blauen Augen hatten ihre Farbe leicht ins Graue verändert und blickten
Thomas schonungslos direkt an.
    »Anfangs hatte ich
Ihnen diese hervorragend gemimte Orientierungslosigkeit fast abgenommen. Ist ja
schließlich auch nicht ganz unbegründet nach einem solchen Ereignis.«
    Ereignis? Wie konnte
Buhle den Mord ein Ereignis nennen? Thomas fröstelte es angesichts dieser
grenzenlosen Beherrschtheit des Kriminalisten. Die nun folgende Veränderung in
der Stimme Buhles ließ ihn aber wie einen schockgefrorenen Wassertropfen
innerhalb eines Augenblicks erstarren.
    »Die Tote ist
vermutlich vergewaltigt worden, Herr Steyn, bevor sie mit sieben Messerstichen
brutal ermordet wurde. Sperma findet sich in ausreichender Menge in der Vagina
der Leiche, auf der Bettdecke im Gästezimmer und … in Spuren in Ihrem
Schlafanzug, den wir auf dem Bett in Ihrem Schlafzimmer gefunden haben. Wenn
die Proben übereinstimmen, Herr Steyn, dann können Sie sich in einer sehr
übersichtlichen Zelle weitere Anekdoten von plötzlich auftretenden
Jugendfreundinnen ausdenken.«
    Die Anschuldigung
kam so unvermittelt, dass sogar das leichte Zittern der Hände, das seit dem
Griff zum Telefonhörer nicht mehr gewichen war, schlagartig endete. Thomas
wollte schlucken, doch nicht mal dieser Reflex funktionierte.
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