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Kein Schatten ohne Licht

Kein Schatten ohne Licht

Titel: Kein Schatten ohne Licht
Autoren: Michelle Guenter
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Büro betrat.
    Melica kannte ihn nicht. Angst hatte sie jedoch keine. Er sah vollkommen harmlos aus. Dass er ihr auch noch ein ehrfürchtiges Lächeln schenkte, sorgte auch nicht gerade dafür, dass er eine Hauptrolle in ihren Alpträumen gewann.
    „ Melica. Gregor“, grüßte er sie mit einem Nicken, bevor er Letzteren unsicher ansah: „D u hast mich rufen lassen?“
    „ Erik.“ Aus irgendeinem, für Melica nicht gerade nachvollziehbaren, Grund klang Gregor wütend. „Du erinnerst dich, worüber wir gesprochen haben? Du kennst den Plan?“
    „ Natürlich“, antwortete Erik schnell, schließ ohne ein weiteres Wort die Tür und lehnte sich dann betont lässig dagegen. Zu lässig. Melicas Misstrauen rief beinahe schon körperliche Schmerzen in ihr hervor, doch sie bemühte sich fieberhaft, sich nichts davon anmerken zu lassen. Sie verstand nicht, was passierte. Alles wirkte falsch, aufgesetzt, wie ein schlechter Film mit absolut schlechten Schauspielern.
    Doch es war kein Film, sondern Realität und nichts, was Melica tun könnte, würde irgendetwas daran ändern. Die Endgültigkeit dieses Gedankens erschreckte sie. Dabei war sie nicht einmal zum ersten Mal in einer solchen Situation. Auch Luzius hatte mit ihrer Hilfe die Menschen unterwerfen wollen. Eigentlich waren Gregor und Luzius wie Zwillinge. Und doch. Etwas Entscheidendes unterschied die beiden voneinander. Vor Luzius hatte sie sich niemals gefürchtet.
    Melica schluckte schwer, suchte zögerlich Gregors Blick. „Ich werde euch nicht dabei helfen, die Menschen zu unterwerfen.“ Sie klang entschlossener als sie befürchtet hatte.
    Gregor schüttelte leicht den Kopf. „Ach Kindchen. Du weißt doch gar nicht, was du da sagst. Tu dir selbst den Gefallen und nutze diesen geschenkten Tag, um dir darüber klar zu werden, was deine Ziele sind. Nutze ihn dafür, um darüber nachzudenken, wen und was du alles verlörest, würdest du dich gegen mich entscheiden.“
    Obwohl er ganz ruhig gesprochen hatte, lösten seine Worte einen Schauer der Beklommenheit in ihr aus. Bedrohlich, mit spürbarer Wut in den Tiefen seines Herzens. „Verlieren?“, fragte sie dann leise. Runzelte die Stirn. War sie dumm, weil sie nicht verstand, was er ihr damit sagen wollte?
    „ Denkst du wirklich, all deine Freunde würden sich von mir abwenden?“, fragte Gregor deutlich amüsiert. „Jonathan beispielsweise. Der Junge ist immer meiner Meinung. Er würde dich ohne mit der Wimper zu zucken töten, würde ich dies von ihm verlangen.“
    „ Das glaube ich nicht“, antwortete Melica sofort. Er log. Eine andere Erklärung gab es nicht. Sie hatte sich immer gut mit Livs Verlobten verstanden.
    Gregor lächelte schwach. „Du kennst ihn doch gar nicht, mein Kind. Deine Erinnerungen sind alle magisch von deiner Mutter manipuliert worden. Keine Einzige ist echt, keine einzige Sekunde, an die du dich zu erinnern glaubst, hat wirklich stattgefunden. Mit Ausnahme natürlich der Momente, die sich in deinem Zuhause abgespielt haben, zu der Zeit, in der sich Jonathan als Verlobter deiner Schwester ausgegeben hat, um dich unter Kontrolle halten zu können. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem dich Luzius entführt hat, haben wir dich keinen Moment aus den Augen gelassen. Durch Jonathan habe ich dich immer beeinflussen können. Schließlich hat Jonathan als dein Mentor uneingeschränkte Macht über dich. Was er sagt, musst du tun, dir bleibt gar keine andere Wahl. Er und du... ihr seid beide nur meine Marionetten gewesen.“
    Melica hasste ihren Verstand. Warum musste er nur einsehen, dass Gregors Worte Sinn machten? Warum musste er nur erkennen, dass er doch die Wahrheit sprach? Sie hätte ihr Leben für diese Lüge gegeben! „Trotzdem. Es... es ist nur Jonathan“, antwortete Melica mit krächzender Stimme. „Es mag hart klingen, doch ich kann auf ihn verzichten. Vor allem, weil du recht hast. Ich kenne ihn wirklich nicht. Doch alle anderen... Meine Mutter, Liv, Paula. Tizian. Stefan und Jim. Keiner von ihnen würde einem Menschen jemals auch nur ein Haar krümmen.“
    „ Du weißt ja gar nicht, wie falsch du damit liegst. Deine Familie wird hinter dir stehen, das ist mir vollkommen bewusst. Vielleicht werden sich Tizian und Stefan ebenfalls für deine Seite entscheiden. Beide habe ich nie vollständig für mich gewinnen können. Doch Jim? Der Junge weiß, was gut für ihn ist. Er ist genauso wie Jonathan: ein treuer Hund, der nach meiner Aufmerksamkeit lechzt. Du wirst dich nicht daran erinne
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